Herzmuskelentzündung (Myokarditis)

Ursachen: Was sind die Ursachen einer Herzmuskelentzündung?

Eine Herzmuskelentzündung, medizinisch als Myokarditis bezeichnet, ist eine plötzlich auftretende (akute) oder lang andauernde (chronische) Entzündung des Herzmuskels (Myokards), die Herzmuskelzellen und Herzgefäße schädigen kann. Eine Herzmuskelentzündung kann sowohl im Erwachsenenalter, als auch bei Neugeborenen und Säuglingen sowie im Kindes- und Jugendalter auftreten.

Mehrere Ursachen kommen für eine Herzmuskelentzündung infrage:

  • Infektionen: Viren (z.B. Grippeviren) sind zu etwa 50 Prozent für eine Herzmuskelentzündung verantwortlich. Bakterien, Pilze und Parasiten spielen eine untergeordnete Rolle.
  • Autoimmunerkrankungen: Bei bestimmten Erkrankungen des Immunsystems wie Rheuma oder Sarkoidose „bekämpft“ sich der Körper selbst: Immunzellen befallen körpereigenes Gewebe und verursachen eine Entzündung. Auf diese Weise kann der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen werden.
  • Giftstoffe (Toxine): Als weitere Auslöser für eine Herzmuskelentzündung gelten Alkohol, Schwermetalle sowie Chemikalien und Medikamente.

Beschwerden: Wie äußert sich eine Herzmuskelentzündung?

Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann äußerst unterschiedlich verlaufen und sich entweder gar nicht bemerkbar machen oder in verschiedenen Symptomen zeigen – von mildem (Mehrzahl der Krankheitsfälle) bis zu schwerem Verlauf.

Folgende Symptome sprechen für eine Herzmuskelentzündung, die entweder einzeln oder in Kombination auftreten:

  • Körperliche Schwäche
  • Leistungsschwäche
  • Müdigkeit
  • Fieber
  • Gliederschmerzen
  • Atemnot
  • Herzrhythmusstörungen (zum Beispiel Herzstolpern, Herzrasen, Herzklopfen)
  • Schmerzen in der Brust
  • Schwindel

Eine schwere Herzmuskelentzündung, die mit einem sich sehr schnell verschlechternden Allgemeinbefinden einhergeht, kann zum Schock und Herzversagen führen.

Der chronische Verlauf der Herzmuskelentzündung ist gekennzeichnet durch Symptome wie:

  • Abgeschlagenheit
  • Leistungsminderung
  • Appetitstörung
  • Gewichtsverlust
  • Leicht bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten, insbesondere der Lippen

Diagnose: Wie wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert?

Um eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) zu diagnostizieren, kann der Arzt verschiedene Untersuchungsverfahren einsetzen:

  • Körperliche Untersuchung: Herzfrequenz, Blutdruck, Körpertemperatur sowie das Abhören von Herz und Lunge liefern erste Hinweise auf eine Herzmuskelentzündung.
  • Elektrokardiogramm (EKG), 24-Stunden-Langzeit-EKG: Das EKG liefert unter anderem Hinweise auf Herzrhythmusstörungen.
  • Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) des Herzens: Die Ultraschall-Untersuchung des Herzens („Herz-Echo“) ermöglicht bereits zu Beginn der Herzmuskelentzündung eine Aussage darüber, ob es sich um eine milde oder schwere Form der Erkrankung handelt.
  • Blut-Untersuchungen: Sind bestimmte Entzündungsfaktoren, zum Beispiel das C-reaktive Protein, kurz CRP, im Blut erhöht, kann dies ein Hinweis auf eine Entzündung sein. Außerdem untersucht der Arzt die sogenannten Herzenzyme.
  • Gewebeentnahme (Biopsie): Eine sichere Diagnose der Herzmuskelentzündung lässt sich mit einer Gewebeprobe aus dem entzündeten Herzmuskel stellen, in der zum Beispiel Bestandteile von Viren nachweisbar sind. Diese Untersuchung wird auch Myokardbiopsie genannt.
  • Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT): Sie liefert u.a. Erkenntnisse über den Zustand des Herzens und die Folgen einer Herzmuskelentzündung.

