Krankenhaus-Infektionen (Nosokomiale Infektionen)

Der Begriff Krankenhaus-Infektion (Nosokomiale Infektion) bezeichnet eine Infektion, die bei einem stationären oder ambulanten Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung, meist einem Krankenhaus, erworben wurde. Dies mutet erst einmal paradox an, und die Frage, wie man in einem Krankenhaus krank werden kann, ist berechtigt. Das Problem der Krankenhaus-Infektionen besteht aber tatsächlich, seit es Krankenhäuser gibt.

Während in früherer Zeit vor allem mangelndes Wissen um Hygiene und fehlende Antibiotika zu nosokomialen Infektionen geführt haben, müssen sich Kliniken heute neuen Herausforderungen stellen, um Nosokomial-Infektionen zu verhindern. Die Krankenhaus-Hygiene spielt daher eine große Rolle im Klinikalltag und in der medizinischen Forschung.

Warum kommt es zu Krankenhaus-Infektionen?

Von 100 Patienten erkranken rund 3 bis 5 an einer Krankenhaus-Infektion, wobei diese meist komplikationslos ausheilt. Die Gründe, warum es zu einer nosokomialen Infektion kommen kann, sind oft wenig beeinflussbar und hängen von verschiedenen Gesichtspunkten ab.

  • Patientenfaktoren: Bei vielen Krankenhaus-Patienten ist das Immunsystem durch eine Erkrankung geschwächt beziehungsweise es muss mit Medikamenten unterdrückt werden (Immunsuppression), zum Beispiel nach einer Organtransplantation. Auch ein hohes Alter der Patienten macht diese anfälliger für eine Nosokomial-Infektion. Nicht zuletzt erhöhen Wunden die Gefahr, eine Infektion im Krankenhaus zu bekommen.
  • Behandlungsfaktoren: Große Operationen bieten Erregern Eintrittsmöglichkeiten. Aber auch Diagnose – und Therapiemethoden, die mit dem Eindringen von Schläuchen oder Kanülen in das Innere des Körpers einhergehen, bergen das Risiko der Ansteckung mit einer Krankenhaus-Infektion. Beispiele hierfür sind Beatmungsgeräte, Katheter oder Dialyse-Schläuche. Die Ansteckungsgefahr mit Krankenhaus-Keimen ist daher auf Intensivstationen besonders groß.
  • Umweltfaktoren: Bei einem Krankenhaus-Aufenthalt ist es unvermeidbar, dass man sich auf engem Raum mit vielen anderen Patienten aufhält. Dies erhöht die Ansteckungsgefahr. Auch besteht trotz optimaler Ausbildung im Bereich Krankenhaus-Hygiene die Gefahr, dass Klinikpersonal Erreger zwischen den Patienten überträgt.
  • Mikrobiologische Faktoren: Ein zusätzliches Problem liegt in der Natur der Erreger, die nosokomiale Infektionen verursachen. In vielen Fällen handelt es sich um Keime, die eine hohe Virulenz aufweisen, das heißt man kann sich leicht mit ihnen anstecken. Eine besondere Rolle kommt den sogenannten multiresistenten Keimen zu. Diese sind gegen eine Vielzahl häufig genutzter Antibiotika resistent, weshalb eine Infektion mit ihnen schwierig zu behandeln sein kann.

Welche Keime verursachen Krankenhaus-Infektionen?

Je nach Herkunft der Erreger lassen sich endogene und exogene Krankenhaus-Infektionen unterscheiden.

  • Endogene Infektion: Dieser Begriff beschreibt die Infektion mit einem Erreger, der zur normalen bakteriellen Besiedlung (Flora) eines Menschen gehört, etwa auf der Haut oder im Darm. Diese Mikroorganismen sind unter normalen Umständen völlig harmlos, können allerdings Krankheiten auslösen, wenn das Immunsystem geschwächt ist und sie ins Innere des Körpers gelangen. Bei 70 bis 90 Prozent aller Krankenhaus-Infektionen handelt es sich um endogene Infektionen.
  • Exogene Infektion: Hierbei handelt es sich um Infektionen mit Keimen, die nicht zur Bakterien-Flora des Menschen gehören. Es ist also eine Ansteckung von einem auf den anderen Patienten erfolgt. Diese vergleichsweise seltene Art der Krankenhaus-Infektion lässt sich im Gegensatz zur endogenen Infektion vermeiden.

