Krätze (Skabies)

Ursachen: Was sind die Ursachen für Krätze?

Die Krätze (Skabies) ist eine parasitäre Hauterkrankung (Epizoonose). Sie wird durch Krätzmilben (Sarcoptes scabiei variatio hominis) verursacht. Es handelt sich dabei um 0,3 bis 0,5 Millimeter große Tiere (die Männchen sind kleiner). Sie bohren sich in die Haut und lösen durch Speichelsekret die Hornhaut auf. So bilden sie Milbengänge aus, in denen sie leben, Kot und auch Eier absetzen. Wenn die Jungtiere schlüpfen, wandern sie zur Hautoberfläche. Dort reifen sie heran und paaren sich. Die Männchen sterben danach ab, während die Weibchen neue Milbengänge ausformen.

Krätzmilben ernähren sich von Hautzellen und Gewebsflüssigkeit (Lymphe). Da sie keine Lungen besitzen und allein durch die Haut atmen, besiedeln sie nur die oberen Hautschichten (Hornzellschicht, Stratum corneum). Zwar übertragen sie keine Krankheiten, doch reagiert das Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers auf die Milbenbesiedlung. Juckreiz und entzündliche Hautreaktionen sind die Folge.

Durch Körperpflege, Immunabwehr und Kratzen wird ein Teil der Milben bereits entfernt. So reicht die Menge an Milben in der Haut nicht aus, um sich über kurzen Körperkontakt (zum Beispiel Hände schütteln) mit der Krätze zu infizieren. Bei engem Körperkontakt besteht allerdings Infektionsgefahr. Auch in beengten Wohnverhältnissen mit vielen Bewohnern (Familien, Heime, Krankenhäuser) kann die Krätze übertragen werden. Bei der Norwegischen Krätze (Borkenkrätze, Scabies norvegica sive crustosa) ist eine Ansteckung auch durch kurz dauernden Körperkontakt und über Gegenstände möglich. Sie betrifft meist Menschen mit geschwächter Immunabwehr (zum Beispiel bei AIDS), ebenso Kinder und ältere Menschen. Scabies nodulosa ist eine Form der Krätze, bei der Knötchen als Zeichen einer allergischen Reaktion auf Milbenkot auftreten.

Beschwerden: Wie äußert sich Krätze?

Bei einer Erstinfektion mit der Krätze treten die ersten Symptome nach einer Anpassungszeit (Sensibilisierungsphase) von rund vier bis fünf Wochen auf, bei einer erneuten Infektion bereits nach ein bis zwei Tagen. Dabei) reagiert das Abwehrsystem (Immunsystem) auf den Milbenbefall und es tritt ein starker Juckreiz (Pruritus) auf. Durch Kratzen können Bakterien in die Haut eindringen. Es bilden sich daher oft entzündliche Hautveränderungen aus (Ekzeme). Dabei können Bläschen, Krusten oder Schuppen entstehen. Die Milbengänge selbst sind als längliche Hautveränderungen zu erkennen. Sie sind oft rötlich, wenige Millimeter lang und winkelig angelegt.

Da die Milben bevorzugt an Stellen dünnerer Hornhaut siedeln, zeigt sich Krätze meist in den Zwischenräumen der Finger, in den Achselhöhlen, Ellenbeugen, an Brust, Nabel und Knöchel sowie dem Genitalbereich. Der Kopf ist meist frei von Milben. Bei Kindern kann auch hier und unter den Fußsohlen Krätze auftreten. Bei der Norwegischen Krätze ist die Haut massiv von Milben befallen und schuppt stark.

Sind die Symptome von Skabies am gesamten Körper zu finden, liegt eine sogenannte generalisierte Krätze vor. Eine andere Form der Krätze ist die „gepflegte Krätze“ (Scabies incognita). Sie kommt bei Personen mit besonders starker Körperhygiene und nach einer Kortison-Behandlung vor. Hier fehlen die entzündlichen Hautveränderungen der Krätze, doch besteht Juckreiz.

Diagnose: Wie wird Krätze diagnostiziert?

Selten sind die Krätzmilben direkt zu erkennen, denn sie sitzen am Ende eines Milbengangs. Ein Hautarzt benutzt zur „Blickdiagnose“ der Krätze ein Dermatoskop, das wie eine Lupe funktioniert. Der Vorderleib der Milbe ist damit als bräunliches Dreieck erkennbar.

