Bettnässen (Enuresis)

Ursachen: Was sind die Ursachen für Bettnässen?

Als Bettnässen (Enuresis) wird ein mehrfacher unwillkürlicher Harnverlust (Einnässen) zu unpassenden Zeiten über Wochen bezeichnet. Bettnässen kommt vor allem bei Kindern vor, kann aber auch Erwachsene betreffen. Im Gegensatz zur Blasenschwäche (Harninkontinenz), einem unkontrollierten Harnabgang mit gestörter Blasenfunktion, liegt bei der Enuresis keine krankhafte organische Veränderung vor.

Beim Bettnässen findet eine normale, vollständige Blasenentleerung statt, allerdings zur falschen Zeit und eben im Bett anstatt auf der Toilette. Sie tritt überwiegend nachts auf (Enuresis nocturna) – in seltenen Fällen zusätzlich oder ausschließlich tagsüber (Enuresis diurna beziehungsweise Enuresis diurna et nocturna). Das Bettnässen wird in zwei Kategorien unterteilt:

  • Primäre Enuresis nocturna: Das Kind war bislang noch nicht konstant trocken
  • Sekundäre Enuresis nocturna und/oder diurna: erneutes Einnässen nach mehrmonatiger Trockenperiode

In den meisten Fällen kommt es nur nachts während des Schlafs zur Blasenentleerung (Enuresis nocturna). Hierbei handelt es sich um eine verzögerte Entwicklung der Blasenkontrolle. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. Mögliche Einflussfaktoren beim Bettnässen sind:

  • Gestörtes Verhalten beim Wasserlassen
  • Emotionale Belastungen
  • Verzögerte oder gestörte Reifung des Zentralnervensystems
  • Ungenügende psychomotorische Entspannung des Beckenbodens beim Wasserlassen
  • Unterdrückung des Harndrangs
  • Zu lange Abstände zwischen der Blasenentleerung

Beschwerden: Wie äußert sich Bettnässen?

Dass sich Kinder bis zum fünften Lebensjahr nachts noch einnässen, ist völlig normal. Je kleiner das Kind ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es noch Bettnässer ist. Sind die folgenden drei Kriterien erfüllt, handelt es sich jedoch um auffälliges/unnormales Bettnässen:

  • Unwillkürliches Einnässen bei Kindern über fünf Jahren
  • Drei Monate lang unkontrollierter Harnabgang (unter sieben Jahren zweimal, bei älteren Kindern einmal monatlich)
  • Weder durch organische Störungen noch durch Krankheit bedingter Harnverlust

Der Schweregrad des Bettnässens wird festgelegt nach:

  • Durchschnittliche Häufigkeit des Einnässens pro Tag/Nacht und Woche
  • Menge des Harnverlusts (Einnässmenge)
  • Persönliche Beeinträchtigung des Kindes

 Diagnose: Wie wird Bettnässen diagnostiziert?

Um festzustellen, ob es sich um Bettnässen handelt, sollten organische Erkrankungen wie Blasenschwäche (Harninkontinenz) oder Blasenentzündung (Zystitis) bei der Diagnose ausgeschlossen werden. Dazu dienen in erster Linie:

  • Gespräche mit dem Betroffenen
  • Verhaltensbeschreibungen und -beobachtungen (bei Kindern insbesondere durch die Eltern)
  • Spezielle Fragebögen
  • Erfassung der Trink- und Urinmenge (Miktionsprotokoll) über 24 Stunden
  • Körperliche Untersuchung
  • Urin-Untersuchung
  • Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) der Nieren, Harnwege und Blase, um Fehlbildungen des Harntrakts auszuschließen

Behandlung: Wie kann Bettnässen behandelt werden?

Bettnässen wird je nach Art und Ursache behandelt. In einfachen Fällen reicht es aus, das Trinkverhalten zu ändern und abends nicht mehr so viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Hält das Bettnässen jedoch an oder verstärkt es sich, ist es ratsam, einen Kinderarzt aufzusuchen.

Ist der Grund für das Bettnässen eine psychische Störung, ist gegebenenfalls eine Psychotherapie (zum Beispiel in Form einer Verhaltenstherapie) sinnvoll. Hier kann der Kinderarzt oder ein Kinderpsychologe weiterhelfen. Bei Erwachsenen, die unter Enuresis leiden, ist entsprechend zunächst der Hausarzt gefragt.

Wichtig für eine erfolgreiche Therapie des Bettnässens bei Kindern ist die Zusammenarbeit mit den Eltern: Sie können lernen, ihr Kind während des Prozesses mit angemessenen Verhaltensweisen zu unterstützen. Ziel dabei ist es, dass das Kind zu motivieren. Keinesfalls empfiehlt es sich als Eltern, zu starken Druck aufzubauen oder zu schimpfen, wenn sich der erste Erfolg noch nicht eingestellt hat.

Zusätzlich kann bei Bettnässen der Einsatz verschiedener Klingel- und Wecksysteme zur Konditionierung beitragen (apparative Verhaltenstherapie). Weckgeräte wie Klingelhose oder Klingelmatte, geben immer dann ein Signal von sich, sobald sie Urin registrieren. Bleiben verhaltenstherapeutische Maßnahmen erfolglos, kann der Arzt zusätzlich zu einer medikamentösen Behandlung der Enuresis mit Imipramin oder Desmopressin raten.

Prognose: Wie ist die Prognose von Bettnässen?

Bettnässen ist bis zum fünften Lebensjahr kein abnormes Verhalten. Da Kleinkinder erst ab zwei Jahren eine Blasenkontrolle entwickeln, kann es einige Zeit dauern, bis sich dieser komplexe Mechanismus körperlich manifestiert hat. Bedarf eine Enuresis dennoch einer psychotherapeutischen oder medikamentösen Behandlung, lässt sich in der Regel durch ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept das Bettnässen erfolgreich beheben.

Vorbeugung: Wie kann man Bettnässen vorbeugen?

Da sich jeder Mensch individuell und unterschiedlich schnell entwickelt, empfiehlt es sich, beim Bettnässen ohne krankhafte Blasenprobleme geduldig zu sein. Wenn Eltern nicht zusätzlich mentalen Druck ausüben, stellt sich bei Kindern die trockene Phase nach einiger Zeit normalerweise von alleine ein. Reguliert sich das Bettnässen über das fünfte Lebensjahr hinaus nicht von selbst, sollten krankhafte Ursachen im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung ausgeschlossen werden.

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Autor: Sabine Fischer, Dr. med. M. Waitz
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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Hautmann, R. et al.: Urologie. Springer, Berlin 2014
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie: Enuresis und nicht-organische (funktionelle) Harninkontinenz bei Kindern und Jugendlichen (Stand: 12/2015)
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017