Granulozyten

Was bedeuten die Granulozyten?

Granulozyten sind eine Unterform der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie werden im Knochenmark gebildet und ins Blut abgegeben. Sie sind Teil des Immunsystems und dienen der unspezifischen Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien, Parasiten und Pilzen. Man unterscheidet:

  • Stabkernige neutrophile Granulozyten
  • Segmentkernige neutrophile Granulozyten
  • Eosinophile Granulozyten
  • Basophile Granulozyten

Wann werden die Granulozyten gemessen (welche Indikation)?

Die Granulozyten werden im Rahmen eines Differenzial-Blutbilds bestimmt, welches zusammen mit dem kleinen Blutbild das große Blutbild ergibt. Anlass für die Untersuchung der Granulozyten ist zum Beispiel der Verdacht auf Infektionen oder Entzündungen, sowie auf Blutkrankheiten (z.B. Anämien, Leukämien).

Wie werden die Granulozyten gemessen?

Die Granulozyten werden im Blut gemessen.

Wie lauten die Referenzwerte für die Granulozyten?

Die Referenzwerte für die Granulozyten lauten:

  • Stabkernige neutrophile Granulozyten: 2-8 %
  • Segmentkernige neutrophile Granulozyten: 46-66 %
  • Eosinophile Granulozyten: 1-5 %
  • Basophile Granulozyten: <1 %

Was bedeutet eine Erhöhung der Granulozyten?

Erhöhte Laborwerte der Granulozyten (Granulozytose) sprechen für Infektionen, Entzündungen oder Blutkrankheiten. Dabei ist zwischen den Unterformen der Granulozyten zu unterscheiden.

Mögliche Ursachen für eine Erhöhung der neutrophilen Granulozyten (Neutrophilie) sind:

  • Infektionen mit Bakterien, Parasiten oder Pilzen
  • Stress
  • Akute Herzkrankheiten
  • Verbrennungen
  • Vergiftungen
  • Blutungen
  • Autoimmunkrankheiten
  • Chronische Leukämien
  • Metastasierende Krebserkrankungen („Streukrebs“)
  • Erhöhter Kortisol-Spiegel im Körper
  • Behandlung mit Kortison
  • Einnahme der Anti-Baby-Pille

Mögliche Ursachen für eine Erhöhung der eosinophilen Granulozyten (Eosinophilie) sind:

  • Allergien
  • Wurminfektionen
  • Hauterkrankungen, z.B. Schuppenflechte (Psoriasis)
  • Krebserkrankungen, z.B. CML (Chronisch myeloische Leukämie), Lymphdrüsenkrebs (wie Hodgkin-Lymphom)
  • Metastasierende Krebserkrankungen („Streukrebs“)
  • Autoimmunkrankheiten
  • Medikamente, z.B. Acetylsalicylsäure (ASS) oder Penicillin

Mögliche Ursachen für eine Erhöhung der basophilen Granulozyten (Basophilie) sind:

  • CML (Chronisch myeloische Leukämie)
  • Polyzythämia vera, eine Blutbildungsstörung

Was bedeutet eine Erniedrigung der Granulozyten?

Erniedrigte Laborwerte der Granulozyten kommen bei verschiedenen Erkrankungen vor. Dabei ist zwischen den Unterformen der Granulozyten zu unterscheiden.

Mögliche Ursachen für eine Erniedrigung der neutrophilen Granulozyten (Neutropenie) sind:

  • Bestimmte Infektionen durch Bakterien wie Typhus, Tuberkulose, Brucellose
  • Bestimmte Infektionen durch Viren wie Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Grippe
  • Bestimmte Infektionen durch Parasiten wie Malaria, Leishmaniose
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Krebserkrankungen, z.B. Leukämien, Plasmozytom
  • Metastasierende Krebserkrankungen („Streukrebs“)
  • Leberzirrhose
  • Vergiftungen mit Schädigung des Knochenmarks, z.B. Benzol, Schwermetalle, Strahlen

Mögliche Ursachen für eine Erniedrigung der eosinophilen Granulozyten (Eosinopenie) sind:

  • Schwere Infektionen, z.B. Blutvergiftung (Sepsis), Lungenentzündung (Pneumonie), Bauchfell-Entzündung (Peritonitis), Typhus
  • Leukämien
  • Behandlung mit Kortison
  • Stress

Mögliche Ursachen für eine Erniedrigung der basophilen Granulozyten (Basopenie) sind zum Beispiel Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen alle Formen der Granulozyten vermindert sind.

Weitere Informationen

Autor: Dr. med. M. Waitz
medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum: Januar 2012
Letzte Aktualisierung: Januar 2015
Aktualisiert durch: Simon Korn, M.Sc. Biologie
Quellen:
Arastéh, K. et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL): Labtestsonline. www.labtestonline.de (Abruf: 01/2015)
Furger, P.: Labor quick. Thieme, Stuttgart 2013
Neumeister, B.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier Urban & Fischer, München 2009