Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie)

Definition: Was ist eine Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie)?

Die Kapsel-Endoskopie, auch Video-Kapsel-Endoskopie genannt, ist eine spezielle Form der Spiegel-Untersuchung (Endoskopie). Sie erfolgt im Gegensatz zu einer konventionellen Magenspiegelung (Gastroskopie) oder Darmspiegelung (Koloskopie) nicht mit einem schlauchförmigen Endoskop, sondern mittels einer ca. 26 x 11 mm großen Kapsel, die mit Batterien, einem Sender, einer Lichtquelle sowie einer winzigen Videokamera ausgestattet ist.

Durchführung: Wie wird eine Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie) durchgeführt?

Die Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie) kann in einer speziellen Praxis für Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenterologie) oder in einer Klinik durchgeführt werden. Am Morgen der Untersuchung muss man die Videokapsel mit etwas Wasser schlucken. Die Kapsel wandert dann durch den gesamten Verdauungstrakt: die Speiseröhre, den Magen, den Dünndarm und den Dickdarm, bis sie auf natürlichem Weg mit dem Stuhl wieder ausgeschieden wird. Die Kapsel wird nicht wiederverwendet und muss nicht aufbewahrt werden.

Während der Passage durch den Verdauungstrakt nimmt die Video-Kapsel über sechs bis zwölf Stunden jeweils zwei Bilder pro Sekunde auf. Diese werden von einem Aufnahmegerät, das man am Körper trägt, gesendet und gespeichert. Während der Untersuchung kann man seinen alltäglichen Verrichtungen nachgehen. Abends legt man das Aufnahmegerät wieder ab und bringt es am nächsten Morgen in die Praxis oder Klinik zurück. Dort wird es an einen Computer angeschlossen und der Arzt wertet die Videobilder aus dem Verdauungstrakt aus.

Für die Kapsel-Endoskopie ist, wie bei der Darmspiegelung, ein Vorbereitungstag notwendig, um den Verdauungstrakt gründlich zu reinigen. An diesem Tag darf man nur ein leichtes Frühstück zu sich nehmen und anschließend nichts mehr essen. Man muss ein Abführmittel einnehmen und ausreichend Flüssigkeit (z.B. Mineralwasser, Tee) trinken. Am Untersuchungsmorgen darf man nur trinken. Bevor die Videokapsel geschluckt wird, ist ein Mittel einzunehmen, welches die Magen-Darm-Tätigkeit anregt. Danach wird man mit dem Aufnahmegerät ausgestattet und schluckt anschließend die Kapsel.

Anwendungsgebiete: Was sind die Anwendungsgebiete der Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie)?

Die Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie) ist besonders gut geeignet, um Veränderungen oder Blutungen in den Abschnitten des Dünndarms, die durch die konventionelle Magenspiegelung und Darmspiegelung nicht erreichbar sind, zu entdecken.

Wie die konventionelle Darmspiegelung, kann die Kapsel-Endoskopie unter anderem eingesetzt werden zur Diagnose und Früherkennung von:

Auch bei unklaren Beschwerden wie anhaltendem Durchfall (Diarrhö), Verstopfung (Obstipation), Blutungen und Bauchschmerzen kann die Kapsel-Endoskopie helfen, die Ursache der Beschwerden ausfindig zu machen.

Risiken und Komplikationen: Welche Risiken birgt eine Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie)?

Die Kapsel-Endoskopie (Video-Kapsel-Endoskopie) ist ein risikoarmes Verfahren, das von vielen Patienten schonender empfunden wird als eine konventionelle Darmspiegelung mit einem Endoskop. Es können jedoch nur Patienten mit der Kapsel untersucht werden, bei denen keine Engstellen im Darm (Stenosen) oder ein Darmverschluss (Ileus) zu erwarten oder bei denen Darmdivertikel bekannt sind.

Da noch zu wenig Erfahrung über die Risiken der Kapsel-Endoskopie bei Schwangeren, Menschen mit Herzschrittmachern und Patienten nach Darmoperationen vorliegen, wird die Untersuchung bei ihnen nicht empfohlen.

Ein Nachteil der Kapsel-Endoskopie ist, dass sich – im Gegensatz zur konventionellen Darmspiegelung – keine Gewebeproben (Biopsie) entnehmen und kleine Eingriffe vornehmen lassen, beispielsweise die Entfernung von Darmpolypen. Die Kapsel-Endoskopie ist daher ausschließlich zu diagnostischen Zwecken geeignet.

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Autor: Dipl.-Biol. Ulrike Pickert, Dr. med. M. Waitz
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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, 2017
Riemann, J.F.: Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2010