Behandlung: Wie wird eine Herzmuskelentzündung behandelt?

Für die Behandlung der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) sind die körperliche Verfassung und der Schweregrad der Erkrankung ausschlaggebend. Die Behandlung richtet sich außerdem nach der Ursache der Herzmuskelentzündung:

  •  Bei einer milden Herzmuskelentzündung ist es zwingend erforderlich, sich zu schonen (Bettruhe). Der Arzt kann zusätzlich Medikamente gegen Schmerzen und Entzündung sowie ggf. blutdrucksenkende Arzneimittel verordnen, die den Herzmuskel entlasten und den Herzrhythmus stabilisieren. Während der Zeit der Bettruhe wird außerdem Heparin verabreicht, um Thrombosen (Blutgerinnsel) zu verhindern.
  • Ist die Herzmuskelentzündung auf eine Virusinfektion zurückzuführen, ist eine Behandlung mit Immunglobulinen (Antikörpern) oder mit Interferon (Immunbotenstoff) möglich.
  • Bei Erkrankungen des Immunsystems sind Immunsuppressiva (Medikamente, welche die gesteigerte Aktivität des Immunsystems drosseln) die Mittel der Wahl.
  • Bakterielle Infektion als Ursache der Herzmuskelentzündung behandelt der Arzt mit Antibiotika.

Eine gefürchtete Komplikation der Herzmuskelentzündung ist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Tritt dies ein, verabreicht der Arzt zum Beispiel Medikamente wie Diuretika (entwässernde Medikamente), ACE-Hemmer oder Betablocker. Ist eine medikamentöse Behandlung der Herzschwäche nicht möglich, bleibt als letzte Behandlungsmaßnahme die Herztransplantation.

Prognose: Wie ist die Prognose der Herzmuskelentzündung?

Faktoren wie Erreger, Art der Entzündung und entstandene Schäden am Herzmuskel spielen für die Prognose der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) eine wesentliche Rolle. In den meisten Fällen heilt eine akute Herzmuskelentzündung bei entsprechender Behandlung folgenlos aus.

Menschen, die an einer Herzmuskelentzündung erkrankt sind, müssen sich aber längerfristig engmaschig von einem Arzt untersuchen lassen. Denn eine plötzlich auftretende Herzmuskelentzündung kann zu Herzrhythmusstörungen führen, oder in eine chronische Myokarditis übergehen, die wiederum zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels (dilatative Kardiomyopathie) führen kann.

Schäden am Herzen und eine Verschlechterung des Verlaufs lassen sich in der Nachsorge vor allem mittels Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) und Ultraschall (Sonografie) besser erkennen – und die Betroffenen so frühzeitiger und intensiver behandeln.

Vorbeugung: Wie kann man einer Herzmuskelentzündung vorbeugen?

Hygienemaßnahmen und Impfungen wie zum Beispiel die Grippeschutzimpfung tragen dazu bei, dass sich Herzmuskelentzündungen vermeiden lassen. Bei einer schweren Infektionskrankheit ist Ruhe für den Körper besonders wichtig. Dies gilt in erster Linie für Sportler und Leistungssportler, die mindestens vier Wochen lang keinen Sport treiben sollten.

Hat der Arzt bereits die Diagnose Herzmuskelentzündung (Myokarditis) gestellt, so lautet die Devise: sich schonen, sich nicht körperlich belasten und kein Sport! Ist die Herzmuskelentzündung ausgeheilt, kann in Rücksprache mit dem Arzt die Belastung dann schrittweise wieder gesteigert werden.

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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Benckendorff, A.: Viele Ursachen – eine Erkrankung, Die PTA, März 2013
Deutsches Ärzteblatt: www.aerzteblatt.de (Abruf: 10/2017)
Deutsche Herzstiftung e.V.: www.herzstiftung.de (Abruf: 10/2017)
Mahrholdt, H.: Prognose bei Myokarditis, April 2012
Paul, T. et al.: 24 Leitlinie Pädiatrische Kardiologie: Myokarditis, Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie, Juni 2012