Skoliose

Ursachen: Was sind die Ursachen einer Skoliose?

Die Wirbelsäule hält den Körper aufrecht. Sie hat einen geschwungenen Verlauf, um das Körpergewicht abzufedern. Von der Rückenseite aus betrachtet ist die Wirbelsäule gerade, die Wirbel stehen dabei übereinander. Bei der Skoliose ist die Wirbelsäule zur Seite hin gekrümmt. In 80 bis 90 Prozent der Fälle ist die Ursache dieser Verkrümmung nicht bekannt (idiopathische Skoliose). Doch können Verletzungen und Erkrankungen zu strukturellen Defekten der Wirbelsäule führen, zum Beispiel Tumoren, Wirbelbrüche und Stoffwechselstörungen (etwa Osteomalazie, Rachitis).

Auch können angeborene Erkrankungen wie die Neurofibromatose (Morbus Recklinghausen) und das Marfan-Syndrom der Grund für eine Skoliose sein. Außerdem sind funktionelle Ursachen möglich. So können ein Beckenschiefstand oder Lähmungen eine Skoliose verursachen.

Beschwerden: Wie äußert sich die Skoliose?

Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule an mindestens einer Stelle seitlich abgewinkelt. Sie ist dabei dauerhaft um mehr als zehn Grad gekrümmt und kann nicht vollständig aufgerichtet werden. Dadurch kann sie einen C-, S- oder Doppel-S-förmigen seitlichen Verlauf aufweisen. Gleichzeitig ist die Wirbelsäule bei der Skoliose in sich verdreht (Torsion). Beugt sich der Betroffene nach vorne, so fällt – von hinten betrachtet – der Rumpf schräg ab. Bei der Skoliose ist der Rumpf asymmetrisch, was vor allem an der Taille und dem Stand der Schultern sichtbar ist.

Zusätzlich zum Schiefstand können bei der Skoliose ein Rundrücken (Kyphosierung) oder Flachrücken auftreten. Bleibt eine Skoliose unbehandelt, sind Rückenschmerzen häufig. Diese treten besonders bei Verkrümmungen im Lendenwirbelbereich auf. Bei einem Wirbelsäulen-Schiefstand im Brustbereich kann sich in seltenen Fällen eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ausbilden (Cor pulmonale).

Diagnose: Wie wird eine Skoliose diagnostiziert?

Bei Verdacht auf eine Skoliose prüft der Orthopäde, ob Schultern und Becken symmetrisch sind. Beim Vorbeugetest kann er möglicherweise einen Rippenbuckel oder Lendenwulst als Zeichen der Skoliose erkennen. Mittels einer Röntgen-Untersuchung lässt sich ermitteln, wie stark die Wirbelsäule gekrümmt ist (Methode nach Cobb). Außerdem ist in einer Seitbeuge-Aufnahme (Bending) erkennbar, wie beweglich die Wirbelsäule ist.

Auf dem Röntgenbild ist weiterhin zu sehen, in welchem Maß die Wirbelsäule bei der Skoliose in sich verdreht ist (Torsion). Befindet sich die Wirbelsäule noch im Wachstum, so lässt sich am Hüftknochen (Darmbeinkamm-Apophyse) der Stand des Skelettwachstums abschätzen.

Behandlung: Wie kann die Skoliose behandelt werden?

Regelmäßige Krankengymnastik (Physiotherapie) wird in allen Fällen von Skoliose verordnet. Sie soll helfen, die verkrümmte Wirbelsäule so gut es geht wieder aufzurichten und das Fortschreiten der Skoliose aufzuhalten. Neben der gezielten Stärkung einiger Muskelgruppen ist die Dehnung verkürzter Muskulatur wichtig.

Besonders bei Heranwachsenden mit Skoliose ist ein Korsett (Orthese) hilfreich. Es stützt die Wirbelsäule und richtet sie auf. Damit die Behandlung erfolgreich ist, muss es täglich getragen werden. Nur zum Sport oder zur Körperpflege wird das Korsett abgenommen.

Bei starken Verkrümmungen kann eine Skoliose-Operation sinnvoll sein. Diese sollte kurz vor dem Abschluss des Wachstums erfolgen. Dabei werden Metall-Implantate in die Wirbelsäule eingesetzt. Sie versteifen die vormals verkrümmten Abschnitte in einer geraden Position (Spondylodese). Nachteil des Eingriffs ist die anschließende eingeschränkte Beweglichkeit.

Prognose: Wie ist die Prognose einer Skoliose?

Je früher eine Skoliose behandelt wird, desto erfolgreicher kann die Wirbelsäule wieder aufgerichtet werden. Unbehandelt kann sich die Skoliose verstärken (Progredienz). Der Therapie-Erfolg richtet sich nach der Stärke und Art der Krümmung. Entscheidend sind der Therapie-Beginn und das Lebensalter.

Befindet sich die Wirbelsäule noch im Wachstum, so lässt sich auch die Krümmung noch verändern. Je nachdem, wann eine Skoliose auftritt, werden infantile (0.-3. Lebensjahr), juvenile (4.-9. Lebensjahr) und adoleszente Skoliosen (10.-20. Lebensjahr) unterschieden.

Vorbeugung: Wie kann man einer Skoliose vorbeugen?

Gegen eine Skoliose ist meist keine Vorbeugung möglich. Doch sollte das einseitige Tragen schwerer Taschen vermieden werden. Für einen gesunden Rücken ist Bewegung und die Stärkung der Rücken- und Rumpfmuskulatur in jedem Fall wichtig. Bei ersten Anzeichen einer Skoliose ist es ratsam, einen Orthopäden aufzusuchen. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser kann der Schiefstand ausgeglichen werden.

Weitere Informationen

Web-Tipp:
Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe e.V.: www.bundesverband-skoliose.de
Buch-Tipps:
Diese Bücher können Sie direkt bei Amazon bestellen (Anzeige):

 
Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Breusch, S., et al.: Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2016
Niethard, F.U.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2017
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017