Vorhautverengung (Phimose)

Ursachen: Was sind die Ursachen der Vorhautverengung?

Eine Vorhautverengung (Phimose) ist eine rüsselartige Verlängerung und Verengung der Vorhaut. Durch ein Missverhältnis zwischen der Größe der Eichel und der Weite der Vorhautöffnung lässt sich die Vorhaut nur mit Schwierigkeiten oder gar nicht über die Eichel zurückziehen. Im Neugeborenen- und Kleinkindalter ist das allerdings noch völlig normal, da die Vorhaut anfangs mit der Eichel des Penis verklebt ist (Vorhautverklebung). Bei der Mehrzahl der Jungen entwickelt sich diese „natürliche Phimose“ aber bis zum dritten Lebensjahr von alleine zurück.

Ärzte unterscheiden zwei Formen der Vorhautverengung. Bei einer primären (angeborenen) Phimose ist die Vorhaut von Geburt an verengt und die Verengung wächst sich nicht vollständig aus. Bei einer sekundären (erworbenen) Phimose ist die Vorhaut zunächst normal weit. Kommt es zu Erkrankungen, bei denen die Vorhaut sich wiederholt entzündet oder verletzt wird, kann das Gewebe narbig abheilen. Die Narben neigen dazu zu schrumpfen, sodass es als Folge zu einer narbigen Vorhautverengung kommen kann.

Die Häufigkeit der Vorhautverengung hängt vom Lebensalter ab: Während über die Hälfte der einjährigen Jungen eine Phimose hat, sind in der Pubertät nur noch ein bis drei Prozent davon betroffen.

Beschwerden: Wie äußert sich eine Vorhautverengung?

Eine Vorhautverengung zeigt sich dadurch, dass man die Vorhaut nicht zurückstreifen kann. Abgestorbene Hautzellen, Urin- und Spermareste sammeln sich an der verengten Stelle an und führen zu Hygieneproblemen und häufigen Entzündungen der Eichel. Die Phimose verhindert, dass der Harn sich normal entleeren kann. Der Urin staut sich dabei zuerst unter der Vorhaut und bläht diese ballonförmig auf. Bei einer extrem engen Vorhautöffnung kann es zum Harnrückstau kommen. Weiterhin kann sich eine Vorhautverengung durch eine schmerzhafte Erektion äußern.

Bei den Versuchen, die Vorhaut zurückzuziehen, kann sie reißen und bluten. Wird die Vorhaut dennoch gewaltsam hinter die Eichel gestreift, entsteht eine Paraphimose, der sogenannte „Spanische Kragen“. Die enge Vorhaut klemmt die Eichel ein und behindert den Blut- und Lymphabfluss. Es entsteht eine schmerzhafte Schwellung, die im schlimmsten Fall zur Gewebszerstörung führen kann. Daher ist es ratsam, sich in diesem Fall sofort an einen Arzt zu wenden.

Diagnose: Wie wird die Vorhautverengung diagnostiziert?

Der Arzt kann eine Phimose bei einer körperlichen Untersuchung leicht erkennen. Kann er die Vorhaut nicht zurückschieben oder entsteht ein Schnürring, wenn er die Vorhaut zurückstreift, dann handelt es sich um eine Vorhautverengung.

Behandlung: Wie kann eine Vorhautverengung behandelt werden?

Die Behandlung einer Phimose hängt vom Grad der Verengung ab. Bei einer unkomplizierten Phimose ohne Infekte und Urin-Abfluss-Störungen ist es sinnvoll, mit einer Behandlung bis zum dritten Lebensjahr zu warten. Wenn sich die Phimose nicht auswächst oder wenn es zu Beschwerden kommt, ist jedoch – unabhängig vom Alter des Kindes – eine Behandlung erforderlich. Dafür stehen eine operative und eine nichtoperative Methode zur Verfügung. Bei beiden Therapieformen geht es darum, die Vorhaut zu weiten oder zu entfernen.

Bei einer geringfügigen Vorhautverengung ist eine nicht-operative (konservative) Behandlung möglich. Die verklebte Vorhaut wird sehr vorsichtig zurückgeschoben und an der betroffenen Stelle wird eine kortisonhaltige Salbe aufgetragen. Die Therapie muss zweimal täglich über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen erfolgen. Diese Methode ist nebenwirkungsarm und bei bis zu 75 Prozent der Patienten erfolgreich.

Ist eine Vorhautverengung stark ausgeprägt und eine konservative Therapie erfolglos, besteht die Möglichkeit, die Vorhaut operativ zu weiten oder zu entfernen und die Phimose dadurch sofort zu beseitigen. Auf Wunsch des Betroffenen ist es möglich, die Vorhaut vollständig zu entfernen (Beschneidung, Zirkumzision) oder diese nur zum Teil zu spalten und dadurch zu weiten.
Mögliche Komplikationen einer Operation sind zum Beispiel Wassereinlagerungen (Ödeme) oder Narbenbildung. Außerdem kann sich die Wunde entzünden. Nach einer Beschneidung treten in etwa sechs Prozent Nachblutungen auf. Die Operation ist frühestens ab dem zweiten Lebensjahr zu empfehlen, da die Vorhaut sich in dieser Zeit oft noch von selber weitet.

Prognose: Wie ist die Prognose einer Vorhautverengung?

Die Prognose einer Vorhautverengung ist nach einer entsprechenden Therapie sehr gut. Unbehandelt kann eine Phimose zu wiederkehrenden Entzündungen der Vorhaut und der Eichel führen. Diese Entzündungen sind nicht nur schmerzhaft, sondern erhöhen auch das Risiko für Krebs. Es kann weiterhin zu aufsteigenden Harnwegsinfektionen führen, die im schlimmsten Fall eine Harnentleerung ganz behindern (Harnverhalt). Auch das Risiko für eine Paraphimose bleibt bestehen, solange die Vorhaut zu eng ist.

Vorbeugung: Wie kann man einer Vorhautverengung vorbeugen?

Man kann einer angeborenen Phimose nicht vorbeugen. Dagegen lässt sich eine erworbene Phimose durch sorgfältige Wundbehandlung bei Infektionen oder Verletzungen verhindern. Bei Kindern sollte die Vorhaut auf keinen Fall mit Gewalt zurückgezogen werden, weil dabei Risse und Einblutungen entstehen, die zur Vernarbungen führen können.

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Autor: Dr. med. Angelika Berenboim
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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Haag, P. et al.: Gynäkologie und Urologie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2012
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie: Phimose und Paraphimose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 006/052 (Stand: 08/2013)
Manski, D.: Lehrbuch der Urologie. www.urologielehrbuch.de (Abruf: 11/2017)
Eppinger, M. et al.: Pädiatrie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2013