Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Eine Brille kann bei der Korrektur von Alterssichtigkeit helfen. Foto: Pixabay.de
Eine Brille kann bei der Korrektur von Alterssichtigkeit helfen. Foto: Pixabay.de

Definition: Was ist Alterssichtigkeit und was sind ihre Ursachen?

Die Alterssichtigkeit (Presbyopie) ist eine Sehschwäche, die mit zunehmendem Alter auftritt. Ab dem 40. Lebensjahr wird die Augenlinse steifer und ihr Halteapparat verändert sich. Dadurch verliert das Auge die Fähigkeit, sich auf naheliegende Gegenstände, wie zum Beispiel das Lesen eines Buchs, einzustellen.

Die Alterssichtigkeit ist keine Krankheit, sondern ein normaler Alterungsprozess. Jedoch beeinträchtigt die Presbyopie das Wohlbefinden und das alltägliche Leben. Im Laufe des Alters werden nahezu alle Menschen alterssichtig. Statistiken deuten darauf hin, dass im Jahr 2020 voraussichtlich bis zu 1,4 Milliarden Menschen weltweit von Alterssichtigkeit betroffen sind.

 

Symptome: Welche Beschwerden weisen auf eine Alterssichtigkeit hin?

Durch die zunehmende Steifigkeit der Augenlinse bereitet das Sehen naher Gegenstände bei der Alterssichtigkeit Probleme. Typisch sind „zu kurze Arme“ beim Versuch zu lesen. Da die alterssichtige Person Gegenstände in der Nähe nur verschwommen sehen kann, hält sie diese weiter weg. Für eine gewisse Zeit lässt sich die Fehlsichtigkeit auf diese Weise ausgleichen. Schließlich reicht es aber nicht mehr aus, beispielsweise ein Buch weiter weg zu halten, um es lesen zu können.

Besonders schwer fällt bei der Alterssichtigkeit das Lesen im Dunklen. Zudem kann die Überanstrengung der Augen zu Kopfschmerzen führen.

 

Diagnose: Wie kann man die Alterssichtigkeit nachweisen?

Augenärzte können mit Hilfe von Sehtests feststellen, ob eine Alterssichtigkeit vorliegt oder nicht. Mit folgenden Untersuchungen lässt sich eine Presbyopie diagnostizieren:

 

Refraktionsmessung

Einer der Sehtests ist die Messung der Refraktion (die Fähigkeit des Auges, Licht zu brechen). Dabei bestimmt man, wie das Auge ein Bild abbildet, welches in der Ferne sichtbar ist.

  • Objektive Messung der Refraktion durch ein Refraktometer:

Diese Messung erfolgt zur Diagnose der Alterssichtigkeit zuerst, da es sich um eine orientierende Untersuchung handelt. Das Refraktometer gibt ein Infrarotlicht auf die Netzhaut des Auges, welches von dort zurück gespiegelt wird. Dieser Lichtreflex wird von einer im Refraktometer befindlichen Kamera empfangen. Liegt eine Fehlsichtigkeit vor, so kommt es zu einer Abweichung des Lichtreflexes. Aus den Werten kann der Augenarzt ebenfalls erkennen, wie stark die Brille zur Berichtigung der Fehlsichtigkeit sein muss.

  • Subjektive Messung der Refraktion durch einen Phoropter:

Hierbei werden, mit Hilfe eines speziellen Apparats (Phoropter), Gläser mit verschiedenen Stärken vor das Auge geschaltet. Bei der subjektiven Messung gibt der Patient selbstständig an, ob er bei einem Glas besser oder gegebenenfalls schlechter sieht. Dies wird so lange durchgeführt, bis der Patient scharf sieht. So lässt sich, gleichzeitig zur Diagnose der Alterssichtigkeit, auch die richtige Stärke der Brillengläser ermitteln.

 

Visusmessung

Ein weiterer Sehtest zur Diagnose der Alterssichtigkeit ist die Messung der Sehschärfe (Visus). Dabei werden entweder Grafiken (Figuren, Zahlen, Buchstaben) oder sogenannte Landolt-Ringe benutzt. Dabei handelt es sich um Kreise, die eine kleine Öffnung haben. Der Patient muss angeben, wo sich die Öffnung gerade befindet (oben, unten, rechts, links). Eine andere, ähnliche Variante sind die Schnellen-Haken. Diese ähneln einem „E“ und der Patient muss ebenfalls anzeigen, wohin die Öffnung zeigt.

Die Sehschärfe wird untersucht, um die Alterssichtigkeit von anderen Erkrankungen, die das Sehen einschränken, abzugrenzen.

 

Therapie: Wie kann die Alterssichtigkeit behandelt werden?

Es ist wichtig, die Alterssichtigkeit zu behandeln bzw. die Sehschwäche zu korrigieren. Ältere Menschen sind heutzutage zunehmend körperlich aktiver und engagierter, und somit auf gute Augen angewiesen. Zudem lassen sich durch die Therapie Komplikationen, wie zum Beispiel eine erhöhte Sturzgefahr durch die zunehmende Alterssichtigkeit, vermeiden.

