AIDS und HIV

Ursachen: Was sind die Ursachen von AIDS und HIV?

Unter AIDS (Aquired Immunodeficiency Syndrome = Erworbenes Immunschwächesyndrom) versteht man das Endstadium einer Immunschwächekrankheit, die durch eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (Typ 1 und 2), kurz HIV, verursacht wird. Nach der Ansteckung mit HIV folgt ein Latenzstadium von etwa acht bis zwölf Jahren. In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper und zerstört die Zellen des Immunsystems (Abwehrkräfte).

HIV wird hauptsächlich durch den Austausch von Vaginalflüssigkeit und/oder Sperma beim ungeschützten homo- oder heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen. Eine Übertragung des HI-Virus ist aber auch über das Blut möglich, etwa bei infizierten Blutkonserven oder beim gemeinsamen Benutzen von Injektionsnadeln. HIV ist auch von infizierten Müttern auf die Kinder übertragbar, zum Beispiel während der Schwangerschaft, beim Geburtsvorgang oder nach der Geburt durch die Muttermilch. Eine Ansteckungsgefahr über Speichel, Tränen, Schweiß oder Urin besteht normalerweise nicht, weil die Virusmenge in diesen Körperflüssigkeiten sehr gering ist.

Beschwerden: Wie äußern sich AIDS und HIV?

Die Krankheitsbilder von AIDS und HIV werden in drei Krankheitsphasen eingeteilt:

Akute Phase (Primärinfektion)

Nach einer Infektion mit HIV treten zunächst in der Regel keine Symptome auf. Eine bis sechs Wochen später bricht bei etwa einem Drittel der Infizierten ein Infekt aus, der einer Grippe (Influenza) ähnelt. Begleitet wird er häufig von Fieber, Lymphknotenschwellungen, schmerzhaften Schluckbeschwerden, Abgeschlagenheit, und Durchfall. Selten treten Anzeichen einer Hirnhautentzündung (Meningitis) auf. Nach etwa zwei bis drei Wochen verschwinden die Symptome wieder.

Latenzphase

Die Latenzphase schließt sich an die primäre Phase an. Sie kann Monate bis Jahre dauern und verläuft häufig ohne auffällige Symptome. Mit zunehmender Schwächung des Immunsystems können jedoch Beschwerden wie Gewichtsverlust, Durchfälle (Diarrhö), Fieber, Hautkrankheiten wie Pilzinfektionen, bakterielle Infektionen, Gürtelrose (Herpes zoster) oder Veränderungen der Mundschleimhaut auftreten.

AIDS

AIDS tritt ein, wenn das Immunsystem so geschwächt ist, dass es sich nicht mehr gegen Krankheitserreger wehren kann. In dieser Phase kommt es zur Auszehrung (Kachexie), die zu starkem Gewichtsverlust führt. Schwere Herpes-Infektionen, Infektionen innerer Organe und des Zentralen Nervensystems, Hauterkrankungen, sowie Tumoren an Haut und Schleimhäuten zählen zum typischen Krankheitsbild von AIDS. Das Kaposi-Sarkom, ein braun-bläulicher bösartiger Tumor auf Haut und Schleimhäuten sowie wiederholte Lungenentzündungen (Pneumonie) und eine Tuberkulose (Schwindsucht) können ebenfalls im Rahmen von AIDS auftreten.

Diagnose: Wie werden AIDS und HIV diagnostiziert?

Eine Infektion mit HIV lässt sich nur über einen Bluttest diagnostizieren. Bei den typischen Symptomen oder wenn der Verdacht auf HIV oder AIDS naheliegt, empfiehlt sich daher ein HIV-Test. Je früher eine Infektion diagnostiziert und mit der Behandlung begonnen wird, desto günstiger ist die Prognose. In der Regel wird ein sogenannter ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent Assay) durchgeführt. Damit lassen sich sechs Wochen (bei älteren Testsystemen: drei Monate) nach der Infektion Antikörper gegen das HI-Virus im Blut nachweisen.

Wenn der HIV-Test positiv ausfällt, wird zusätzlich ein Bestätigungstest, zum Beispiel mittels eines Western-Blots, durchgeführt. Ist auch er positiv, gilt die HIV-Diagnose als gesichert. Bei einem negativen Bestätigungstest ist eine HIV-Infektion ausgeschlossen. In Einzelfällen ist ein direkter Nachweis von HI-Viren (RT-PCR-Test) notwendig. Seit einiger Zeit sind auch HIV-Schnelltests für den Heimgebrauch auf dem Markt. Da es bei diesen Tests jedoch zu einer falschen Handhabung und damit zu einem verfälschten Testergebnis kommen kann, ist es ratsam, bei Verdacht auf eine HIV-Infektion einen HIV-Test beim Arzt oder anonym beim Gesundheitsamt durchführen zu lassen.

Behandlung: Wie können AIDS und HIV behandelt werden?

Vor Beginn der HIV-Behandlung ist eine umfassende Aufklärung über die Krankheit maßgeblich. Hierfür empfehlen sich spezialisierte Behandlungszentren, die es mittlerweile in allen größeren Städten gibt. Da eine HIV-Infektion nicht heilbar ist, konzentriert sich die Therapie darauf, die Krankheitssymptome zu lindern und den Ausbruch von AIDS so lange wie möglich hinauszuzögern. Dies gelingt mithilfe sogenannter antiretroviraler Medikamente, die die Virusvermehrung hemmen. Ärzte unterscheiden dabei verschiedene Wirkstoffe:

  • Transkriptase-, Integrase und Protease-Hemmer hemmen virale Enzyme, die das HI-Virus für seine Vermehrung in den Zellen des menschlichen Körpers benötigt.
  • Fusions-Inhibitoren verhindern, dass das Virus in die menschlichen Zellen eindringen kann.