Mit einer Nadel oder einem Skalpell öffnet der Arzt die Milbengänge und bringt den Inhalt auf einen Objektträger. Hierzu eignet sich auch ein Streifen Klebefilm. Unter dem Mikroskop sind dann Milben, Eier, Larven und Kotballen (Skyballa) zu erkennen. Der Nachweis der Krätzmilben ist bei geringem Befall zum Teil schwierig. Bei der Norwegischen Krätze reichen dagegen schon wenige Hautschuppen oder abgeschabte Haut (Exkoriation), um Milben nachzuweisen.

Eine weitere Möglichkeit, eine Krätze zu diagnostizieren, besteht darin, die Milbengänge anzufärben. Dazu malt der Arzt mit einem Farbstift ein Punkt auf die Haut und bringt darauf Alkohol (Ethanol) auf. Durch die Kapillarkraft werden Ethanol und Farbstoff in die Milbengänge gesaugt. Der Verlauf der Gänge ist nun deutlich sichtbar.

Behandlung: Wie kann Krätze behandelt werden?

Zur Behandlung der Krätze sind Anti-Milben-Mittel (Skabizide) hilfreich, die äußerlich als Creme oder Salbe aufgetragen werden (lokale Anwendung). Der Standardwirkstoff bei Kindern und Erwachsenen ist dabei Permethrin. Er kann unter Umständen auch von Schwangeren und Stillenden verwendet werden. Für Schwangere ist außerdem die Krätze-Behandlung mit Schwefelsalbe möglich. Kleinkinder und Säuglinge sollten vor der Behandlung nicht gebadet werden, um die Aufnahme des Wirkstoffes über die Haut nicht zu verstärken.

Je nach Präparat dauert die Behandlung einen bis mehrere Tage. Treten anschließend weiterhin Symptome auf, muss die Anwendung wiederholt werden. Gegen die Entzündungen bei der Krätze helfen kortisonhaltige Cremes. Außerdem kann man die Haut mit neutralen Salben und Lotionen baden und eincremen. Bei der Norwegischen Krätze wird die schuppende Haut mit Salizyl-Vaseline eingecremt.

Prognose: Wie ist die Prognose von Krätze?

Die Krätze hat eine gute Prognose. In fast allen Fällen lassen sich die Milben durch Therapie mit Anti-Milben-Mitteln entfernen. Bei einer ausreichenden Körperhygiene heilt die Krätze meist problemlos aus. Andernfalls können Krankheitserreger, die in die Kratzwunden gelangen, zu eitrigen Infektionen (Erysipel, Wundrose) oder zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Unbehandelt kann die Krätze chronisch werden. In einigen Fällen heilt sie nach wenigen Jahren spontan wieder aus.

Vorbeugung: Wie kann man Krätze vorbeugen?

Die Ansteckung mit Krätze ist bei engem Zusammenleben nicht immer zu vermeiden. Doch sollte man den Kontakt zu Betroffenen möglichst vermeiden. Damit es nicht zu einer erneuten Ansteckung (Reinfektion) mit Krätzmilben kommt, wird die Umgebung des Betroffenen mit behandelt. In Pflegeheimen empfiehlt sich daher eine gleichzeitige Therapie aller Bewohner und des Personals. Durch eine ausreichende Körperhygiene lässt sich der Verlauf der Krätze abschwächen.

Wer an der Krätze leidet, sollte Bettwäsche und Kleidung bei mindestens 60 °C waschen oder chemisch reinigen lassen. Was nicht waschbar ist, sollte für mehrere Tage in dicht verschlossenen Plastikbeuteln trocken verwahrt werden. Außerhalb der Haut sterben Krätzmilben meist nach zwei bis vier Tagen ab.

Produkte bei Krätze (Skabies):
Diese Produkte können Sie direkt bei Amazon bestellen (Anzeige):

Buch-Tipps:
Diese Bücher können Sie direkt bei Amazon bestellen (Anzeige):

Weitere Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig, Dr. med. M. Waitz
medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Aktualisiert durch: Simon Korn, Biologe
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie DGPI. DGPI Handbuch. Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Thieme, Stuttgart 2013
Klinik-Hygiene Gemeinschaftskrankenhäuser: www.klinik-hygiene.de (Abruf: 10/2017)
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017
Robert Koch-Institut. www.rki.de (Abruf: 10/2017)
S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Skabies (Stand: 12/2016)