Verhütung

Verhütungsmittel: Welche Mittel zur Verhütung gibt es?

Als Verhütung gelten alle Maßnahmen, die eine Schwangerschaft durch Geschlechtsverkehr verhindern. Je nach ihrer Wirkweise unterscheidet man chemische, mechanische und hormonelle Verhütungsmittel sowie die Sterilisation als dauerhafte Verhütung. Auch die Verhütung mit Methoden der natürlichen Familienplanung ist verbreitet.

  1. Hormonelle Verhütung

Hormonelle Verhütungsmittel wirken, indem künstliche Hormone Einfluss auf den Monatszyklus der Frau nehmen. Die natürlichen, körpereigenen Hormone steuern den Monatszyklus und sind verantwortlich für die „fruchtbaren Tage“, also die Tage um den Eisprung (Ovulation), in denen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft besonders hoch ist. Die Anwendung der verschiedenen hormonellen Verhütungsmittel ist unterschiedlich, die Wirkweise aber bei allen Methoden ähnlich: Sie verhindern den Eisprung und behindern zusätzlich das Fortkommen der Spermien und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Wegen Ihrer Wirkung auf den Eisprung bezeichnen Mediziner hormonelle Verhütungsmittel auch als „Ovulationshemmer“.

Anti-Baby-Pille

Die Anti-Baby-Pille (kurz „Pille“) ist – richtig angewendet – eines der sichersten Verhütungsmittel und wird deshalb sehr häufig benutzt. Es handelt sich um eine täglich einzunehmende Tablette, die eine Kombination der Hormone Gestagen und Östrogen enthält. Die Hormone unterdrücken den Eisprung und verhindern, dass sich die Gebärmutterschleimhaut ausreichend aufbaut – dadurch kann sich ein befruchtetes Ei nicht einnisten. Außerdem machen Anti-Baby-Pillen den Schleim am Gebärmutterhals zäher; Spermien kommen nur noch schwer hindurch. Die verschiedenen Arten der Pille unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Hormonzusammensetzung. Bei der gängigsten Pille, der Mikropille, sind die Hormone sehr niedrig dosiert. Die Minipille enthält als Wirkstoff nur das Hormon Gestagen.

Drei-Monats-Spritze

Bei dieser Verhütungsmethode wird eine größere Dosis des Hormons Gestagen injiziert. Die Drei-Monats-Spritze wirkt wie die Pille, verhindert also den Eisprung und bildet einen zähen, undurchlässigen Schleim am Gebärmutterhals. Alle drei Monate setzt der Frauenarzt die Spritze neu. In dieser Zeit findet keine Monatsblutung statt.

Verhütungsstäbchen

Ein Kunststoffstäbchen von der Größe eines Streichholzes, das Gestagen enthält, wird unter die Haut implantiert. Dafür eignet sich in der Regel die Innenseite des Oberarms. Anschließend wird für etwa einen Tag ein Druckverband angelegt. Das Verhütungsstäbchen ist von außen nicht sichtbar und ist etwa drei Jahre lang wirksam. Danach entfernt der Arzt das Stäbchen in einem erneuten kleinen Eingriff. Das Verhütungsstäbchen gilt als die sicherste Verhütungsmethode.

Verhütungsring

Der flexible Kunststoffring lässt sich in die Scheide einführen und vor dem Muttermund platzieren. Hier gibt er eine gleichmäßige Dosis der Hormone Gestagen und Östrogen ab, wirkt also wie die Anti-Baby-Pille. Nach drei Wochen kann der Verhütungsring leicht wieder aus der Scheide entfernt werden – die Monatsblutung setzt ein.

Verhütungspflaster

Das Verhütungspflaster wird auf die Haut geklebt und gibt von dort kontinuierlich die Hormone Gestagen und Östrogen ab. Das Pflaster wird drei Wochen lang getragen, wobei es jede Woche einmal gewechselt werden muss. In der anschließenden einwöchigen Pause setzt die Monatsblutung ein.

Hormonspirale (Intrauterinpessar)

Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Spiralen: Die Kupferspirale und die Hormonspirale. Die Kupferspirale besteht aus einem T- oder Anker-förmigen Kunststoff-Stäbchen, das von einem feinen Kupferdraht umwickelt wird. Die Kupferspirale gibt kleine Mengen Kupfer in die Gebärmutter ab, welcher die Gebärmutter-Schleimhaut und den Schleim am Muttermund verändert. Außerdem schränkt die Spirale die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien ein.
Hormonspiralen wirken, indem sie permanent kleine Mengen an Hormonen (Gestagenen) in die Gebärmutter abgeben. Die Hormone wirken vor allem auf den Schleim im Gebärmutterhals, indem sie ihn verdicken und das Milieu so verändern, dass Spermien nicht mehr so gut in die Gebärmutter aufsteigen können. Zusätzlich unterdrücken die Hormone das Wachstum der Gebärmutter-Schleimhaut und verhindern so, dass sich ein befruchtetes Ei in der Gebärmutter einnisten kann.

