Augen-Untersuchungen

Definition: Was sind Augen-Untersuchungen?

Augen-Untersuchungen werden aus verschiedenen Gründen durchgeführt: Durch einfache, schmerzfreie Verfahren kann der Augenarzt Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) sowie Hornhautverkrümmungen (Astigmatismus) und Schielen (Strabismus) diagnostizieren. Des Weiteren lassen sich verschiedene Augenerkrankungen – zum Beispiel Grauer Star (Katarakt), Grüner Star (Glaukom), eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) oder andere entzündliche Augenkrankheiten – feststellen.

In der Augenheilkunde kommen verschiedene Augen-Untersuchungen zum Einsatz. Dazu gehören:

  • Sehtest zur Bestimmung der Sehschärfe
  • Farbsinntest zur Beurteilung einer eventuellen Farbenblindheit
  • Spaltlampen-Untersuchung zur mikroskopischen Betrachtung des Augen-Vorderabschnitts
  • Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) des Auges zur Darstellung der Augenlänge und des hinteren Augenabschnitts
  • Gesichtsfeld-Messung zur Beurteilung der Netzhautempfindlichkeit
  • Untersuchung des Augenhintergrunds zur Beurteilung der Netzhaut und der Sehnervenpapille
  • Augeninnendruck-Messung zur Diagnostik des Grünen Stars

Durchführung: Wie werden Augen-Untersuchungen durchgeführt?

Bei einem Sehtest liest der Untersuchte schwarze, verschieden große Zeichen (in der Regel Buchstaben oder Zahlen), so genannte Optotypen, von einer weißen Tafel ab. Dabei ist abwechselnd ein Auge verdeckt. Anhand der erkannten Optotypen beurteilt der Augenarzt objektiv die Sehschärfe. Die normale Sehschärfe beträgt 1,0 beziehungsweise 100 Prozent. Bei der Prüfung des Fernvisus – der Sehschärfe aus Entfernung – ist die Sehtafel fünf bis sechs Meter vom Untersuchten entfernt, bei der Prüfung des Nahvisus – der Sehschärfe aus der Nähe – 30 bis 40 Zentimeter.

Bei einem Farbsinntest kommt ein Spektralapparat zum Einsatz. Mit diesem kann der Augenarzt verschiedene Farben mischen und Kontraste beliebig abbilden. Der Untersuchte wird aufgefordert, die verschiedenen Farben und Formen, welche er sieht, zu benennen. Der Augenarzt kann dadurch beurteilen, ob und in welcher Art eine sogenannte Farbenblindheit vorliegt.

Bei einer Spaltlampen-Untersuchung lehnt der Untersuchte sein Gesicht gegen eine spezielle Apparatur und stützt das Kinn auf, damit der Kopf möglichst ruhig bleibt. Die Augen werden nacheinander mit der Spaltlampe beleuchtet. Der Augenarzt betrachtet dann die vorderen und mittleren Augenabschnitte durch ein Mikroskop.

Eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) des Auges kann auf dem geschlossenen Lid oder bei geöffnetem Auge erfolgen. Zuvor wird das Auge mit speziellen Augentropfen leicht betäubt. Anschließend benetzt der Augenarzt den Augenbereich mit einem Gel und setzt die Ultraschallsonde auf. Auf einem Monitor sieht er das Ultraschallbild und kann es beurteilen.

Es gibt zwei Formen der Gesichtsfeld-Messung: Die computergesteuerte statische und die kinetische Gesichtsfeld-Messung. Bei der erst genannten Form von Gesichtsfeld-Messung sitzt der Untersuchte zehn bis 20 Minuten vor einem Bildschirm und drückt einen Knopf, wenn er auf dem Bildschirm ein Licht aufblitzen sieht. Bei der kinetischen Gesichtsfeldmessung sitzt der Untersuchte ebenfalls vor einem Bildschirm. Die Lichtpunkte erscheinen jedoch nicht willkürlich, sondern wandern von den Bildschirmrändern in die Mitte – tauchen diese im Blickfeld des Untersuchten auf, drückt er einen Knopf. Auf diese Weise kann der Augenarzt Einschränkungen des Gesichtsfeldes erkennen.

Eine Untersuchung des Augenhintergrunds kann direkt oder indirekt stattfinden. Bei einer direkten Ophthalmoskopie wird das Auge des Betroffenen beleuchtet. Durch einen elektrischen Augenspiegel (Ophthalmoskop) kann der Augenarzt durch die Pupille in das Augeninnere sehen. Dabei erscheint der Augenhintergrund in mehrfacher Vergrößerung. Während der Untersuchung des Augenhintergrunds sitzt der Augenarzt direkt vor dem Untersuchten. Bei einer indirekten Ophthalmoskopie hält er mit ausgestrecktem Arm eine Lupe vor das Auge des Betroffenen und beleuchtet dieses mit einer starken Lichtquelle. Obwohl der Augenarzt bei dieser Augen-Untersuchung mit kleineren Vergrößerungen arbeitet, erhält er einen besseren Gesamtüberblick über das Augeninnere.

