Haarausfall – warum er uns trifft und wie man ihn aufhält

Gesundes und vor allem dichtes Haar wollen die meisten Menschen haben. Das volle Haar soll jugendlich und attraktiv wirken. Für Haarausfall ist da kein Platz. Aber was tun, wenn das Haar dünner wird?

 

Haarausfall – sowohl Männer als auch Frauen sind betroffen

Manch einen stört das eigene schüttere Haar. Beim Blick in den Spiegel schimmert hier und da die Kopfhaut durch. Vielleicht gibt es schon kahle Stellen. Viele Menschen plagen sich herum mit dem Haarausfall. Dabei können Frauen ebenso betroffen sein wie Männer. Schütteres Haar kratzt am Selbstbewusstsein und schränkt die Lebensqualität ein. Aber warum fällt uns eigentlich das Haar aus? Und was kann man dagegen tun?

 

Gesundes Haar

Jeder Mensch trägt etwa 100.000 Haare am Kopf. Mit der Haarwurzel sind die Haare fest in der Kopfhaut verankert. Dort sitzen sie unter der Hautoberfläche im sogenannten Haarfollikel. Hier findet auch das Haarwachstum statt. Die Haarwurzel bildet neue Zellen und schiebt das Haar jeden Monat um etwa einen Zentimeter aus der Kopfhaut. Für zwei bis sechs Jahre ist die Haarwurzel aktiv und das Haar wächst ständig weiter. Die genaue Dauer dieser Wachstumsphase reguliert übrigens die maximale Haarlänge und ist von Mensch zu Mensch verschieden. Danach stellt die Haarwurzel das Wachstum ein. Das Haar bleibt noch ein paar Monate erhalten. Dann fällt es ganz natürlich aus und der Haarfollikel beginnt mit der Bildung eines neuen Haars. Ein gesunder Mensch verliert so jeden Tag bis zu 100 Haare.

 

Wenn zu viele Haare ausfallen – krankhafter Haarausfall

Die Haarfollikel sind dafür zuständig, dass die Haare wachsen. Ist der Haarfollikel entzündet oder verletzt, wirkt sich dies schnell auf das Haarwachstum aus. Das Haar hört frühzeitig auf zu wachsen und fällt schneller aus. Wächst kein neues Haar mehr nach, dünnt sich der Haarschopf aus und es entstehen kahle Stellen. Der Fachbegriff für diese Haarlosigkeit lautet Alopezie. Es gibt verschiedene Gründe für vermehrten Haarausfall. Bei Frauen können die Hormone nach einer Geburt durcheinandergeraten und dafür sorgen, dass vermehrt Haare ausfallen. Eisenmangel oder Probleme mit der Schilddrüse können ebenfalls die Haare ausdünnen. Es gilt: Je früher die richtige Ursache für den Haarausfall erkannt wird, desto besser lässt er sich behandeln.

Mediziner unterscheiden verschiedene Formen von Haarausfall:

  • Hormonell-erblicher Haarausfall (Alopezia androgenetica)
  • Kreisrunder Haarausfall (Alopezia areata)
  • Diffuser Haarausfall (Alopezia diffusa)
  • Vernarbender Haarausfall

 

Haarausfall hat verschiedene Ursachen

Werden die Geheimratsecken größer und größer oder lichtet sich das Haar am Hinterkopf, leiden Männer meist an einem hormonell-erblichen Haarausfall. Auch Frauen kann es treffen, wenn auch nicht so häufig wie Männer. Bei ihnen wird das Haar vor allem am Scheitel dünner. Der hormonelle Haarausfall ist die häufigste Art von Haarausfall. Bei den Betroffenen sind die Haarwurzeln erblich bedingt empfindlich gegenüber dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Mit der Zeit werden die Haarwurzeln geschädigt und die Haare fallen aus. Mit dem Alter nimmt der Haarausfall zu, doch liegt sein Anfang meist schon in der Pubertät.

 

Beim kreisrunden Haarausfall bilden sich plötzlich eine oder auch mehrere kreisrunde kahle Stellen am Kopf auf. Bei Männern kann auch der Bart betroffen sein. Mediziner sind sich noch nicht sicher, warum dieser Haarausfall auftritt. Als Ursache wird eine Störung des Immunsystems vermutet. Das Abwehrsystem des Körpers greift dann die eigenen Haarwurzeln an und es kommt zum Haarausfall. In den meisten Fällen verschwinden die kahlen Stellen innerhalb von einem Jahr wieder ganz von alleine. Nur selten bleiben sie erhalten.