Die Erreger, die nosokomiale Infektionen auslösen, sind für Gesunde nicht gefährlich. Je nach Krankheit kommen verschiedene Bakterien als Auslöser infrage. Lungenentzündungen auf Intensivstationen werden meist durch Staphylococcus aureus oder Pseudomonas aeruginosa verursacht, während zum Beispiel Harnwegsinfekte durch Katheter typischerweise von Darmbakterien wie Escherichia coli und Vertretern der Gattung Enterococcus ausgelöst werden.

Zunehmende Bedeutung erlangen nosokomiale Infektionen mit dem Darmbakterium Clostridium difficile. Durch die Einnahme eines Antibiotikums kann sich die Darmflora so verändern, dass sich das Bakterium übermäßig vermehrt und es kann zu Darmentzündungen und Durchfall kommen (CDAD = Clostridium-difficile-assoziierte-Diarrhö). Seit einigen Jahren nehmen schwer verlaufende Infektionen mit besonders ansteckenden Stämmen zu, weshalb die Ausbreitung von C. difficile sehr sorgfältig beobachtet wird.

Welche Rolle spielen multiresistente Keime?

Rund sechs Prozent aller Krankenhaus-Infektionen gehen auf sogenannte multiresistente Keime zurück. Dies sind Bakterien-Stämme, die gegen verschiedene häufig genutzte Antibiotika resistent sind, das heißt sie haben Mechanismen entwickelt, die das jeweilige Mittel unwirksam machen. Die steigende Verwendung von Antibiotika begünstigt die Vermehrung resistenter Stämme, weshalb Antibiotika nur nach sorgfältiger Abwägung eingesetzt werden sollten. Oft ist eine Antibiotika-Gabe aber unverzichtbar, zum Beispiel im Zusammenhang mit großen Operationen oder einem Aufenthalt auf der Intensivstation.

Das bekannteste Bakterium mit Antibiotika-Resistenz ist MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), der im Jahr 2013 11.000 Infektionen verursacht hat. Multiresistente Escherichia coli waren im gleichen Zeitraum für 8.000 Infektionen verantwortlich, Pseudomonas aeruginosa für 4.000 (aktualisiert: Stand: 16.11.2018). Durch die Gabe sogenannter Reserve- beziehungsweise Breitbandantibiotika lassen sich schwere Infektionen dennoch bekämpfen. Lediglich 0,3 Prozent aller Krankenhaus-Infektionen wurden durch Bakterien verursacht, die gegen nahezu jedes Antibiotikum resistent sind.

Wie kann ich mich als Patient vor einer Krankenhaus-Infektion schützen?

Das Gesundheitssystem in Deutschland sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, um die Ausbreitung nosokomialer Infektionen einzudämmen. So ist eine genaue Überwachung und Dokumentation (Surveillance) von Krankenhaus-Infektionen im Infektionsschutzgesetz (IfSG) geregelt. Seit 1997 dokumentieren immer mehr Kliniken im Rahmen des Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems (KISS) das Auftreten nosokomialer Infektionen. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) gibt entsprechend aktuelle Empfehlungen für den Klinikalltag heraus. Durch gezielte Maßnahmen sind mittlerweile Infektionen mit MRSA rückläufig.

Auch als Patient oder Angehöriger kann man sich aktiv vor Krankenhaus-Infektionen schützen. Die wichtigste Maßnahme ist gewissenhaftes Händewaschen und Desinfizieren. Zusätzlich gilt es zu vermeiden, an Schläuchen und Kathetern selbst zu manipulieren, da hierbei Erreger übertragen werden können. Antibiotika dürfen nur nach Verordnung durch den Arzt eingenommen werden, dann aber über die gesamte vorgesehene Dauer. Dies beugt der Ausbreitung resistenter Stämme vor.

Weitere Informationen

Autor: Dr. Katja Brennan, Diplom-Biologin
medproduction GmbH, www.medproduction.de.
Datum: November 2015
Datum der letzten Aktualisierung: April 2020
Aktualisiert durch: Dr. P. Zimmermann
Quellen:
Robert Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin 15/2008 http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2008/15/Art_01.html?nn=2868974