Tetanus (Wundstarrkrampf)

Ursachen: Was sind die Ursachen von Tetanus?

Tetanus (Wundstarrkrampf) ist eine schwere akute Infektionskrankheit, die durch bestimmte Bakterien (Clostridien) verursacht wird. Das Tetanus-Bakterium (Clostridium tetani) ist überall verbreitet und lebt unter sauerstoffarmen Bedingungen im Erdboden (zum Beispiel Gärten und Felder) oder in Exkrementen. Gelangt der Erreger (beispielsweise durch Bodenstaub) über verletzte Hautstellen in den Körper, sondert er dort das Stoffwechselprodukt Tetanospasmin ab, das für den Menschen giftig ist. Erreicht das Gift den Hirnstamm, so kommt es zu Krämpfen: Bestimmte Körperregionen versteifen sich und die Muskeln ziehen sich krampfartig zusammen. Eine direkte Übertragung des Tetanus-Erregers von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Jährlich erkranken etwa eine Million Menschen an Tetanus – viele davon tödlich. Aufgrund des weit verbreiteten Impfschutzes in den Industrieländern ist dort die Anzahl der Erkrankungen vergleichsweise gering. Für Deutschland variieren die Angaben zwischen 15 und 70 Krankheitsfällen pro Jahr. Andere Länder mit weniger flächendeckenden Schutzimpfungen und schlechteren hygienischen Verhältnissen (insbesondere afrikanische Staaten) weisen eine erhöhte Sterberate bei Säuglingen auf, zurückzuführen auf eine Nabel-Infektion mit Tetanus-Bakterien.

Bei den meisten Tetanus-Fällen, die nicht auf hygienische Mangelzustände zurückzuführen sind, liegt die Ursache in einem unzureichenden oder fehlenden Immunschutz, zum Beispiel wenn eine Impfung nicht aufgefrischt wurde. Das Risiko, an Tetanus zu erkranken, nimmt aufgrund des sinkenden Antikörperspiegels mit steigendem Lebensalter zu.

Beschwerden: Wie äußert sich Tetanus?

Die Inkubationszeit bei Tetanus beträgt zwischen drei Tagen und drei Wochen. Klassische Symptome sind Versteifung (Rigidität) verschiedener Körperregionen und Muskelkrämpfe (Spasmen). Häufig beginnen diese zunächst im Mund- und Kieferbereich, zum Beispiel an den Kaumuskeln in Form einer Kiefersperre (Trismus), so dass man nur noch schwer sprechen und schlucken kann. Wenn sich die Muskeln im Gesicht zusammenziehen, entsteht eine fixierte Mimik des sogenannten „verkrampften Lachens“ (Risus sardonicus) – das für den Wundstarrkrampf typische „Teufelsgrinsen“.

Die Tetanus-Erkrankung äußert sich in starken, schmerzhaften, anfallsartigen Muskelkrämpfen, die über eine längere Zeit andauern. Nacken, Rücken, Bauch und Rumpf können davon betroffen sein. Ist der lange Strang der Rückenmuskulatur (langer Rückenstrecker) betroffen, kommt es in heftigen Fällen zu extremer Körperbiegung nach hinten (Opisthotonus). Durch die spasmischen Anfälle kann sich diese Fehlhaltung verstärken und die Atmung einschränken. Sogar Knochenbrüche im Bereich der Wirbelsäule sind in diesem Zustand möglich. Neben den verschiedenen Schweregraden (Versteifung, Versteifung mit gelegentlichen Krämpfen und starke Versteifung mit häufigen schweren Krämpfen) lässt sich Tetanus in vier verschiedene klinische Formen unterteilen:

Neonataler Tetanus entwickelt sich überwiegend bei Säuglingen in Gebieten mit schlechter medizinischer Versorgung und Hygiene. Dabei stellt der Nabel des Neugeborenen einen Infektionsherd dar. Findet keine entsprechende Behandlung der Erregerstelle statt, führt die Tetanus-Infektion beim Kind zumeist in den ersten zwei Lebenswochen zu Trinkschwäche, Rigidität und Krämpfen.

Generalisierter Tetanus ist in Mitteleuropa die häufigste Tetanus-Art. Sie geht zusätzlich mit Funktionsstörungen des Nervensystems einher, die sich in Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck (Hypertonie) und Schweißausbrüchen äußern. Die Krämpfe können durch äußere Reize ausgelöst oder sogar verstärkt werden.

