Syphilis (Lues)

Ursachen: Was sind die Ursachen von Syphilis (Lues)?

Die Syphilis, auch Lues oder harter Schanker genannt, ist eine Geschlechtskrankheit. Sie wird durch den Erreger Treponema pallidum hervorgerufen, der zur Gattung der Schraubenbakterien zählt. Diese Bakterien sind dünne, korkenzieherartig gewundene Stäbchen, die sehr beweglich sind. In sehr kurzer Zeit können sie kleinste Abschürfungen der Schleimhaut durchdringen, sodass sie innerhalb weniger Stunden zu den örtlichen Lymphknoten gelangen und sich anschließend im ganzen Körper verbreiten.

Die ersten Symptome der Syphilis zeigen sich meist etwa drei bis vier Wochen nachdem die Krankheitserreger in den Körper eingedrungen sind. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit, kann bei der Syphilis aber auch bis zu 90 Tage betragen.

Die Syphilis kommt nur beim Menschen vor und wird fast immer durch Geschlechtsverkehr übertragen. Jedoch ist ungefähr ab dem vierten Monat einer Schwangerschaft auch eine Übertragung von der infizierten Mutter auf ihr ungeborenes Kind möglich. In diesem Fall kann es zu einer Totgeburt kommen und auch das Risiko für eine Frühgeburt ist erhöht. 50 bis 70 Prozent der infizierten Neugeborenen sind bei der Geburt unauffällig, entwickeln aber ab der zweiten bis zehnten Lebenswoche Symptome der Lues connata, also der angeborenen Syphilis.

Die Syphilis ist weltweit verbreitet. Nachdem die Zahl der gemeldeten Syphilis-Fälle in den westlichen Ländern lange Zeit rückläufig war, tritt die Erkrankung seit 2001 wieder häufiger auf und breitet sich insbesondere unter homosexuellen Männern verstärkt aus. Dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden im Jahr 2016 insgesamt 7.175 Syphilis-Fälle gemeldet. Männer sind etwa 15-mal häufiger von Syphilis betroffen als Frauen, und 80 von 100 Menschen mit Syphilis sind homosexuell.

Beschwerden: Wie äußert sich die Syphilis (Lues)?

Bei der Syphilis (Lues) handelt es sich um eine chronische Krankheit, die in vier Stadien verläuft und in deren Entwicklung sogenannte latente Phasen auftreten. In diesen Phasen sind keine Beschwerden erkennbar, wobei der Erreger jedoch weiterhin im Körper vorhanden ist. Wird die Syphilis nicht behandelt, zieht sie sich die sich über mehrere Jahrzehnte hin und befällt in fortgeschrittenem Stadium alle Organe.

Primäres Syphilis-Stadium

In der ersten Phase der Frühsyphilis zeigt sich nach einer Inkubationszeit von etwa 10 bis 90 Tagen an der Stelle der Infektion ein, hartes Knötchen. Dieses Knötchen entwickelt sich zu einem schmerzlosen Geschwür, das auch als „harter Schanker“, Ulcus durum oder Primäraffekt bezeichnet wird. Es enthält eine sehr hohe Anzahl an Syphilis-Erregern und ist somit hoch ansteckend.

Meist zeigt sich dieser Primäraffekt im Bereich der Geschlechtsorgane, beim Mann häufig auf der Vorhaut oder Eichel des Penis, bei der Frau oft im Bereich der Schamlippen oder des Scheideneingangs, jedoch auch am Gebärmutterhals. Abhängig davon, welche Form der Sexualität bei der Ansteckung ausgeübt wurde, findet man das Ulcus durum auch im Bereich des Afters oder in der Mundregion. Innerhalb einer Woche schwellen die Lymphknoten, die in der Nähe des Ulcus durum liegen – meist die Lymphknoten der Leistengegend – stark an, sind jedoch nicht schmerzhaft. Nach etwa zwei bis sechs Wochen heilt das Ulcus durum ohne Behandlung ab, wobei sich eine Narbe bildet.