Lesebrille: Die geläufigste Therapiemöglichkeit der Alterssichtigkeit ist die Korrektur mittels einer Lesebrille, welche mit sogenannten Pulsgläsern bestückt ist. Mit dieser Brillenkorrektur ist es möglich, in der Nähe gut zu sehen. Die Lesebrille hat zum Nachteil, dass das gleichzeitige Sehen in der Ferne erschwert ist. Es kann nicht gleichzeitig Nah und Fern gesehen werden.

Dies lässt sich mit verschiedenen Methoden beheben. Man kann, je nach Bedarf, zwei verschiedene Brillen tragen, eine zum Sehen in der Nähe und eine andere zum Sehen in der Ferne. Eine weitere Möglichkeit ist eine Brille mit zwei Brechwerten (Bifokalbrille). Diese hat in den Gläsern einer Brille zwei Brechwerte, um Nah und Fern zu sehen. Die dritte Variante ist die Gleitsichtbrille, bei der es einen stufenlosen Übergang vom Fern- zum Nahsehen gibt.

Kontaktlinsen: Auch Kontaktlinsen können zur Berichtigung einer Alterssichtigkeit verwendet werden. Die Kontaktlinsen liegen dem Tränenfilm der Hornhaut des Auges auf. Je nach Blickrichtung verschieben sich die Linsen auf dem Tränenfilm, wodurch man entweder in der Nähe oder in der Ferne besser sehen kann.

Augenoperationen: Zur Therapie der Alterssichtigkeit kommen außerdem Augenoperationen infrage. Es gibt verschiedene OP-Verfahren.

  • Intraokulare Linsen: Hierbei werden zur Behandlung der Alterssichtigkeit verschiedene Linsen in das Auge eingebracht (Phake Intraokularlinsen). Dabei entfernt der Augenarzt die körpereigene Linse und ersetzt sie durch eine künstliche, individuell angepasste Linse.
  • Laser-Operation: Die Behandlung der Alterssichtigkeit ist auch mit einer speziellen Laser-Methode (Laser-in-situ-Keratomileusis, LASIK) möglich. Dabei wird mit dem Laser präzise die oberste Schicht der Hornhaut zur Seite geschoben und das darunterliegende Bindegewebe der Hornhaut den Ansprüchen entsprechend geformt. Anschließend wir die zur Seite geschobene Hornhaut wieder auf die operierte Stelle geschoben und dient damit als Wundverschluss.
  • Konduktive Keratoplastik (CK): Als Alternative zur Laser-Operation kommt die Konduktive Keratoplastik zur Behandlung der Alterssichtigkeit in Betracht. Hier wird mit Hilfe von kleinen Sonden Wärme (Radiowellen) auf die Hornhaut des Auges ausgeübt. Dadurch zieht sich die Hornhaut zusammen und die Fehlsichtigkeit wird punktgenau korrigiert.

 

Prognose: Wie ist die Prognose der Alterssichtigkeit?

Die Alterssichtigkeit ist ein langsam voranschreitender Prozess, der mit dem steigenden Alter verbunden ist und nahezu alle Menschen im Laufe der Zeit betrifft. Dies wirkt sich auf die Qualität des Sehens und damit auf das alltägliche Leben, besonders auf das Lesen, aus.

Deswegen ist eine adäquate und einfache Behandlung der Alterssichtigkeit wichtig. Falls Sie alterssichtig sind, sprechen Sie mit Ihrem Augenarzt über die für Sie am besten passende Lösung (Brille, Kontaktlinse oder Operation).

 

Vorbeugung: Wie kann die Alterssichtigkeit verhindert werden?

Die Alterssichtigkeit ist ein eine unausweichliche Folge des Alterns. Jedoch gibt es Hinweise, dass man mit einem gezielten Training der Augen die Sehfähigkeit steigern kann, da das Gehirn die Fähigkeit besitzt, die vom Auge weitergeleiteten verschwommenen Bilder im Nachhinein zu schärfen. Dies verbessert die Sehschärfe und das Kontrastsehen.

Ebenfalls ist es sinnvoll, bei zunehmender Sehverschlechterung den Augenarzt aufzusuchen. Dieser kann die Ursache feststellen, und wenn es sich um die Alterssichtigkeit handelt, weitere Schritte in die Wege leiten. Eine Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt wird von den Krankenkassen nicht übernommen.

 

Weitere Informationen

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Autor: Sonja Harms, Ärztin
Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
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Kohnen et al., Basiswissen refraktive Chirurgie- Korrektur von Refraktionsfehlern mit modernen chirurgischen Verfahren, Dtsch Ärzteblatt, 2008, 105(9): 163-72. 
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Lachenmayr et al., Auge-Brille-Refraktion. Thieme, Stuttgart 2006, 4. Auflage
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