Es stehen mehrere unterschiedliche Verfahren zur Augeninnendruck-Messung zur Verfügung. Bei manchen Geräten ist ein kurzfristiger Kontakt mit der Hornhaut des Auges erforderlich, andere Techniken messen den Augeninnendruck mithilfe eines leichten Luftstrahls auf die Augenoberfläche. Bei wieder anderen Methoden erfolgt die Messung über das geschlossene Augenlid. Die einzelnen Messverfahren unterscheiden sich in ihrer Genauigkeit.

Anwendungsgebiete: Was sind die Anwendungsgebiete von Augen-Untersuchungen?

Mit der Bestimmung der Sehschärfe lassen sich eventuelle Fehlsichtigkeiten (etwa eine Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit) erkennen und durch eine Sehhilfe beheben. Der Untersuchte hat in der Regel selbst gemerkt, dass er zum Beispiel Probleme beim Lesen oder Erkennen von Schildern hat. Der Augenarzt stellt bei dem Sehtest dann fest, um wie viel Prozent die Sehschärfe aus weiter oder naher Distanz eingeschränkt ist.

Ein Farbsinntest wird zur Feststellung einer eventuellen Farbenblindheit durchgeführt. Diese Augen-Untersuchung findet in der Regel in Zusammenhang mit verschiedenen Gutachten (zum Beispiel für den Beruf) oder bei subjektivem Verdacht des Betroffenen Anwendung.

Durch eine Spaltlampen-Untersuchung kann der Augenarzt die vorderen Augenabschnitte wie Lidrand, Bindehaut, Lederhaut, Hornhaut, Vorderkammer des Auges und Linse mikroskopisch betrachten und beurteilen. Durch Zusatzgeräte wie eine spezielle Linse können auch Kammerwinkel und Augenhintergrund untersucht werden. Der Augenarzt führt eine Spaltlampen-Untersuchungen bei geröteten, brennenden, tränenden oder juckenden Augen durch. Er kann mittels dieser Augen-Untersuchung eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) oder Fremdkörper im Auge diagnostizieren.

Eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) des Auges wird zu verschiedenen Zwecken angewandt, beispielsweise zur Augenlängen-Messung, welche vor einer Operation des Grauen Stars (Katarakt) notwendig ist. Auch die Dicke der Linse lässt sich durch die Ultraschall-Untersuchung ermitteln. Darüber hinaus kann der hintere Augenabschnitt dargestellt und so verschiedene Erkrankungen wie eine Netzhautablösung, Sehnerverkrankungen oder ein Tumor diagnostiziert werden. Eine Ultraschall-Untersuchung des Auges ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Untersuchung mit dem Augenspiegel nicht möglich ist. Dies kann zum Beispiel bei einer sehr trüben Linse oder starken Blutungen der Fall sein. Dann ist die Ultraschall-Untersuchung die einzige Möglichkeit, den hinteren Augenabschnitt darzustellen.

Eine Gesichtsfeld-Messung gibt Auskunft darüber, wie empfindlich die Netzhaut des Untersuchten an bestimmten Stellen gegenüber Lichteinstrahlung ist. Die Größe des Gesichtsfelds spielt für die Eignung bestimmter Berufe – wie Piloten – eine Rolle und wird daher im Rahmen von Gutachten eingesetzt. Außerdem dient diese Augen-Untersuchung zur Diagnose unterschiedlicher Seheinschränkungen, wie sie beispielsweise bei Grünem Star (Glaukom) oder neurologischen Erkrankungen vorkommen.

Mit einer Untersuchung des Augenhintergrunds kann der Augenarzt Erkrankungen im Bereich der Netzhaut feststellen. So können zum Beispiel bei Bluthochdruck (Hypertonie) oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) die Blutgefäße der Netzhaut oder der Sehnerv krankhaft verändert sein.

Eine Augeninnendruck-Messung gibt Auskunft darüber, welchen Druck das Kammerwasser der vorderen und hinteren Augenkammer ausübt. Normalerweise befinden sich Zu- und Abfluss des Kammerwassers im Gleichgewicht. Ist der Abfluss jedoch behindert, staut sich das Kammerwasser und der Augeninnendruck steigt. Aus der Kraft, die benötigt wird, um die nach außen gewölbte Hornhaut mit dem Messgerät (Tonometer) zu glätten, resultiert der jeweilige Augeninnendruck. Diese Augen-Untersuchung ist vor allem für Personen wichtig, die an einem Grünen Star erkrankt sind.

Risiken und Komplikationen: Welche Risiken bergen Augen-Untersuchungen?

Bei Augen-Untersuchungen – dem Sehtest, dem Farbsinntest, der Spaltlampen-Untersuchung, der Ultraschall-Untersuchung (Sonografie), der Gesichtsfeld-Messung, der Augenhintergrund-Untersuchung und der Augeninnendruck-Messung – treten in der Regel keine Komplikationen auf. Wird das Auge direkt berührt, wie bei der Augeninnendruck-Messung, kann es in extrem seltenen Fällen zu oberflächlichen Verletzungen oder Infektionen des Auges kommen.

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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Berufsverband der Augenärzte Deutschland e.V. (BVA): www.augeninfo.de (Abruf: 10/2017)
Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2011
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017