Hyperaktive Kinder (ADHS)

Ursachen: Was sind die Ursachen von ADHS?

ADHS ist die Abkürzung für die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, die Mediziner auch als Hyperkinetische Störung bezeichnen. Es handelt sich bei der ADHS um eine psychische Erkrankung, die sich bereits vor dem sechsten Lebensjahr – meistens im Kindergartenalter – durch verschiedene Verhaltensauffälligkeiten bemerkbar macht. Dazu gehören vor allem eine ausgeprägte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche, impulsives Verhalten und eine auffällige motorische Unruhe. Der starke Bewegungsdrang und die Unfähigkeit der betroffenen Kinder still zu sitzen haben der ADHS auch die umgangssprachliche Bezeichnung „Zappelphilipp-Syndrom“ eingebracht.

Die ADHS gehört zu den häufigsten psychiatrischen Störungen von Kindern und Jugendlichen. Schätzungen zufolge sind ungefähr drei bis sechs Prozent aller Schulkinder von ADHS betroffen, Jungen etwa drei- bis sechsmal häufiger als Mädchen. Alle typischen Symptome der ADHS können phasenweise auch bei gesunden Kindern auftreten. Bei einer ADHS sind diese aber überdurchschnittlich stark ausgeprägt und wirken sich negativ auf die Entwicklung des Kindes aus.

Experten nehmen an, dass mehrere Faktoren bei der Krankheitsentstehung des ADHS zusammentreffen:

Genetische Veranlagung

Die Veranlagung zu ADHS ist vererbbar. Leidet ein Elternteil an ADHS, besteht für die Kinder ein Risiko von 20 bis 40 Prozent, ebenfalls zu erkranken.

Neurobiologische Faktoren

Es gilt als gesichert, dass ADHS mit fehlerhafter Informationsverarbeitung in den Bereichen des Gehirns einhergeht, die für Verhaltens- und Gefühlssteuerung verantwortlich sind. Der Botenstoff Dopamin, der dabei eine große Rolle spielt, ist bei Kindern mit ADHS häufig vermindert.

Psychosoziale Faktoren

Durch Probleme, Stress oder Ärger in der Familie und dem sozialem Umfeld können sich die Symptome der Erkrankung verstärken.

Weitere Faktoren

Hat die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol, Nikotin oder andere schädlichen Genussmitteln konsumiert, kann dies die spätere Entstehung von ADHS beim Kind begünstigen.

Beschwerden: Wie äußert sich ADHS im Kindesalter?

Im Säuglingsalter können Symptome wie chronische Unruhe, lange Schreiphasen, Schlafstörungen oder Essstörungen bereits Vorboten eines späteren ADHS sein. In der weiteren Kindheit ist die Symptomatik vielfältig.

Hyperaktive Kinder zeigen typische Verhaltensweisen:

  • Sie sind oft unruhig und zappelig
  • Dauernd in Bewegung, klettern auf Tische und Bänke, ruhiges Sitzenbleiben fällt schwer
  • Haben Probleme, sich auf Spiele oder Aufgaben für längere Zeit zu konzentrieren
  • Häufiges Wechseln von einer Aktivität zur nächsten
  • Sind sehr leicht durch andere Dinge ablenkbar
  • Können Aufgaben und Tätigkeiten schlecht strukturieren und organisieren
  • Sind oft vergesslich
  • Reden mehr als andere Kinder
  • Werden schnell ungeduldig und wütend
  • Sind rebellisch und impulsiv
  • Stören andere Kinder
  • Haben durch ihre Konzentrationsschwäche und ihre Verhaltensauffälligkeiten oft Probleme im Schulalltag

Über diese typischen ADHS-Symptome hinaus treten bei vielen ADHS-Kindern begleitende Störungen auf. Oft ist zum Beispiel die motorische und sprachliche Entwicklung verzögert und mit Eintritt in die Schule treten Teilleistungsstörungen, wie zum Beispiel eine Legasthenie oder eine Dyskalulie, zutage. Auch depressive Verstimmungen, Angststörungen und Auffälligkeiten im Sozialverhalten, zum Beispiel verstärkte Aggressivität, sind keine Seltenheit.

Diagnose: Wie wird ADHS diagnostiziert?

