Azidose (Übersäuerung)

Wenn Ärztinnen und Ärzte von einer Azidose sprechen, meinen sie damit eine Übersäuerung des Blutes.

Ursachen: Was sind die Ursachen einer Azidose (Übersäuerung)?

Wenn Ärztinnen und Ärzte von einer Azidose sprechen, meinen sie damit eine Übersäuerung des Blutes. Der sogenannte pH-Wert im Blut der Arterien sinkt dabei unter den Wert von 7,35. Der normale pH-Wert beträgt zwischen 7,36 und 7,44: Er ist also weder zu sauer noch zu basisch (man spricht auch vom Säure-Basen-Haushalt).

Saure Abfallprodukte von Stoffwechsel-Vorgängen im Körper werden normalerweise über die Lungen abgeatmet oder über die Nieren ausgeschieden, damit der pH-Wert stabil bleibt. Bei der Azidose aber ist das Blut zu sauer, was verschiedene Ursachen haben kann. Man unterscheidet zwei Formen der Übersäuerung:

  1. die atmungsbedingte Übersäuerung (respiratorische Azidose) und
  2. die stoffwechselbedingte Übersäuerung (metabolische Azidose).

Atmungsbedingte Übersäuerung (respiratorische Azidose):

Bei der häufigen Form von Übersäuerung, der respiratorischen Azidose, atmet die Person zu flach oder zu langsam. Es kommt zu einer sogenannten Hypoventilation, bei der zu wenig saures Kohlendioxid (CO2) abgeatmet wird, welches ich dann als Bikarbonat im Blut und im Gewebe ablagert und zur Übersäuerung führt. Mögliche Ursachen sind Lungenkrankheiten wie:

Ein weitere mögliche Ursache für eine respiratorische Azidose sind Störungen des Atemzentrums im Gehirn.

Stoffwechselbedingte Übersäuerung (metabolische Azidose):

Bei der selteneren Form von Übersäuerung, der metabolischen Azidose, finden sich saure Stoffwechsel-Produkte im Blut und übersäuern es. Mögliche Ursachen für die stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes sind:

Beschwerden: Wie äußert sich eine Azidose (Übersäuerung)?

Bei der atmungsbedingten Übersäuerung (respiratorischen Azidose) kommt es zu einem Sauerstoff-Mangel mit typischen Symptomen wie blauen Lippen und Atemnot. Weitere mögliche Beschwerden sind Schwindel und Verwirrtheit bis hin zu Bewusstseinsstörungen und Koma. Die Betroffenen müssen außerdem vermehrt wasserlassen, weil ihre Nieren verstärkt arbeiten.

Bei der stoffwechselbedingten Übersäuerung (metabolischen Azidose) tritt typischerweise eine sogenannte Kußmaul-Atmung auf: Der Betroffene atmet schneller und tiefer, denn seine Lungen versuchen, saures CO2 abzuatmen. Ein Blutdruck-Abfall, Schwindel und Bewusstseinsstörungen sowie Herzrhythmusstörungen sind weitere mögliche Symptome.

Falls ein Diabetes mellitus Ursache der Azidose ist (sog. diabetische Ketoazidose), riecht der Atem oft nach Azeton: Er riecht ähnlich wie überreifes Obst oder Nagellack.

Diagnose: Wie wird eine Azidose (Übersäuerung) diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Azidose führt die Ärztin oder der Arzt Blutuntersuchungen durch. Hierzu wird Blut aus einer Arterie (meist aus der Arteria radialis am Handgelenk) entnommen und der pH-Wert sowie das Kohlendioxid im Blut gemessen.

Weitere Untersuchungen können notwendig sein, um die Ursache der Übersäuerung zu ermitteln (z.B. die Messung des Blutzuckerwerts beim Verdacht auf Diabetes mellitus, Bestimmung der Nierenwerte beim Verdacht auf eine Nierenschwäche).

Behandlung: Wie kann eine Azidose (Übersäuerung) behandelt werden?

Bei einer Azidose ist es vor allem wichtig, die Ursache, die zu der Übersäuerung des Blutes geführt hat, zu behandeln. Die Therapie der atmungsbedingten Übersäuerung (respiratorischen Azidose) besteht darin, die Atemfrequenz zu steigern, damit mehr saures CO2 abgeatmet wird. In schweren Fällen ist eine kurzzeitige Beatmung nötig. Ist eine Lungenerkrankung wie Asthma bronchiale oder COPD die Ursache der Azidose, können Medikamente wie bronchienerweiternde Mittel oder Kortison helfen.

Bei der selteneren, stoffwechselbedingten Übersäuerung (metabolischen Azidose) wird ebenfalls versucht, schnell die Ursache zu behandeln: Bei einer diabetischen Ketoazidose zum Beispiel verabreichen Ärztinnen und Ärzte Insulin und Flüssigkeit, bei einer Niereninsuffizienz kann eine Dialyse nötig sein. Je nach Schwere der Azidose ist eine Behandlung im Krankenhaus, in schweren Fällen sogar auf der Intensivstation, notwendig. Lässt sich die Ursache der Azidose nicht rasch behandeln, erhält der Betroffene Bikarbonat über eine Infusion.

Prognose: Wie ist die Prognose bei einer Azidose (Übersäuerung)?

Die Prognose einer Azidose hängt maßgeblich von ihrer Ursache, ihrer Schwere und ihrer Behandlung ab. Die atmungsbedingte Übersäuerung (respiratorische Azidose) lässt sich in vielen Fällen effektiv behandeln, wenn sie schnell diagnostiziert wird. Einer stoffwechselbedingten Übersäuerung (metabolischen Azidose) liegt häufig eine schwere, mitunter sogar lebensbedrohliche Erkrankung zugrunde. Je eher auch hier eine schnelle Diagnose und effiziente Behandlung erfolgen, desto besser ist ihre Prognose.

Vorbeugung: Wie kann man einer Azidose (Übersäuerung) vorbeugen?

Einer Azidose lässt sich zum Teil vorbeugen, denn es handelt sich um eine Stoffwechsel-Entgleisung, der eine bestimmte Ursache zugrunde liegt. Wenn Sie beispielsweise unter einer Grunderkrankung wie Diabetes mellitus leiden, ist es wichtig, dass Ihr Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist (zum Beispiel mit Insulin). Nehmen Sie deshalb Ihre Medikamente immer, wie von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt verordnet, ein! Lassen Sie regelmäßig Ihre Nierenwerte kontrollieren, wenn Sie an einer Nierenerkrankung (z.B. Nierenschwäche) leiden!

Bei gesunden Menschen führt eine falsche Ernährung normalerweise nicht zu einer Azidose. Jedoch ist davon abzuraten, zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse zu essen.

Weitere Informationen

Autor: Redaktion medproduction

Medizinische Qualitätssicherung: Dr. med. Martin Waitz

Datum: Dezember 2021

Quellen:

Deximed: Metabolische Azidose. https://deximed.de/home/klinische-themen/erste-hilfe-notfallmedizin/patienteninformationen/medizinische-notfallsituationen/metabolische-azidose#  (Abruf: Dezember 2021)

Deximed: Respiratorische Azidose. https://deximed.de/home/klinische-themen/erste-hilfe-notfallmedizin/notfaelle/internistische-notfaelle/respiratorische-azidose (Abruf: Dezember 2021)

Herold, G.: Innere Medizin 2021. Gerd Herold Verlag 2021