Tollwut (Rabies, Lyssa)

Ursachen: Was sind die Ursachen der Tollwut?

Tollwut (Rabies, Lyssa) ist eine vom Tier auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheit, die durch Tollwut-Viren (Familie Rhabdo-Viren, Gattung Lyssa-Viren) verursacht wird. Die Übertragung erfolgt vor allem durch am Boden lebende Wildtiere, wie zum Beispiel den Fuchs. Hunde und Katzen spielen besonders bei der Übertragung des Virus auf den Menschen eine wichtige Rolle. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, beträgt bei Tollwut für gewöhnlich drei bis acht Wochen. Nach der Inkubationszeit vermehrt sich das Virus sehr schnell im zentralen Nervensystem.

Der Speichel eines an Tollwut erkrankten Tiers enthält eine große Zahl Viren. Ein Mensch kann sich durch den Biss eines infizierten Tiers anstecken. Außerdem ist die Übertragung des Virus über Hautverletzungen, beispielsweise Abschürfungen oder Schnitte, oder über direkten Kontakt mit der Schleimhaut, etwa in Mund und Nase, möglich.

Deutschland und viele andere Länder Europas gelten heute als tollwutfrei. Die regelmäßige Impfung von Haustieren, besonders von Hunden und Katzen, sowie die Schluckimpfung für Füchse haben dazu beigetragen. Lediglich für die durch Fledermäuse übertragbaren Fledermaustollwut-Viren besteht auch in Deutschland nach wie vor eine Ansteckungsgefahr. Diese ist allerdings gering und es sind nur sehr wenige Fälle bekannt.

Beschwerden: Wie äußert sich Tollwut?

Beim Menschen unterscheidet man drei Stadien der Tollwut:

Im ersten Tollwut-Stadium (Prodromalstadium) treten keine eindeutigen Symptome auf. Häufig kommt es zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit oder Juckreiz in der Nähe der Bissverletzung sowie zu Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. In seltenen Fällen tritt auch Fieber in diesem Tollwut-Stadium auf.

Im zweiten Tollwut-Stadium (Akute neurologische Phase, Exzitationsstadium) ist das Nervensystem betroffen. Die betroffene Person entwickelt häufig eine starke Angst vor Wasser (Hydrophobie). Diese äußert sich beispielsweise in Angst vor dem Trinken oder Krämpfen beim Schlucken. Wasser zu hören oder zu sehen reicht ebenfalls aus, um Krämpfe oder Unbehagen beim Infizierten hervorzurufen. Oftmals läuft den Betroffenen auch Speichel aus dem Mund. In diesem Stadium äußert sich eine Tollwut-Infektion auch durch Gemütsschwankungen zwischen Aggression und Depression.

Im dritten Stadium der Tollwut (Paralysestadium) treten Lähmungen auf. Die Betroffenen fallen ins Koma und versterben spätestens nach sieben Tagen.

Diagnose: Wie wird Tollwut diagnostiziert?

Der erste Hinweis auf eine Tollwut-Infektion ergibt sich durch den Kontakt oder eine Bissverletzung mit einem infizierten Tier. Der Arzt wird sich daher eingehend nach dem Vorfall sowie den Beschwerden erkundigen. Verschiedene Testverfahren (zum Beispiel ein Nachweis der Tollwut-Viren oder deren Bestandteile im Speichel oder Gewebeproben) können zur Diagnose beitragen. Eindeutig lässt sich die Tollwut-Diagnose allerdings erst nach dem Tod anhand einer Untersuchung des Hirngewebes stellen.

Behandlung: Wie kann Tollwut behandelt werden?

Besteht die Gefahr einer Tollwut-Infektion, ist es dringend ratsam, die Verletzung beziehungsweise die betroffene Hautstelle gründlich mit Wasser und Seife zu reinigen, um den Erreger auszuspülen. Schon beim geringsten Verdacht muss die Behandlung sofort erfolgen. Daher sollte man unverzüglich ein Arzt aufsuchen, der die Wunde weiter reinigt und desinfiziert.

Wenn nach einem Biss nicht eindeutig klar ist, ob das Tier mit Tollwut infiziert ist, spritzt der Arzt gleichzeitig Tollwut-Antikörper (Immunglobulin) und Tollwut-Impfstoff (Vakzine). In den folgenden Wochen erfolgt eine mehrfache Auffrischung der Tollwut-Impfung nach einem festen Schema – in Deutschland gemäß der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Prognose: Wie ist die Prognose von Tollwut?

Wenn die Behandlung der Tollwut vor dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit beginnt, ist die Prognose meist sehr gut. Wird die Infektion nicht rechtzeitig behandelt, verläuft die Krankheit immer tödlich. Die Inkubationszeit hängt von der Menge der übertragenen Viren sowie von der Stelle der Bissverletzung ab: Bei Verletzungen an Armen und Beinen beträgt die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Tollwut in der Regel länger als bei Kopfverletzungen.

Vorbeugung: Wie kann man Tollwut vorbeugen?

Heutzutage stehen hochwirksame Impfstoffe zur Verfügung, um einer Tollwutinfektion vorzubeugen. Für Tierärzte, Jäger, Forstpersonal und andere Personen, die häufig in Kontakt mit Wildtieren, Fledermäusen oder illegal importierten Tieren kommen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine vorbeugende Tollwut-Schutzimpfung . Da Tollwut häufig auch von streunenden Hunden übertragen wird, ist es für Touristen ratsam, sich vor einer Reise rechtzeitig über die Verbreitung der Tollwut im jeweiligen Urlaubsland zu informieren und eine vorsorgliche Impfung ins Auge zu fassen.

Weitere Informationen

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Autor: Stefan Brenner, Dr. med. M. Waitz
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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Duale Reihe Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Virale Meningoenzephalitis. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/100 (Stand: 09/2012)
Robert Koch-Institut: Tollwut (Rabies). www.rki.de (Abruf: 11/2017)
Weltgesundheitsorganisation (WHO): Rabies. www.who.int (Abruf: 11/2017)