 

Der diffuse Haarausfall dünnt das Haar insgesamt aus. Es sind nicht einzelne Stellen, sondern die ganze Kopfhaut betroffen. Für den diffusen Haarausfall gibt es verschiedene Ursachen. Auslöser sind Stress, ungesunde Ernährung, Medikamente oder verschiedene Krankheiten, wie Grippe oder Schuppenflechte. Verschwindet der Auslöser, erholen sich die Haare. Schütteres Haar kann aber auch ganz natürlich eine Folge des Alterns sein.

 

Beim vernarbenden Haarausfall werden die Haarfollikel unumkehrbar zerstört. Manche Hauterkrankungen befallen die Kopfhaut und entzünden sie stark. Sind die Haarfollikel dauerhaft entzündet, können sie beschädigt werden und schlimmstenfalls sogar vernarben. Vernarbte Haarfollikel sind dauerhaft geschädigt und bilden keine neuen Haare. Der vernarbende Haarausfall kommt seltener vor als die anderen Arten.

 

Was tun, wenn das Haar ausfällt?

Der Markt preist allerlei Mittel und Tinkturen gegen Haarausfall an. Sie sollen die Haare kräftigen, beleben und den vollen Haarschopf zurückbringen. In jeder Preisklasse sind diese Substanzen zu finden. Ob sie den Haarausfall stoppen, ist jedoch fraglich. Wissenschaftlich getestet wurden die meisten Mittel nämlich nicht. Wie Haarausfall gestoppt werden kann, hängt vor allem von seinem Auslöser ab. In manchen Fällen steckt eine Krankheit oder Hormonstörung hinter dem Haarausfall. Ein Arztbesuch kann die tatsächliche Ursache abklären. Wird die Krankheit erfolgreich behandelt, fangen die Haare wieder an zu wachsen.

 

Medikamente gegen Haarausfall

Der am weitesten verbreitete Haarausfall, der hormonelle Haarausfall, lässt sich mit Medikamenten behandeln. Derzeit sind zwei Medikamente auf dem Markt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist:

 

  1. Der Wirkstoff Mindoxidil wird als Schaum oder Lösung direkt auf das Haar gegeben. Dort regt es die Durchblutung der Gefäße um die Haarwurzel an und fördert das Haarwachstum.
  2. Der Wirkstoff Finasterid wird als Tablette eingenommen und schützt die überempfindlichen Haarwurzeln vor dem männlichen Geschlechtshormon. Finasterid ist jedoch nur für Männer zugelassen.

 

Wunderheilmittel sind beide Medikamente jedoch nicht. Nicht jeder von Haarausfall Betroffene wird mit ihnen das volle Haar zurückbekommen.

 

Die Eigenhaartransplantation

Vor allem beim hormonellen Haarausfall kann eine Eigenhaartransplantation zu einem vollen Haarschopf verhelfen. Unter örtlicher Betäubung entnimmt der Arzt gesunde Haare samt Follikel vom Hinterkopf. Mit einem Spezialinstrument werden die Haare aus der Haut gestanzt oder ein ganzer Hautstreifen herausgeschnitten. Der Arzt präpariert dann jedes einzelne Haar und verpflanzt es in die kahle Stelle. Die Operation kann, je nach Menge der verpflanzten Haare, bis zu sechs Stunden dauern. Nach dem Eingriff brauchen die verpflanzten Haare etwa drei bis vier Monate, bis sie mit ihrer neuen Stelle fest verwachsen und wieder anfangen, ein neues Haar zu bilden.

 

Tattoo gegen Haarausfall?

Aufhalten kann eine Tätowierung den Haarausfall nicht. Trotzdem ist die sogenannte Mikrohaarpigmentierung eine Möglichkeit, den Haarausfall zu kaschieren, die wohl vor allem für Männer interessant ist. Mit winzigen Mikropunkten, die auf die Kopfhaut tätowiert werden, täuscht die Mikrohaarpigmentierung einen kurz-rasierten Look vor. Im Gegensatz zur herkömmlichen Tätowierung ist die Haarpigmentierung nicht dauerhaft, da die Pigmente nicht so tief in die Haut eingebracht werden. Die fehlenden Haare können so zwar nicht ersetzt werden, aber für Betroffene ist die Mikrohaarpigmentierung eine mögliche Alternative zu Medikamenten oder Transplantation.

 

 

Weitere Informationen

Autor: Julia Hansen, medproduction GmbH, www.medproduction.de
Aktualisiert: Juni 2018
Quellen:
Blumeyer, A; et al. (2011). Evidence-based (S3) guideline for the treatment of androgenetic alopecia in women and in men. Journal of the German Society of Dermatology: JDDG 9 Suppl 6, S1-57.

Wolff, H; et al. (2016). Diagnostik und Therapie von Haar- und Kopfhauterkrankungen. Deutsches Ärzteblatt, 113(21). 377-387.