Lokaler Tetanus ist auf die Körperstelle beschränkt, wo die Erreger in die Haut eingetreten sind. Die typischen Krämpfe betreffen hauptsächlich Muskelpartien in der Nähe der Verletzung, können sich jedoch ausbreiten und zu einer generalisierten Form entwickeln. Insbesondere nur teilweise immunisierte Personen sind von lokalem Wundstarrkrampf betroffen.

Zephaler Tetanus ist eine Sonderform des lokalen Tetanus. Sie entsteht in der Regel nach Verletzungen am Kopf, Nacken oder im Gesicht. Kennzeichnend für diese Form sind eine kurze Inkubationszeit von zumeist nur ein bis zwei Tagen sowie Lähmungen im Gesichtsbereich.

Diagnose: Wie wird Tetanus diagnostiziert?

Muskelkrämpfe und Versteifung nach einer Hautverletzung lassen schnell auf eine Infektion mit Tetanus-Bakterien schließen. Die Krankheit wird vom Arzt anhand des klinischen Befundes diagnostiziert. Eine bestimmte Blut-Untersuchung (ELISA) gibt Auskunft darüber, ob genügend Antikörper gegen den Erreger vorhanden sind. Hat man sich bereits einer vollständigen Tetanus-Impfung unterzogen (inklusive Auffrischimpfung), ist eine Erkrankung eher unwahrscheinlich.

Behandlung: Wie kann Tetanus behandelt werden?

Es ist ratsam, so früh wie möglich mit einer Tetanus-Therapie zu beginnen. Bei Verdacht auf Tetanus (postexpositionelle Prophylaxe) werden direkt Antikörper (humane Tetanus Immunglobuline) gegen das Tetanus-Gift in den Muskel injiziert. Diese Maßnahme wird insbesondere bei Personen durchgeführt, die nicht ausreichend geimpft sind, deren Impfstatus nicht genau bekannt ist oder die einen nachgewiesenen Mangel an Antikörpern aufweisen. Im Rahmen der Behandlung wird ebenfalls aktiv immunisiert („normale Tetanus-Impfung“) – denn eine einmalige Erkrankung schützt nicht vor einer weiteren Infektion mit Clostridien.

Ist die Tetanus-Erkrankung bereits ausgebrochen, folgt neben der Gabe von Antikörpern eine Therapie mit Antibiotika, um die Tetanus-Bakterien abzutöten. Die Behandlung wird häufig auf einer Intensivstation durchgeführt, um Körper- und Organfunktionen zu überwachen und gegebenenfalls eine künstliche Beatmung gewährleisten zu können. Zusätzlich kann der Arzt bestimmte Medikamente gegen die Muskelkrämpfe verabreichen.

Kann der Arzt feststellen, wo sich die Wunde befindet, durch welche die Tetanus-Erreger in den Körper gelangt sind, wird diese umgehend und gründlich chirurgisch saniert. Dabei befreit der Arzt die Stelle von abgestorbenem Gewebe, so dass sich die Tetanus-Bakterien dort nicht weiter vermehren können.

Prognose: Wie ist die Prognose von Tetanus?

Ein Wundstarrkrampf verläuft je nach Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich. Werden die entsprechenden Medikamente frühzeitig eingenommen, verläuft nur etwa jede zehnte Tetanus-Infektion tödlich. Dabei handelt es sich zumeist um die Fälle, bei denen zwischen den ersten Symptomen bis zum ersten Krampfanfall weniger als zwei Tage liegen. Je weiter diese auseinander liegen, desto besser ist die Prognose.

Vorbeugung: Wie kann man Tetanus vorbeugen?

Vorbeugende Maßnahmen gegen Tetanus bestehen in einem konsequenten Impfschutz. Nach der Grundimmunisierung im Kindesalter muss die Impfung alle zehn Jahre aufgefrischt werden – nur so kann ein vollständiger Schutz gegen Tetanus garantiert werden. Bleibt diese Auffrischimpfung aus oder wurde die Grundimmunisierung (bestehend aus drei Impfeinheiten) nicht komplett ausgeführt, stellen jede Art von Verletzungen und Wundverunreinigungen (zum Beispiel bei Piercings) einen potenziellen Infektionsherd dar. Eine überstandene Tetanus-Erkrankung schützt nicht vor einer erneuten Infektion.

Weitere Informationen

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Autor: Sabine Fischer, Dr. med. M. Waitz

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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Tetanus. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/104 (Stand: 09/2012)
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017
Robert Koch-Institut: Tetanus www.rki.de (Abruf: 11/2017)