Darmdivertikel (Divertikulose)

Ursachen: Was sind die Ursachen von Darmdivertikeln?

Darmdivertikel sind Ausstülpungen von Wandschichten des Darmes nach außen, die sowohl im Dickdarm als auch im Dünndarm vorkommen können. Am häufigsten treten sie im sogenannten Sigma, einem S-förmigen Abschnitt des Dickdarms im Bereich des linken Unterbauchs, auf. Man unterscheidet echte Darmdivertikel, bei denen alle Wandschichten ausgestülpt sind, und falsche Darmdivertikel (Pseudodivertikel), die sich nur durch eine Veränderung einzelner Schichten der Darmwand auszeichnen. Treten in einem Darmabschnitt mehrere Divertikel auf, spricht man von einer Divertikulose.

Die Ursachen von Darmdivertikeln sind noch nicht endgültig geklärt. Vor allem eine ballaststoffarme Ernährung – und eine damit verbundene chronische Verstopfung (Obstipation) – begünstigt die Entwicklung von Darmdivertikeln. Hinzu kommt eine mit dem Alter zunehmende Schwächung des Bindegewebes. Dementsprechend ist die Divertikulose bei Menschen, die jünger als 40 Jahre sind, relativ selten. Dahingegen sind bis zu 60 Prozent der über 70-Jährigen von einer Divertikulose betroffen. Die Neigung zu Darmdivertikeln kann vererbt werden.

Beschwerden: Wie äußern sich Darmdivertikel?

Bei den meisten Menschen verursachen die Darmdivertikel keine Symptome. Bei einem Teil der Betroffenen kommt es jedoch zu Komplikationen, weil sich die Darmdivertikel entzünden. In diesem Fall spricht man von einer Divertikulitis. Typische Symptome sind:

  • Schmerzen im Bereich des linken Unterbauchs, ähnlich einer linksseitigen Blinddarmentzündung (Appendizitis)
  • Fieber
  • Stuhlunregelmäßigkeiten wie Verstopfung (Obstipation), Durchfall (Diarrhö), Blähungen oder Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung
  • Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen
  • Beschwerden beim Wasserlassen
  • Erhöhte Entzündungswerte im Blut
  • Selten Blut im Stuhl

Bleibt die Divertikulitis unbehandelt, kann es zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss oder einem Darmdurchbruch kommen.

Diagnose: Wie werden Darmdivertikel diagnostiziert?

Hinweise auf Darmdivertikel können eine Röntgen-Untersuchung mit Kontrastmittel (Kolonkontrasteinlauf), eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) und eine Darmspiegelung (Koloskopie) geben. Gegebenenfalls sind weitere bildgebende Verfahren notwendig, etwa eine Computertomografie (CT) oder eine Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT).

Behandlung: Wie können Darmdivertikel und Divertikulitis behandelt werden?

Verursachen die Darmdivertikel keine Beschwerden, ist eine Behandlung normalerweise nicht notwendig. Bei mehreren Divertikeln in einem Darmabschnitt (Divertikulose) empfiehlt es sich, ballaststoffreiche Nahrung und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen sowie auf regelmäßige Bewegung zu achten.

Die Therapie einer Divertikulitis richtet sich nach dem Schweregrad der Entzündung. Bei einer leichten, erstmaligen Divertikulitis reicht es in der Regel aus, für einige Tage auf feste Nahrung zu verzichten und gegebenenfalls die Entzündung mit Antibiotika zu behandeln. Bei starken Beschwerden verschreibt der Arzt außerdem Schmerzmittel. Diese Form der Behandlung ist grundsätzlich auch ambulant möglich. In manchen Fällen ist auch ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. Um den Darm zu entlasten, verordnet der Arzt meist eine Nulldiät. Die Nahrung wird dem Körper dann künstlich über die Vene zugeführt (parenterale Ernährung). Erst nach Abklingen der Symptome wird die Ernährung langsam wieder auf feste und ballaststoffreiche Kost umgestellt. Leichte Divertikelblutungen heilen in etwa 90 Prozent der Fälle von selbst, ansonsten lässt sich die Blutungsstelle im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) veröden.

Tritt eine Divertikulitis häufiger auf, ist es ratsam, den betroffenen Darmabschnitt operativ zu entfernen. Das gilt vor allem, wenn sich der Darm verengt oder zu verschließen beginnt. Inzwischen ist es bei den meisten Patienten möglich, die Divertikel mit einer Operation nach dem Schlüssellochprinzip zu entfernen. Dafür sind nur sehr kleine Schnitte notwendig (minimal invasiv laparoskopische Operation), was zu weniger Schmerzen, kleineren Narben und einem kürzeren Krankenhausaufenthalt führt.

Anders sieht es bei einer Notoperation aus, die zum Beispiel bei einem Darmverschluss oder einem freien Darmdurchbruch unumgänglich ist. Hierbei lässt sich ein künstlicher Darmausgang häufig nicht vermeiden, der jedoch nach einigen Monaten wieder zurückverlegt werden kann. Weitere Gründe für eine Operation bei einer Divertikulitis können häufig auftretende Blutungen oder die Bildung von Fisteln sein. Dies sind unnatürliche Verbindungen zwischen dem Darm und anderen Organen, die durch den Entzündungsprozess der Divertikulitis entstehen.

Prognose: Wie ist die Prognose von Darmdivertikeln?

Lösen die Darmdivertikel keine Symptome aus, ist eine Behandlung nicht notwendig. Auch eine leichte Divertikulitis lässt sich gut mit Medikamenten behandeln. Wenn sich die Darmdivertikel immer wieder entzünden, ist zwar eine Operation notwendig, anschließend sind die meisten Betroffenen aber beschwerdefrei. Tritt eine Divertikulose (viele Darmdivertikel in einem Darmabschnitt) erstmals vor dem 40. Lebensjahr auf, kehrt sie im weiteren Lebensverlauf häufig wieder.

Vorbeugung: Wie kann man Darmdivertikeln vorbeugen?

Ballaststoffarme Ernährung gilt als eine der Hauptursachen für Darmdivertikel. Sie führt meistens zu chronischer Verstopfung (Obstipation) und einem dementsprechend hohen Druck auf die Darmwand. Darmdivertikeln beziehungsweise einer Divertikulose lässt sich vorbeugen, indem man auf eine sehr ballaststoffreiche Ernährung in Kombination mit ausreichend Flüssigkeit und Bewegung achtet.

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Autor: Nicole Lücke, Dr. med. M. Waitz

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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
National Digestive Diseases Information Clearinghouse (nddic): Diverticulosis and Diverticulitis. www.digestive.niddk.nih.gov (Abruf: 10/2017)
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017
Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim: Divertikulose – Divertikulitis des Dünn- und Dickdarmes. www.umm.uni-heidelberg.de (Abruf: 10/2017)