In der Regel erhalten Betroffene die Präparate als Kombinationstherapie mit mindestens drei Wirkstoffen. Mediziner bezeichnen diese Art der Therapie auch als HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie). Betroffene müssen die antiretroviralen Medikamente zeitlebens und regelmäßig einnehmen, da sich das HI-Virus nicht mehr vollständig aus dem Körper entfernen lässt.

Sind die körpereigenen Abwehrkräfte schon geschwächt und kommt es infolgedessen bereits vermehrt zu Infektionen, ist es besonders wichtig, möglichst rasch mit der antiretroviralen HIV-Therapie zu beginnen. Aktuellen Studienergebnissen zufolge ist eine antivirale Therapie jedoch bereits in einem viel früheren Krankheitsstadium sinnvoll, noch bevor die ersten Symptome der HIV-Infektion auftreten. Eine solche Frühtherapie verbessert die Behandlungsergebnisse deutlich und verringert im weiteren Verlauf die Rate AIDS-bedingter Erkrankungen.

Weil das HI-Virus ständig seine Form verändert (mutiert), besteht bei der Einnahme von antiretroviralen Medikamenten das Risiko, dass sie irgendwann nicht mehr wirken (Resistenzentwicklung). Außerdem sind Nebenwirkungen möglich, wie zum Beispiel der Verlust des Unterhautfettgewebes (Lipodystrophie) und das Risiko, einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zu entwickeln. In solchen Fällen kann es erforderlich sein, die medikamentöse Behandlung umzustellen.

Neben der HIV-Erkrankung selbst bedürfen auch Erkrankungen, die im Rahmen von HIV und AIDS auftreten, einer Behandlung. So sind beispielsweise Antibiotika bei bakteriellen Lungenentzündungen (Pneumonie) wichtig.

Prognose: Wie ist die Prognose von AIDS und HIV?

Durch verbesserte medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten haben HIV-Infizierte heute ab dem Zeitpunkt der Ansteckung eine recht hohe Lebenserwartung. Die Erstinfektion dauert drei Monate, auf die Latenzzeit entfallen durchschnittlich zehn Jahre. Etwa in den letzten zwei Jahren tritt das Krankheitsstadium AIDS auf.

Erfolgt die antiretrovirale Therapie (HAART) frühzeitig, ist die Lebenserwartung für einen 25 Jahre alten Betroffenen fast normal. Eine Vorraussetzung dafür ist jedoch, dass der Erkrankte nicht mit Hepatitis B oder C infiziert ist und keine Drogen konsumiert. Bei späterem Beginn der HAART ist die Lebenserwartung reduziert. Zudem hängt die individuelle Lebenserwartung HIV-Infizierter von der Menge der HI-Viren im Blut (Viruslast) und der Anzahl der T-Helferzellen zum Zeitpunkt der Diagnose und des Therapiebeginns ab.

Vorbeugung: Wie kann man AIDS und HIV vorbeugen?

Der Gebrauch von Kondomen beim Geschlechtsverkehr bietet die sicherste Vorbeugung gegen eine Ansteckung mit HIV. Blutspenden werden heutzutage auf HIV getestet und es besteht so gut wie keine Gefahr, sich hierdurch zu infizieren. Wer sichergehen möchte, kann vor geplanten Operationen Eigenblut spenden. Drogenabhängige sollten keine gemeinsamen Nadeln benutzen. Soziale Kontakte oder das gemeinsame Benutzen von Alltagsgegenständen wie Besteck, Geschirr, Gläsern oder Toilette ist hingegen unbedenklich.

Besteht trotz vorbeugender Maßnahmen der Verdacht auf eine Ansteckung mit dem HI-Virus, beispielsweise nach einer Nadelstichverletzung, ist unter Umständen eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe (PEP) möglich. Hierbei erhält der Betroffene Medikamente, die das HI-Virus daran hindern, sich im Körper einzunisten. Wichtig ist allerdings, dass mit der PEP so schnell wie möglich, in der Regel innerhalb weniger Stunden nach der möglichen Infektion, begonnen wird, da diese sonst unwirksam ist.

 

Weitere Informationen

Web-Tipps:
Projekt Information e.V.: www.projektinfo.de
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.gib-aids-keine-chance.de
Projekt „mach’s mit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.machsmit.de
Deutsche Aidshilfe: www.aidshilfe.de
Vergiss Aids nicht e.V.: www.vergissaidsnicht.de

 

Autor: Karin Wunder, Dr. med. M. Waitz

medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum der letzten Aktualisierung: März 2020
Aktualisiert durch: Dr. Brit Neuhaus, Dipl. Biol.
Quellen:
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Leitlinien der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) et al.: Antiretrovirale Therapie der HIV-Infektion. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 055/001 (Stand: 05/2014)
Leitlinien der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) et al.: Postexpositionelle Prophylase der HIV-Infektion. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 055/004 (Stand 2018)
Rabenau, H.F. et al.: Nachweis einer Infektion mit Humanem Immundefizienzvirus (HIV): Serologisches Screening mit nachfolgender Bestätigungsdiagnostik durch Antikörper-basierte Testsysteme und/oder durch HIV-Nukleinsäure-Nachweis. Bundesgesundheitsblatt, Online-Publikation (06/2015)
Robert Koch-Institut: www.rki.de (Abruf: 03/2020)
Plewig G. et al. Braun Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer Medizin, Heidelberg 2018