  1. Mechanische Verhütung

Kondom

Kondome sind das einzige wirksame Verhütungsmittel, das auch vor Infektions- und Geschlechtskrankheiten schützt. Sie bestehen meist aus Latex oder allergenfreien Materialien. Man muss das Kondom vor dem Geschlechtsverkehr vorsichtig aus der Packung entnehmen und über den erigierten Penis rollen. Die Spermien verbleiben im Kondom.

Kondom für die Frau

Das Kondom für die Frau ist hierzulande weniger gebräuchlich. Es ist etwa 18 Zentimeter lang, besteht aus dem Kunststoff Polyurethan und wird vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt. Der „Schlauch“ sitzt in der Scheide vor dem Muttermund. Auch dieses Kondom bietet neben der Verhütung Schutz vor Geschlechts- und Infektionskrankheiten.

 

Diaphragma

Das Diaphragma sieht aus wie ein kleiner Hut und besteht aus Latex. Es wird vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt. Wenn es richtig sitzt, also vor dem Gebärmutterhals, verhindert es, dass Spermien in die Gebärmutter dringen können. Es empfiehlt sich, das Diaphragma zusammen mit einem spermienabtötenden Mittel zu benutzen. Sechs bis zwölf Stunden nach dem Geschlechtsverkehr sollte man es herausnehmen und gründlich reinigen. Damit es richtig sitzt, muss es vom Frauenarzt angepasst werden.

Portiokappe

Die Portiokappe funktioniert ähnlich wie das Diaphragma – sie wird also vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt und vor den Muttermund gesetzt. Allerdings sitzt sie nicht an der Scheidenwand, sondern direkt über dem Muttermund, an dem sie sich festsaugt und ihn „luftdicht“ verschließt.

  1. Chemische Verhütung

Chemische Verhütungsmittel wirken vielfältig: Sie töten Spermien und schränken deren Beweglichkeit ein. Außerdem verhindern sie, dass Spermien in die Gebärmutter eindringen, indem sie den Muttermund verschließen. Die Sicherheit dieser Art der Verhütung ist aber nur in Kombination mit mechanischen Verhütungsmitteln gewährleistet – beispielsweise als Ergänzung zum Diaphragma oder Kondom. Chemische Verhütungsmittel sind in Form von Zäpfchen, Schaum, Gel oder auch Tabletten erhältlich und wirken etwa 30 bis 60 Minuten.

  1. Sterilisation

Die Sterilisation lässt sich sowohl bei der Frau als auch beim Mann durchführen. Bei der Frau durchtrennt der Arzt in einer Operation die Eileiter, beim Mann die Samenleiter (Vasektomie). Beide Eingriffe haben keinen Einfluss auf die Hormone oder die Libido, sind aber nur für Paare geeignet, die keinen Kinderwunsch haben, da eine Sterilisation nur schwer oder gar nicht rückgängig zu machen ist.

  1. Verhütung durch natürliche Familienplanung (NFP)

Die Verhütung durch natürliche Familienplanung eignet sich in erster Linie zur Familienplanung. Das bedeutet, dass sich anhand verschiedener Methoden die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Monatszyklus errechnen lassen. Während der fruchtbaren Tage besteht die Verhütung in Enthaltsamkeit. Mit folgenden Verfahren lassen sich Aussagen über die fruchtbaren Tage treffen:

  • Kalendermethode: Ableitung der fruchtbaren Tage anhand der Zykluslänge
  • Temperaturmethode: Messen der morgendlichen Körpertemperatur
  • Schleimstrukturmethode: Selbstuntersuchung des Zervikalschleims
  • Symptothermale Methode: Selbstuntersuchung des Muttermunds
  • Computer mit Hormonmessung: Bestimmung der fruchtbare Tagen anhand der Hormonkonzentration im Morgenurin

    6.  Nidationshemmer (die „Pille danach“)

Die „Pille danach“ ist eine Notfallverhütung. Sie kann eine Schwangerschaft bei rechtzeitiger Anwendung mit hoher Sicherheit verhindern, wenn die normale Verhütungsmethode fehlgeschlagen ist, also beispielsweise, wenn ein Kondom gerissen ist. Die „Pille danach“ verzögert den Eisprung um etwa fünf Tage. Das entspricht in etwa der Zeit, nach der die noch in der Scheide oder der Gebärmutter befindlichen Spermien ihre Fruchtbarkeit verloren haben. Hat sich jedoch bereits ein befruchtetes Ei in die Gebärmutter eingenistet, ist die Pille unwirksam. Sie führt also nicht zu einem Schwangerschaftsabbruch. Die beste Wirksamkeit zeigt die „Pille danach“, wenn sie innerhalb von 12 Stunden – bis maximal 72 Stunden – nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Nidationshemmer eignen sich nicht als regelmäßige Verhütungsmethode.

