Warum ist Sport so gesund?

Wer Sport treibt, bleibt gesund und lebt länger, sagt man. Dass Sport gesund ist, müsste jedem von uns klar sein. Aber warum ist das so und warum profitiert neben unserem Körper auch unsere Psyche von regelmäßiger Bewegung?

Körperliche Aktivität: ein Opfer der Evolution?

Seit körperliche Bewegung nicht mehr überlebensnotwendig ist und wir unsere Felder nicht mehr mit Gaul und Pflug bestellen, sondern bequem im Supermarkt um die Ecke sämtliche Einkäufe tätigen können, hält der Bewegungsmangel Einzug. Mit Beginn der Industrialisierung wurde körperliche Arbeit durch Fließbänder und Motoren ersetzt; Stuhl und PC sind die neuen Äcker, Couch und Smart-TVs die zentralen Möbel in unseren Wohnungen. Unsere Veranlagung, das heißt unsere Gene, hinken dieser Entwicklung aber noch hinterher und so speichern wir überschüssige Energie als Fettreserven ab.

Die Energiebilanz muss stimmen

Diese Reserven machen dann Sinn, wenn zu wenig Nahrung zur Verfügung steht oder besonders viel Energie verbraucht wird. Die ersten Menschen profitierten von diesem Mechanismus und hatten so in karger Umwelt mit wenig Nahrung und bei harter körperlicher Arbeit gute Überlebenschancen. In der industrialisierten Welt, wenn die Bilanz von Energieaufnahme und Energieverbrauch unausgeglichen ist, ist eine übermäßige Einlagerung von Fettreserven jedoch problematisch. Besonders das sogenannte Bauchfett, das sich zwischen und an den Organen anlagert, wird in Verbindung mit vielerlei Erkrankungen gebracht. Es ist in der Lage, bestimmte hormonähnliche Botenstoffe zu produzieren, die Entzündungen fördern und so Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen begünstigen können. Die Zahl der Menschen mit diesen sogenannten Zivilisationskrankheiten wie etwa Diabetes mellitus, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt stetig zu und betrifft bereits einen großen Teil der Bevölkerung. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend körperlicher Bewegung kann dieser Entwicklung gegensteuern.

Weniger Medikamente dank Sport?

Forscher haben herausgefunden, dass körperliche Aktivität in der richtigen Dosierung bei der Vorbeugung und Behandlung von Erkrankungen genauso wirksam wie Medikamente sein kann. Jedoch sollte nicht auf eigene Faust und bis zur völligen Erschöpfung trainiert werden: Der Sport sollte unter ärztlicher Begleitung erfolgen und individuell auf die Krankheit zugeschnitten sein. Dabei ist der Trainingsumfang abhängig von der aktuellen körperlichen Verfassung, gesundheitlichen Einschränkungen und dem Alter. In groß angelegten Studien beobachteten die Forscher bereits bei einer leichten sportlichen Aktivität von 92 Minuten pro Woche oder 15 Minuten pro Tag einen Rückgang von Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine insgesamt verlängerte Lebenserwartung um bis zu drei Jahre. Wer bereits an Darmkrebs oder Brustkrebs, Koronarer Herzkrankheit, Diabetes mellitus, Rheuma oder Demenz leidet, kann durch Bewegung einen effektiven Beitrag zur Therapie leisten:

Sport und Diabetes

Betraf der Typ-2-Diabetes, auch Altersdiabetes genannt, lange Zeit tatsächlich hauptsächlich die ältere Generation, erkranken heute immer mehr jüngere Menschen an dieser Stoffwechselerkrankung. Bei dieser Krankheit ist der Zuckerstoffwechsel gestört, weil der Zucker im Blut nicht mehr so gut in die Körperzellen geschleust werden kann. Wer körperlich aktiv ist, kann seinen Zuckerstoffwechsel enorm verbessern. Mehr noch: Je früher Erkrankte ihren Lebensstil ändern, sich gesund ernähren und Sport treiben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Zuckerstoffwechsel normalisiert und der Diabetes sogar gänzlich „geheilt“ wird. Medikamente sind dann nicht mehr nötig. Es kann allerdings eine Herausforderung sein, einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung langfristig aufrecht zu erhalten.

Sport beeinflusst die Psyche

Bei Stress ist ein bestimmtes Hirnareal, der sogenannte präfrontale Kortex, mit Reizen überflutet. Die Menge dieser Reize kann vom Gehirn nicht in der gewohnten Zeit verarbeitet werden und löst ein Gefühl der Überforderung aus. Die Folgen können sinkende Belastbarkeit, Aggressivität oder Erschöpfung sein. Körperliche Aktivität mit einem höheren Belastungsgrad senkt die Überreizung in diesem Teil des Gehirns und das Stressgefühl nimmt ab. Neurologen sehen in diesem Mechanismus einen klaren Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und psychischen Erkrankungen und plädieren deshalb für eine regelmäßige körperliche Anstrengung.

Kraft- und Ausdauertraining bei Rheuma

Menschen mit rheumatoider Arthritis, kurz Rheuma, sollten körperlich aktiv bleiben. Denn Bewegung und Sport helfen wissenschaftlichen Studien zufolge gegen rheumabedingte Erschöpfung. Außerdem erhält Sport die Fitness und Kraft, was bei Rheuma besonders wichtig ist. Zu den gelenkschonenden Sportarten, die sich bei Rheuma eignen, zählen Krafttraining (Übungen mit leichten Gewichten zur Stärkung der Bein-, Arm- und Rückenmuskulatur), Ausdauertraining zur Stärkung von Herz und Lunge wie Walking, Radfahren, Schwimmen oder Tanzen, sowie Gymnastik und Wassergymnastik, Tai Chi und Yoga.

 

Weitere Informationen

Der Deutsche Olympische Sportbund e.V., die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Sporthochschule informieren zum Thema Sport und  Bewegung:
http://www.bewegung-gegen-krebs.de/
Autor: Veronika Toth, M.Sc. Ernährungswissenschaften, medproduction GmbH
Datum der letzten Aktualisierung: August 2021
Quellen:
Esefeld K, Halle M. Körperliche Aktivität und Sport bei Typ-2-Diabetes. Auswirkungen bezüglich Prävention und Therapie. Diabetologe 2015; 11:618-628.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Bewegung und Sport bei rheumatoider Arthritis. https://www.gesundheitsinformation.de/bewegung-und-sport-bei-rheumatoider-arthritis.2222.de.html?part=behandlung-of (Abruf: 08/2021)
Krug S et al. Zum Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) und des Motorik-Moduls (MoMo). Bundesgesundheitsbl 2012; 55:111-120.
Siegmund-Schultze N (2013) Bewegung wirkt wie ein Medikament. Deutsches Ärzteblatt 110(7): A271–A272.