Anaplasmose

Ursachen: Was sind die Ursachen für Anaplasmose?

Bei der Anaplasmose handelt es sich um eine Erkrankung, die in erster Linie aus der Tiermedizin bekannt ist. Meist erkranken Rinder und Schafe sowie Hunde und Katzen an der Infektion. Erreger der Anaplasmose ist das Bakterium Anaplasma phagocytophilum, das durch Schildzeckenarten der Gattung Ixodes übertragen wird. Verbreitungsgebiet dieser Zecken sind die USA sowie Europa und Asien. Hauptsächlich tritt die Anaplasmose in den USA und in Europa auf.

Beim Menschen wird die Erkrankung als Humane Granulozytäre Anaplasmose (HGA) bezeichnet. Die ersten Erkrankungen sind in den 1990er Jahren in den USA aufgetreten, wo man einen raschen Anstieg der Krankheitsfälle beobachten konnte. In Europa sind bislang nur wenige Fälle bekannt, in Deutschland ist bisher kein Fall gesichert.

Beschwerden: Wie äußert sich Anaplasmose?

Bei etwa 75 Prozent aller Menschen, die sich mit dem Erreger Anaplasma phagocytophilum infizieren, treten keine Beschwerden auf und die Infektion verläuft unbemerkt. Bricht die Erkrankung aus, machen sich die ersten Symptome wenige Tage bis zu vier Wochen nach dem Biss durch eine mit Anaplasma phagocytophilum infizierte Zecke bemerkbar. Meist äußert sich eine Anaplasmose in diesen Fällen durch folgende, unspezifische und plötzlich auftretende grippeartige Beschwerden:

Bei einer Anaplasmose kommt es zu Blutbild-Veränderungen wie Blutarmut (Anämie) sowie zur Abnahme bestimmter Blutzellen. Häufig stellt der Arzt außerdem einen Anstieg der Leber- und Entzündungswerte fest. In seltenen Fällen kann die Anaplasmose Gelenkentzündungen (Arthritis), Beschwerden des Magen-Darm-Trakts oder Störungen des Zentralen Nervensystems hervorrufen.

Eine Anaplasmose kann sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Am häufigsten sind symptomlose bis milde Verlaufsformen. Bei alten Menschen und Patienten mit geschwächtem Abwehrsystem (Immunsystem) verläuft die Krankheit hingegen meist schwerer. Es treten Komplikationen auf, die viele Organsysteme betreffen können. Dabei kann es zu Schock-Symptomen, Gerinnungsstörungen und Herzmuskel-Entzündungen, aber auch zu akutem Nierenversagen und Störungen des Zentralen Nervensystems kommen.

Diagnose: Wie wird Anaplasmose diagnostiziert?

Die typischen Symptome einer Anaplasmose, wie Unwohlsein, Fieber, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen, können vor allem in Verbindung mit einem vorangegangenen Zeckenbiss auf die Erkrankung hinweisen. Da ein Zeckenbiss jedoch oft unbemerkt bleibt und die Symptome sehr unspezifisch sind, stellt der Arzt beim Verdacht auf eine Anaplasmose die Diagnose anhand von Blut-Untersuchungen. Um eine Anaplasmose nachzuweisen, ist ein Blut-Ausstrich eine sehr schnelle und aussagekräftige Methode. Weitere Labormethoden wie die Untersuchung auf Antikörper gegen Anaplasma phagocytophilum sichern die Diagnose.

Behandlung: Wie kann Anaplasmose behandelt werden?

Eine Anaplasmose-Infektion behandelt der Arzt mit Antibiotika (Tetracycline wie zum Beispiel Doxycyclin), die der Betroffene in der Regel in Tablettenform einnimmt. Die Wahl des Antibiotikums und die Dauer der Behandlung richten sich nach folgenden Kriterien:

  • Ausprägung der Erkrankung
  • Alter des Patienten (Erwachsene, Kinder)
  • Vorhandensein zusätzlicher Infektionen

Es besteht die Gefahr, dass durch einen Zeckenbiss weitere Krankheiten übertragen werden. Dazu gehören die Borreliose und die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME). In diesem Fall sind zusätzliche Therapie-Maßnahmen notwendig.

Prognose: Wie ist die Prognose bei Anaplasmose?

Verläuft die Anaplasmose mild oder symptomfrei, ist die Prognose in der Regel gut. Diese Patienten genesen vollständig, meist innerhalb einer Woche, zum Teil auch ohne spezifische Antibiotika-Therapie. Schwerwiegende Komplikationen treten bei einer Anaplasmose nur selten auf, meistens bei Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr. In solchen Fällen ist eine frühzeitige und adäquate Therapie entscheidend. Bleibt diese aus, ist die Prognose ungünstig, im schlimmsten Fall endet die Erkrankung tödlich. Daher ist auch bei Verdacht auf eine Anaplasmose eine Therapie mit Antibiotika ratsam.

Vorbeugung: Wie kann man Anaplasmose vorbeugen?

Da die Anaplasmose ausschließlich durch Zecken übertragen wird, ist es ratsam, bei Aufenthalten im Wald, in Gebieten mit Sträuchern oder hohen Graswiesen auf geschlossene Kleidung und festes Schuhwerk zu achten. Zusätzlich ist es sinnvoll, sich anschließend gründlich nach Zecken abzusuchen. Cremes und Sprays, die Zecken abwehren, bieten bei korrekter Anwendung ebenfalls einen guten Schutz.

Weder gegen Anaplasmose noch gegen Borreliose existieren derzeit Impfstoffe. Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragbare Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) ist ein Impfstoff verfügbar.

Weitere Informationen

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Autor: Pascale Huber (Tierärztin), Dr. med. M. Waitz
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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Bakken, S. et al: Clinical Diagnosis and Treatment of Human Granulocytotropic Anaplasmosis. Annals of the New York Academy of Sciences, 2006; 1078:236-247.
Fingerle, V.: Humane Ehrlichiose und humane Anaplasmose: epidemiologische, klinische und diagnostische Aspekte. www.egms.de/en/meetings/gmds2007/07gmds810.shtml (Abruf: 10/2017)
Infectious Diseases Society of America practice guidelines for clinical assessment, treatment and prevention of Lyme disease, human granulocytic anaplasmosis, and babesiosis. www.guideline.gov/content.aspx?id=9537 (Abruf: 10/2017)
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Thieme-Verlag, Stuttgart 2013
Darai, G. et al.: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Heidelberg 2012
Hofmann, F. et al.: Praktische Infektiologie: Erreger, Diagnose, Therapie, Prävention. Ecomed Medizin, Heidelberg 2012
Ismail, N. et al.: Human Ehrlichiosis and Anaplasmosis. Clin. Lab. Med. 2010; 30(1):261-292