Da die Symptome bei ADHS sehr vielfältig und darüber hinaus von Kind zu Kind sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sind, ist die ADHS-Diagnose nicht immer leicht zu stellen. Beim Verdacht auf ADHS ist es deshalb ratsam, einen Kinder- und Jugendpsychiater oder einen erfahrenen Kinder- und Jugendarzt zu Rate zu ziehen. Dieser kann auffällige Verhaltensmuster von normalen, altersgemäßen Verhaltensweisen abgrenzen und mithilfe verschiedener Tests die ADHS bei diagnostizieren:

Informationen von Eltern, Lehrern und Erziehern

Durch die Schilderung der Symptome erhärtet sich für den Arzt oft schon der Verdacht auf eine ADHS. Um die Symptome und des Alltagsverhaltens des Kindes zu erfassen, gibt es standardisierte Interviews und Fragebögen, die dem Arzt die Diagnosefindung erleichtern sollen.

Beobachtung des Kindes

Der Beobachtung des Kindes in der Untersuchungssituation kommt wichtige Bedeutung zu. So ist es dem Arzt möglich, sich selbst ein Bild vom Verhalten des Kindes zu machen.

Ausschluss anderer Ursachen

Bevor der Arzt die Diagnose ADHS stellen kann, muss er durch eine gründliche körperliche und neurologische Untersuchung herausfinden, ob es andere Ursachen gibt, die für die Symptome verantwortlich sein können. Insbesondere muss er im Rahmen der Untersuchung andere kinderpsychiatrische Störungen, neurologische Erkrankungen, internistische Erkrankungen oder Nebenwirkungen einer Medikamenteneinnahme ausschließen.

Weitere Diagnostik

In der Regel sind bei hyperaktiven Kindern zusätzlich Intelligenz-, Leistungs- und Entwicklungstests notwendig. So ist es zum Beispiel möglich, eine Lese- oder Rechtschreib-Schwäche oder schulische Überforderung aufzudecken.

Behandlung: Wie können Kinder mit ADHS behandelt werden?

Die Behandlungsstrategie von ADHS beruht auf verschiedenen Säulen:

Psychoedukation

Die Psychoedukation zielt darauf ab, den Kindern, Ihren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen umfassende Informationen zur Erkrankung zu vermitteln. Dazu gehört zum Beispiel die Beschreibung der möglichen Symptome, der Ursachen, des Krankheitsverlaufs und der Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem sollen Hilfestellungen in Erziehungs- und Verhaltensfragen den Eltern den Umgang mit ihrem Kind erleichtern.

Psychotherapie

Besonders ein Verhaltenstraining des Kindes hat sich bei ADHS als sinnvoll erwiesen. Dabei soll das Kind lernen, sein eigenes Verhalten besser zu kontrollieren und Aufgaben strukturiert zu lösen. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Trainingsprogramme, die den Kindern helfen sollen, ihre Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit zu steigern.

Pädagogische und weitere Hilfen

Bei Lernschwierigkeiten oder motorischen Defiziten können Kinder mit ADHS spezielle Förderprogramme in Anspruch nehmen. Darüber hinaus ist die enge Zusammenarbeit der Eltern mit Lehrern und Erziehern für den Therapieerfolg besonders wichtig.

Medikamentöse Therapie

Die Verordnung sogenannter Stimulanzien (vor allem Methylphenidat) hat sich in der Behandlung von ADHS bewährt. Diese Medikamente sollen die Verfügbarkeit des Botenstoffes Dopamin im Gehirn normalisieren. So bessern sich in vielen Fällen die Symptome des ADHS deutlich.

Prognose: Wie ist die Prognose von ADHS?

Eine adäquate Therapie ist für die Prognose der Hyperaktivität im Kindesalter entscheidend. Bei etwa 30 Prozent der Kinder mit ADHS kann eine Behandlung die Symptomatik deutlich abschwächen. Bei manchen Kindern verschwinden die Beschwerden im Laufe der Zeit, bei mindestens einem Drittel der Betroffenen bestehen einige Symptome der Erkrankung allerdings bis ins Erwachsenenalter fort.

Vorbeugung: Wie kann man ADHS vorbeugen?

Der genetischen Komponente von ADHS kann man nicht vorbeugen. Während der Schwangerschaft sollte die werdende Mutter die Faktoren vermeiden, welche die Entstehung eines ADHS fördern können. Ist ein Kind erkrankt, ist es ratsam, durch Unterstützung des Kindes und adäquate Diagnostik und Therapie zu versuchen, die weitere Krankheitsentwicklung positiv zu beeinflussen.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. med. Maximilian Eckerland
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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
ADHS Deutschland e.V.: www.adhs-deutschland.de (Abruf: 10/2017)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): ADHS. www.bzga.de (Abruf: 10/2017)
Gleixner, C. et al.: Neurologie und Psychiatrie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2013
Eppinger, M. et al.: Pädiatrie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2013