Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)

Ursachen: Was sind die Ursachen einer Schilddrüsen-Unterfunktion?

Bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion produziert die Schilddrüse nicht ausreichend Schilddrüsenhormone. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Bei der sogenannten primären Schilddrüsen-Unterfunktion liegt eine Funktionsstörung der Schilddrüse selbst vor. Wenn der Grund der Erkrankung eine Störung der übergeordneten Zentren im Gehirn ist (zum Beispiel durch einen Hirntumor oder nach einer Schädelverletzung), spricht man von sekundärer beziehungsweise tertiärer Schilddrüsen-Unterfunktion. Frauen sind deutlich häufiger von einer Schilddrüsen-Unterfunktion betroffen als Männer. In ungefähr 99 Prozent der Fälle liegt eine primäre Schilddrüsen-Unterfunktion vor.

Mögliche Ursachen für eine primäre Schilddrüsen-Unterfunktion sind:

  • Hashimoto-Thyreoiditis (Autoimmunerkrankung, bei der sich die körpereigenen Abwehrkräfte gegen die Schilddrüse richten und diese bekämpfen)
  • Anlage einer zu kleinen Schilddrüse
  • Vollständiges Fehlen der Schilddrüse
  • Genetische Defekte der Hormonproduktion
  • Schädigungen im Mutterleib
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Medikamente
  • Schilddrüsenoperationen
  • Radiojodtherapie
  • Jodmangel

Beschwerden: Wie äußert sich eine Schilddrüsen-Unterfunktion?

Die Schilddrüse besitzt wichtige Regulationsfunktionen für den menschlichen Körper. Vor allem der Stoffwechsel, aber auch das Herz, die Muskulatur und die Nervenzellen sind auf eine intakte Schilddrüsenfunktion angewiesen. Im Kindesalter sind die Schilddrüsenhormone zudem wichtig für das Wachstum und die Entwicklung. Liegt eine Schilddrüsen-Unterfunktion vor, verlangsamen sich die Körpervorgänge.

Mögliche Symptome einer ausgeprägten Schilddrüsen-Unterfunktion sind:

  • Müdigkeit, Trägheit, Apathie
  • Leistungsabfall
  • Langsamer Herzschlag
  • Hauterscheinungen (Blässe, Trockenheit, Schwellungen im Gesicht)
  • Stimmveränderungen
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtszunahme
  • Verstopfung (Obstipation)
  • Kälteempfindlichkeit
  • Haarausfall (Alopezie)
  • Muskelschwäche

Die genauen Symptome und die Ausprägung der Erkrankung hängen vom Schweregrad ab. Eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Müdigkeit sind zu Beginn häufig die einzigen Symptome. Im Säuglings- und Kindesalter führt eine ausgeprägte Schilddrüsen-Unterfunktion manchmal zu einer schweren geistigen und körperlichen Entwicklungsstörung.

Diagnose: Wie wird eine Schilddrüsen-Unterfunktion diagnostiziert?

Die Symptome, die auf eine Schilddrüsen-Unterfunktion hindeuten, können vor allem bei langsamer Krankheitsentwicklung übersehen oder fehlinterpretiert werden. Gerade bei länger bestehenden Beschwerden ist es wichtig, auch an eine Hypothyreose zu denken. Die Diagnose kann mithilfe einer Blut-Untersuchung gestellt werden. So ist bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion das Schilddrüsen-Stimulierende Hormon TSH (wird im Gehirn gebildet) im Blut erhöht. Durch die Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut lassen sich auch Vorstufen der Erkrankung erkennen. Weitere Blutwerte, eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) der Schilddrüse und eine Schilddrüsen-Szintigrafie (bildgebendes Verfahren mit radioaktiv markiertem Jod) können zudem Hinweise auf die Ursache der Schilddrüsen-Unterfunktion geben.

Behandlung: Wie kann eine Schilddrüsen-Unterfunktion behandelt werden?

Die Therapie der Schilddrüsen-Unterfunktion besteht in der täglichen und – je nach Ursache – gegebenenfalls lebenslangen Einnahme eines künstlichen Schilddrüsenhormons (Levothyroxin, L-Thyroxin), welches den Hormonmangel ausgleicht. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, wird das Medikament zunächst sehr niedrig dosiert und dann langsam erhöht. Über regelmäßige Blutkontrollen kontrolliert der Arzt den individuellen Bedarf der Schilddrüsen-Tabletten.

Prognose: Wie ist die Prognose einer Schilddrüsen-Unterfunktion?

Eine richtige und regelmäßige Einnahme der Medikamente führt meist zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden bei der Schilddrüsen-Unterfunktion. Ein Leben ohne wesentliche Einschränkung ist dann meist möglich. Bei Säuglingen und Kindern ist eine frühe Therapie wichtig, um Wachstums- und Entwicklungsstörungen zu verhindern.

Vorbeugung: Wie kann man einer Schilddrüsen-Unterfunktion vorbeugen?

Den meisten Ursachen der Schilddrüsen-Unterfunktion kann man nicht vorbeugen. Um eine durch Jodmangel hervorgerufene Schilddrüsen-Unterfunktion zu verhindern, ist es ratsam, auf eine jodreiche Ernährung zu achten. Ungefähr 180 bis 200 Mikrogramm Jod sollte ein erwachsener Mensch pro Tag zu sich nehmen. Seefisch, Meeresfrüchte und jodiertes Speisesalz können dabei helfen, den Tagesbedarf an Jod zu decken.

Während einer Schwangerschaft ist die Einnahme von Jod-Tabletten sehr wichtig, um eine Erkrankung des Kindes zu verhindern. Nach der Geburt wird in der Regel jedes Kind auch auf eine Schilddrüsen-Unterfunktion hin untersucht, so dass sich durch eine rechtzeitige Therapie Spätfolgen der Schilddrüsen-Unterfunktion vermeiden lassen.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. med. Maximilian Eckerland
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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin: Leitlinie zur Schilddrüsendiagnostik. www.nuklearmedizin.de (Abruf: 11/2017)
Herold, G.: Herold Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Mutschler, E. et al.: Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2013