Gicht

Ursachen: Was sind die Ursachen von Gicht?

Gicht zählt zu den rheumatischen Erkrankungen und wird durch einen zu hohen Harnsäurespiegel verursacht. Ein zu hoher Harnsäurespiegel im Blut (medizinisch Hyperurikämie) allein muss nicht unbedingt Beschwerden bereiten. Es kann aber zu plötzlichen, sehr schmerzhaften Gichtanfällen an den Gelenken kommen. Auf Dauer können sich die Gelenke verändern und verformen. Rund ein bis zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung, vorwiegend Männer, in den sogenannten „Wohlstandsländern“ wie Deutschland, sind von Gicht betroffen.

Die Kombination von erblicher Veranlagung (Stoffwechseldefekt) und falschen Essgewohnheiten ist der häufigste Grund für einen erhöhten Harnsäurespiegel und für Gichtanfälle. Harnsäure ist das Abbauprodukt von Purinen, die in fast allen Lebensmitteln enthalten sind. Besonders purinreich sind Innereien (etwa Leber, Niere, Bries), fettiger Fisch (zum Beispiel Sardinen), Fleisch und Hülsenfrüchte. Seltene Ursachen für Gicht sind Nierenerkrankungen, Medikamente und andere Krankheiten. Klassischer Auslöser für einen Gichtanfall sind Ess- und Alkoholexzesse, aber auch extremes Fasten kann einen Gichtanfall auslösen.

Beschwerden: Wie äußert sich Gicht?

Die im Blut erhöhte Harnsäure (Urat) lagert sich in den Gelenken und anderen Stellen des Körpers ab und kristallisiert aus (Tophi). Betroffen sind vor allem die Gelenke von Fingern, Zehen, Knie und Ellbogen, aber auch die Ohrläppchen, Sehnen oder Organe wie die Nieren. Die kristallinen, scharfkantigen Tophi führen zu schmerzhaften Entzündungen. Das Gelenk, wie zum Beispiel das am häufigsten betroffene Großzehengrundgelenk, schmerzt, ist gerötet, überwärmt und lässt sich kaum bewegen. Gichtanfälle treten in der Regel plötzlich, meist morgens oder nachts auf. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden nach einigen Tagen oder Wochen wieder von selbst.

Diagnose: Wie wird Gicht diagnostiziert?

Der Arzt kann die Harnsäure-Werte im Blut bestimmen. Bei Werten über 7,0 mg/dl spricht man von einer Hyperurikämie, also von einem erhöhten Harnsäurespiegel. Außerdem sind Urin-Untersuchungen möglich. Mithilfe einer Röntgen-Aufnahme der betroffenen Gelenke lassen sich eventuelle Ablagerungen (Harnsäure-Tophi) erkennen. Unter Umständen sind weitere Verfahren, beispielsweise eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder die Entnahme von Flüssigkeit aus dem Gelenk (Gelenkpunktion), sinnvoll.

Behandlung: Wie kann Gicht behandelt werden?

Eine gesunde Lebensweise ist die erste und wichtigste Maßnahme bei einem erhöhten Harnsäurespiegel. Dazu gehört eine ausgewogene, purinarme Ernährung, der Verzicht auf Alkohol und ausreichend Bewegung. Wer übergewichtig ist, sollte unbedingt abnehmen. Bei einer Erhöhung des Harnsäurespiegels bis 9 mg/dl reichen diese Maßnahmen meist aus, wenn keine Beschwerden bestehen.

Bei einem akuten Gichtanfall wird das Gelenk gekühlt und die Entzündung behandelt. Dazu eignen sich entzündungshemmende Mittel (Antiphlogistika). Nach dem Abklingen der akuten Beschwerden kann eine längerfristige Therapie erfolgen, um den Harnsäurespiegel abzusenken und die Harnsäurekristalle aufzulösen.

Zur Behandlung eines erhöhten Harnsäurespiegels sowie von Gichtanfällen eignen sich folgende Medikamente:

  • Gegen die Schmerzen und die Entzündung beim Gichtanfall helfen sogenannte Nicht-Steroidale Antirheumatika (NSAIR), wie zum Beispiel Diclofenac.
  • Colchizin lindert schnell und effektiv die Entzündung im Gelenk. Es hat allerdings starke Nebenwirkungen (beispielsweise Übelkeit, Durchfall (Diarrhö), Haarausfall (Alopezie), Blutbild-Veränderungen) und darf nur für kurze Zeit und in niedriger Dosierung eingenommen werden.
  • Zur Dauerbehandlung der Hyperurikämie beziehungsweise der Gicht wird Allopurinol eingesetzt, ein sogenanntes Urikostatikum. Es bewirkt, dass der Körper weniger Harnsäure bildet. Auch hier sollte man mögliche Nebenwirkungen berücksichtigen, vor allem in der Schwangerschaft und Stillzeit.
  • Mittel, die zu einer vermehrten Ausscheidung von Harnsäure führen, bezeichnet man als Urikosurika. Sie werden vor allem eingesetzt, wenn der Betroffene Allopurinol nicht verträgt.

Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrollen beim Arzt wichtig.

Prognose: Wie ist die Prognose von Gicht?

Gicht hat eine gute Prognose, wenn sie konsequent behandelt wird. Durch eine bewusstere und gesündere Lebensweise lassen sich Gicht-Anfälle vermeiden.

Vorbeugung: Wie kann man Gicht vorbeugen?

Damit es gar nicht erst zu einem Gichtanfall kommt, kann man einige Dinge beachten. Da falsche Lebens- und vor allem Essgewohnheiten für den erhöhten Harnsäurespiegel verantwortlich sind, empfiehlt sich in erster Linie eine gesündere Lebensweise. Hier einige Tipps, wie man Gichtanfällen vorbeugen kann:

  • Keine oder nur wenig purinreiche Lebensmittel essen, zum Beispiel Innereien, Fleisch, fettigen Fisch und Nüsse meiden (auch Fertiggerichte, etwa Fertigsuppen und Fertigsoßen, enthalten oft sehr viele Purine)!
  • Lieber zu Obst, Vollkornprodukten, Reis, Kartoffeln und Milchprodukten greifen!
  • Ausreichend Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser, trinken – wenn nichts dagegen spricht (zum Beispiel schwere Herzschwäche (Herzinsuffizienz)), mindestens zwei bis drei Liter pro Tag!
  • Fruchtzuckerhaltige Getränke meiden („Softdrinks“ und „Wellness-Drinks“)!
  • Auf Alkohol verzichten!
  • Viel bewegen, beispielsweise regelmäßige Spaziergänge, Fahrradfahren oder Schwimmen!
  • Für übergewichtige Personen empfiehlt es sich, das Körpergewicht zu reduzieren, am besten durch eine langfristige Ernährungsumstellung und viel Bewegung. Radikalkuren hingegen können durch das extreme Hungern Gichtanfälle auslösen.

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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Beise, U. et al.: Gesundheits- und Krankheitslehre. Springer, Heidelberg 2013
Braun, J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Tausche, A.-K. et al.: Gicht – aktuelle Aspekte in Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2009; 106 (34-35): 549-55