Komplikationen: Was muss bei der Verhütung beachtet werden?

Hormonelle Verhütungsmittel, insbesondere die Anti-Baby-Pille, können eine Reihe von Nebenwirkungen mit sich bringen, wie zum Beispiel:

Gleichzeitig kann sich die Anti-Baby-Pille aber auch positiv auswirken, weil sie zum Beispiel den Zyklus reguliert, gegen Menstruationsbeschwerden und unreine Haut hilft. Ihre Wirksamkeit kann durch Anwendungsfehler beeinträchtigt werden: Bei gleichzeitiger Anwendung von Antibiotika, bei Erbrechen oder Durchfall (Diarrhö) ist ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Die Minipille sollte täglich zur selben Zeit eingenommen werden – sonst ist ihre Wirksamkeit nicht mehr garantiert. Generell hat sie einen niedrigeren Schutz als Kombinationspräparate, ist aber auch besser verträglich.

Die Spirale kann das Risiko für Eileiterentzündungen und andere Infektionen erhöhen. Reizungen oder Entzündungen sind beim Gebrauch von chemischen Verhütungsmitteln möglich. Insbesondere bei der mechanischen Verhütung kommt es auf die richtige Anwendung an. Die Sterilisation empfiehlt sich nur, wenn die Familienplanung bereits abgeschlossen ist oder medizinische Gründe dafür sprechen. Nach der Durchtrennung der Samenleiter können sich noch für etwa ein halbes Jahr Spermien im Ejakulat befinden. Deshalb ist es sinnvoll, zunächst noch andere Verhütungsmethoden zu benutzen. Die Methoden der natürlichen Familienplanung eignen sich nur für Frauen, die das damit verbundene Risiko einer Schwangerschaft auf sich nehmen wollen.

Die „Pille danach“ ist keine Verhütung im eigentlichen Sinn, sondern nur im Notfall einzusetzen. Haben andere Verhütungsmethoden versagt, kann innerhalb von 72 Stunden ein gestagenhaltiges Präparat eingenommen werden, das die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter verhindert. Mögliche Nebenwirkungen der „Pille danach“ sind unter anderem Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen.

Sicherheit: Wie sicher ist Verhütung?

Der Pearl-Index (PI) bezeichnet, wie sicher einer Verhütungsmethode ist. Er beschreibt, wie viele von hundert Frauen innerhalb eines Jahres trotz der Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode schwanger geworden sind. Wurden also in einem Jahr fünf Frauen schwanger, beträgt der Pearl-Index 5. Der Pearl-Index ist nur unter der Voraussetzung gültig, dass die Verhütung korrekt angewendet wird.

Pearl-Indizes der einzelnen Methoden:

Pille: 0,2 – 0,5 (Minipille: 0,5 – 3)

Gestagen-Pille: 0,14

Drei-Monats-Spritze: 0,3 – 3,6

Verhütungsstäbchen: 0-0,08

Vaginalring: 0,4 – 0,65

Verhütungspflaster: 0,72 – 0,9

Hormonspirale: 0,16

Kupferspirale: 1,5 – 3,0

Kondom: –2-15 (die Sicherheit hängt wesentlich von der richtigen Anwendung ab)

Kondom für die Frau: –5 – 25 (die Sicherheit hängt stark von der richtigen Anwendung ab)

Diaphragma: – 1 – 20 (die Sicherheit hängt stark von der richtigen Anwendung ab)

Portiokappe: 2 – 7 (höhere Sicherheit in Kombination mit Spermiziden)

Chemische Verhütungsmittel: 3 – 25

Sterilisation der Frau: 0,1 – 0,2

Sterilisation des Mannes: 0,2 – 0,5

Weitere Informationen

Web-Tipps:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.sexualaufklaerung.de
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.familienplanung.de
Frauenärzte im Netz: www.frauenaerzte-im-netz.de
Buch-Tipps:
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Autor: Karin Wunder, Dr. med. M. Waitz
medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum der letzten Aktualisierung: März 2018
Quellen:
Berufsverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 03/2018)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.familienplanung.de (Abruf: 03/2018)
Haag, P. et al.: Gynäkologie und Urologie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): Empfängnisverhütung. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 015/015 (Stand: 09/2010)