Sekundäres Syphilis-Stadium

Wenn keine Therapie erfolgt, beginnt etwa sechs bis zwölf Wochen nach der Infektion das sekundäre Stadium der Syphilis, das sich zunächst durch Fieber, Abgeschlagenheit sowie Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen äußert. Wenig später schwellen viele Lymphknoten im Körper an und verhärten. Außerdem zeigen sich vielgestaltige Hautausschläge am Rumpf, an den Schenkelbeugen oder an den Hand-Innenflächen und den Fußsohlen.

Diese hoch ansteckenden Pusteln können fleckig, knötchenartig, eitrig oder schuppig sein und zeigen sich bei einigen Infizierten auch im Schambereich oder als weiße Knötchen auf den Schleimhäuten. Auch kann es in diesem Stadium der Syphilis zu einem kleinfleckigen Haarausfall (Alopezie) kommen. Die Hautveränderungen heilen nach etwa drei bis zwölf Wochen spontan ab, wobei die Syphilis in ihre latente Phase übergeht, die mindestens zwei Jahre andauert.

Tertiäres Syphilis-Stadium

Die Spätsyphilis beginnt mit dem tertiären Stadium, das die latente Phase der Syphilis unterbricht. Sie kann sich bei manchen Betroffenen mehrere Jahrzehnte lang oder sogar lebenslänglich hinziehen. Charakteristisch für das tertiäre Stadium der Syphilis sind rötlich-braune knotige Hautveränderungen, die Geschwüre sowie Narben ausbilden können.

Je nach Größe werden diese Geschwüre als Syphilide oder als Gummen bezeichnet, wobei letztere auch die Luftwege, Knochen und innere Organe befallen und im Bereich des Gesichts zu Entstellungen führen können. Ferner können die Gummen das Herz-Kreislauf-System befallen und zu Aussackungen (Aneurysmen) der Gefäße und der Aorta führen.

Quartäres Syphilis-Stadium

Im letzten Stadium der Syphilis, das auch als Metalues oder als Neurosyphilis bezeichnet wird, befällt der Erreger das Rückenmark und die Hirnnerven. Symptome der Neurosyphilis sind unter anderem Gefühls-, Sprach- und Wahrnehmungsstörungen, Lähmungserscheinungen, der Ausfall von Reflexen, Störungen der Blasenentleerung und Impotenz. Es kann zu einem geistigen Verfall kommen, der als Demenz bezeichnet wird. Die Neurosyphilis führt unbehandelt innerhalb weniger Jahre zum Tod.

Diagnose: Wie wird die Syphilis (Lues) diagnostiziert?

Sobald der Verdacht besteht, mit einer Geschlechtskrankheit wie der Syphilis (Lues) infiziert zu sein, ist es wichtig, den Arzt aufzusuchen. Der Arzt wird sich zunächst die Haut ansehen und entnimmt Sekret aus dem Ulcus durum oder aus einer der Pusteln. Dazu desinfiziert er zunächst die Oberfläche der Hautveränderung und presst zellfreies Sekret aus dem Ulcus oder dem Knötchen. Zusammen mit einem Tropfen Kochsalzlösung trägt er das Sekret auf einen Objektträger auf und untersucht es mikroskopisch.

Beim Verdacht auf eine Syphilis kann der Arzt auch eine Blut-Untersuchung durchführen, bei der im Fall einer Infektion etwa drei bis vier Wochen nach der Ansteckung Antikörper gegen den Erreger im Blut nachweisbar sind. Es ist wichtig, dass auch die Partnerin beziehungsweise der Partner sowie andere Personen, mit denen ungeschützter Geschlechtsverkehr ausgeübt worden ist, den Arzt aufsuchen, um sich ebenfalls untersuchen zu lassen.

Behandlung: Wie kann die Syphilis (Lues) behandelt werden?

