Insulin spritzen bei Diabetes mellitus

Definition: Was versteht man unter „Insulin spritzen“?

Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt. Es wird normalerweise in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kann es notwendig sein, Insulin von außen zuzuführen.

Insulin kann nicht oral (über den Mund), also zum Beispiel als Tablette, aufgenommen werden, weil die Magensäure es abbauen würde. Deshalb ist ein insulinpflichtiger Diabetiker darauf angewiesen, das Insulin mehrmals täglich zu spritzen, um seinen Blutzuckerspiegel im Zielbereich zu halten.

Durchführung: Wie wird Insulin gespritzt?

Insulin lässt sich mit „herkömmlichen“ Spritzen oder mit Spritzhilfen, sogenannten Pens, verabreichen. Pens werden heutzutage häufig verwendet, weil sie einfach zu handhaben sind. Insulin wird meist ins Fettgewebe am Bauch oder Oberschenkel gespritzt. Bei der Spritze zieht man die nötige Menge Insulin aus einer Flasche auf. Beim Pen ist es möglich, die gewünschte Dosis durch Einstellung an einem Drehknopf des Pens festzulegen.

Beim Spritzen von Insulin – egal ob mit Spritze oder Pen – ist es wichtig, auf Hygiene zu achten: saubere Hände, saubere Spritze beziehungsweise sauberer Pen und saubere Injektionsstelle.

Um das Insulin ins Unterhaut-Fettgewebe (subkutan) zu spritzen, hebt man die Haut etwa zwei Zentimeter an, sodass eine Hautfalte entsteht. Die Nadel der Spritze beziehungsweise den Pen führt man dann an der gewünschten Injektionsstelle ein. Bei der Spritze wird der Kolben hineingedrückt, bis sie leer ist. Beim Pen drückt man nur auf einen Knopf und das Insulin wird abgegeben. Anschließend lässt man die Haut los und zieht die Nadel heraus. Nach dem Entfernen der Nadel sollte man nicht die Haut reiben.

Alternativ kann das Insulin auch über eine Pumpe verabreicht werden, die am Körper (meist am Bauch) getragen wird. Die Insulin-Pumpe gibt ständig Insulin in das Gewebe ab und hält so den Blutzucker konstant. Zu den Mahlzeiten werden Extra-Dosierungen Insulin verabreicht. Der Diabetiker ist weiterhin darauf angewiesen, den Blutzucker selbst zu messen und die zusätzliche Insulin-Dosis zu berechnen.

Anwendungsgebiete: Wann ist das Spritzen von Insulin notwendig?

Insulin wird immer dann gespritzt, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist, das Hormon selbst herzustellen oder wenn es nicht mehr ausreichend wirkt. Dies ist vor allem beim sogenannten insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ 1 notwendig. Bei dieser, auch als „jugendlicher Diabetes“ bezeichneten Form der Zuckerkrankheit, bildet die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug oder gar kein Insulin.

Auch bei Diabetes Typ 2, früher „Altersdiabetes“ genannt, kann das Spritzen von Insulin nötig werden, wenn alle anderen Therapiemaßnahmen (zum Beispiel Abnehmen, Ernährungsumstellung, Bewegung, orale Antidiabetika) nicht helfen. Nach der operativen Entfernung der Bauchspeicheldrüse (zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)) ist ebenfalls das lebenslange Spritzen von Insulin notwendig.

Risiken und Komplikationen: Welche Risiken birgt das Spritzen von Insulin?

Bei sachgemäßem Spritzen von Insulin sind in der Regel keine größeren Komplikationen zu erwarten. Da Insulin mehrmals täglich injiziert wird, kann es an der Stelle des Einstichs zu Hautreizungen, Entzündungen, Blutergüssen (Hämatom) und – wenn Bakterien oder andere Erreger in die Einstichstelle gelangen – zu Infektionen kommen. Um dies zu vermeiden, ist eine gute Hygiene wichtig. Außerdem ist es ratsam, die Injektion jedes Mal an einer anderen Stelle vorzunehmen. Dies gilt vor allem, wenn die Haut bereits gereizt oder geschädigt ist.

Wird beim Spritzen von Insulin die Dosis zu hoch berechnet, kann eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) die Folge sein. Auch Sport, Alkoholkonsum oder eine zu geringe Aufnahme von Kohlenhydraten sind mögliche Ursachen einer Unterzuckerung. Die Symptome einer Hypoglykämie sind unter anderem Heißhunger, Herzrasen, Unruhe, Zittern, kalter Schweiß und Bewusstlosigkeit. Zu Beginn einer Insulintherapie treten manchmal leichte Sehstörungen auf, die nach einigen Tagen wieder zurückgehen.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Brit Neuhaus, Dr. med. M. Waitz
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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Evidenzbasierte Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft: Therapie des Diabetes mellitus Typ 1. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 057/013 (Stand: 09/2011)
Häring HU et al. Diabetologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2011
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 11/2017)
Nationale VersorgungsLeitlinien von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung et al.: Nationale VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes. AWMF-Leitlinien-Register Nr. nvl-001g (Stand: 08/2013)