Hat der Arzt eine Infektion mit dem Syphilis-Erreger beziehungsweise eine Erkrankung an Syphilis festgestellt, wird er ein Antibiotikum verschreiben. Am häufigsten wird das Antibiotikum Penicillin eingesetzt, da es in allen Stadien der Erkrankung gegen den Syphilis-Erreger wirksam ist. Das Antibiotikum muss in ausreichender Dosierung kontinuierlich über einen bestimmten Zeitraum im Blut vorhanden sein, damit tatsächlich alle Bakterien absterben und sich diese nicht erneut vermehren können. Daher ist es notwendig, das Antibiotikum hinsichtlich Dosierung und Länge der Behandlung genau nach der Anweisung des Arztes einzunehmen.

Während der Behandlung der Syphilis kann es in seltenen Fällen zu einer heftigen Reaktion des Körpers mit hohem Fieber, Kopfschmerzen und Verstärkung der Hautausschläge kommen. Diese sogenannte Jarisch-Herxheimer-Reaktion ist dadurch bedingt, dass die Erreger im Körper rasch in hoher Anzahl abgetötet werden und dabei giftige Bestandteile freisetzen. Sie lässt sich erfolgreich mit einem Kortison-Präparat behandeln.

Ist die Syphilis-Infektion erfolgreich behandelt, so wird der Arzt dazu raten, in bestimmten zeitlichen Abständen Termine zur Nachkontrolle wahrzunehmen. Hierbei bestimmt der Arzt durch eine Blut-Untersuchung die Menge an Antikörpern gegen den Syphilis-Erreger im Blut, um wiederkehrende Infektionen rechtzeitig zu erkennen.

Prognose: Wie ist die Prognose der Syphilis (Lues)?

Wird eine Infektion mit Syphilis (Lues) rechtzeitig festgestellt und behandelt, ist die Prognose gut. Treten Beschwerden auf, die den Verdacht nahe legen, dass eine Infektion mit dem Erreger besteht, so ist es wichtig, umgehend und ohne falsche Scham den Arzt aufzusuchen. Verschreibt der Arzt ein Antibiotikum, ist es wichtig, dieses Medikament genau nach den Anweisungen einzunehmen, um sicherzustellen, dass tatsächlich alle Erreger im Körper abgetötet sind.

Werden jedoch Symptome einer Syphilis nicht ärztlich abgeklärt und bleibt die Krankheit langfristig unbehandelt, vermehren sich die Syphilis-Erreger weiter und bleiben auch in der latenten beschwerdefreien Phase weiterhin im Körper. In diesem Fall geht die Krankheit in die nächsten Stadien über, wobei der Erreger nach und nach immer mehr Organe befällt. Somit führt eine unbehandelte Syphilis in ihrem letzten Stadium, in dem sie das Nervensystem schädigt, zur Demenz bis hin zum Tod.

Vorbeugung: Wie kann man einer Syphilis (Lues) vorbeugen?

Da gegen die Syphilis (Lues) keine Impfung zur Verfügung steht, besteht der wichtigste Schutz gegen die Erkrankung darin, beim Geschlechtsverkehr Kondome zu verwenden. Gleichwohl kann die Syphilis auch durch Schleimhaut-Kontakt, beispielsweise durch Küssen, übertragen werden. Somit bietet es einen sehr wirksamen Schutz gegen die Krankheit, intime beziehungsweise sexuelle Kontakte mit häufig wechselnden oder unbekannten Personen zu vermeiden.

Besteht eine Infektion mit dem Syphilis-Erreger, so ist es grundsätzlich notwendig, keinen Geschlechtsverkehr ohne Kondom auszuüben, da sonst der Sexualpartner infiziert werden könnte. Ferner ist es ratsam, dass sich alle Sexualpartner, die mit dem Erreger infiziert sein könnten, einer ärztlichen Untersuchung unterziehen.

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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Haag, P. et al.: Gynäkologie und Urologie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
Robert Koch-Institut: Syphilis (Lues). www.rki.de (Abruf: 11/2017)
Leitlinie der Deutschen STI-Gesellschaft et al.: Diagnostik und Therapie der Syphilis. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 059/002 (Stand 07/2014)