Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur)

Ursachen: Was sind die Ursachen eines Kreuzbandrisses?

Von einem Kreuzbandriss spricht man, wenn ein Kreuzband im Kniegelenk teilweise oder vollständig reißt. Die Kreuzbänder verbinden den Oberschenkel-Knochen (Femur) mit dem Schienbein (Tibia) und stabilisieren das Kniegelenk bei der Bewegung.

In jedem Knie befinden sich zwei Kreuzbänder, ein vorderes und ein hinteres. Das hintere Kreuzband reißt wesentlich seltener als das vordere. Der vordere Kreuzbandriss ist eine häufige Sportverletzung, die insbesondere bei Mannschafts-Sportarten mit schnellen Richtungswechseln (zum Beispiel Fußball) oder beim Skifahren vorkommt.

Frauen haben ein höheres Risiko für einen Kreuzbandriss, da sie eine andere Oberschenkel-Anatomie aufweisen als Männer. Meistens entsteht ein vorderer Kreuzbandriss ohne Fremdeinwirkung. Er kann dadurch verursacht werden, dass sich der Unterschenkel nach innen oder außen verdreht. Häufig befindet sich das Bein dabei in einer X- oder O-Stellung. Das vordere Kreuzband reißt gegebenenfalls auch, wenn das Kniegelenk bei angespannten Oberschenkel-Muskeln gewaltsam gebeugt wird.

Beschwerden: Wie äußert sich ein Kreuzbandriss?

Viele Betroffene verspüren während des Unfalls einen Riss und nehmen ein Knacken wahr. Häufig kommt es durch den Kreuzbandriss zu einem Verschiebegefühl des Oberschenkels gegenüber dem Unterschenkel. Es entstehen Schmerzen in der Kapsel und in der Kniekehle.

Bei einem Kreuzbandriss ist das Knie instabil. Dies führt dazu, dass man nicht mehr sicher gehen kann. Typisch für einen Kreuzbandriss ist auch ein Gelenkerguss. Die Schwellung und die Instabilität haben zur Folge, dass der Verletzte die sportliche Aktivität abbrechen muss.

Diagnose: Wie wird ein Kreuzbandriss diagnostiziert?

Hat man sich am Knie verletzt, ist es ratsam, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen. Bei einem Kreuzbandriss ist meistens ein Gelenkerguss nachweisbar, der dazu führt, dass das Knie anschwillt. Durch verschiedene Bewegungstests lässt sich die Stabilität des Knies überprüfen.

Der sogenannte Lachman-Test hat sich besonders bewährt. Dabei liegt der Verletzte mit leicht gebeugtem Knie (20-30°) auf dem Rücken. Der Arzt umfasst den Unterschenkel und zieht ihn nach vorne. Wenn sich Ober- und Unterschenkel um mehr als 0,5 cm gegeneinander verschieben lassen, besteht Verdacht auf einen vorderen Kreuzbandriss.

Das hintere Kreuzband überprüft der Arzt unter anderem mit dem Schubladen-Test. Der Untersuchte liegt dabei auf dem Rücken, bringt das Knie aber in eine stärkere Beugung (90°). Wenn der Arzt den Unterschenkel nach hinten schieben kann, liegt eine hintere Schublade vor. Das weist auf einen hinteren Kreuzbandriss hin. Bestätigen lässt sich die Diagnose eines Kreuzbandrisses mittels Röntgen-Untersuchungen und gegebenenfalls einer Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT).

Erste Hilfe beim Kreuzbandriss

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kreuzband gerissen ist, sollten Sie nicht lange zögern und einen Arzt aufsuchen. Als Erste-Hilfe-Maßnahme bei einem Kreuzbandriss eignet sich, wie bei anderen Sportverletzungen, nur die PECH-Regel:

  • P wie Pause: Legen Sie nach der Verletzung sofort eine Pause ein und unterbrechen Sie Ihre sportliche Aktivität.
  • E wie Eis: Kühlen Sie das Knie mit einer Kühlpackung (Cool-Pack) oder einem anderen kalten Gegenstand. Dies vermindert Blutungen und Schwellungen.
  • C wie Compression: Falls zur Hand, legen Sie einen Kompressionsverband (z.B. aus dem Verbandskasten) um das Knie.
  • H wie Hochlagern: Lagern Sie das betroffene Bein hoch.

Behandlung: Wie kann ein Kreuzbandriss behandelt werden?

Ein Kreuzbandriss lässt sich konservativ (nicht-operativ) oder operativ behandeln. Ob eine Operation erforderlich ist, hängt vom Ausmaß der Verletzung und den Ansprüchen des Betroffenen ab. Sind neben dem vorderen Kreuzband weitere Strukturen beschädigt, zum Beispiel die Seitenbänder oder der Meniskus, ist meist eine Operation sinnvoll.

Auch bei Menschen, die aktiv Sport treiben, empfiehlt sich häufig eine Operation. Dabei ersetzt der Arzt das Kreuzband in der Regel durch eine körpereigene Sehne. Nach der Operation ist es erforderlich, das Bein in Streckung zu lagern. Ziel ist es, das Gelenk möglichst schnell wieder belastbar zu machen. Dies erfordert eine frühzeitige, konsequente Krankengymnastik (Physiotherapie).

Eine konservative Behandlung des vorderen Kreuzbandrisses ist eher für ältere Menschen mit geringen Sportambitionen oder bei minimaler Instabilität geeignet. Die Beweglichkeit wird schrittweise wieder hergestellt, es folgen Kraft- und Koordinationstraining. Auch bei einem frischen, isolierten Riss des hinteren Kreuzbands wird häufig nicht operiert, da diese Verletzung vernarben und somit auch ohne Operation verheilen kann.

Prognose: Wie ist die Prognose eines Kreuzbandrisses?

Wird ein vorderer Kreuzbandriss operativ behandelt, kann man sein Knie in der Regel nach drei bis vier Monaten wieder voll belasten. Voraussetzung dafür ist, dass man seine Beinmuskulatur regelmäßig trainiert. Komplikationen wie eine eingeschränkte Beweglichkeit treten nach dem Eingriff selten auf. Risikosportarten dürfen in den meisten Fällen erst sechs Monate nach der Operation wieder aufgenommen werden.

Wird ein Kreuzbandriss nicht operiert, ist man aufgrund der verbleibenden Instabilität meist weniger leistungsfähig. Außerdem verschleißt das Kniegelenk schneller. Die Ergebnisse der operativen Behandlung des seltenen hinteren Kreuzbandrisses sind vergleichsweise schlechter.

Vorbeugung: Wie kann man einem Kreuzbandriss vorbeugen?

Um einem weiteren Kreuzbandriss und einem frühzeitigen Verschleiß des Kniegelenks (Arthrose) vorzubeugen, ist ein regelmäßiges Krafttraining sinnvoll, da starke Muskeln das Knie stabilisieren.

Darüber hinaus kann man das Risiko für einen Kreuzbandriss vermindern, indem man Sportarten betreibt, die das Knie weniger belasten (zum Beispiel Radfahren, Schwimmen).

Weitere Informationen

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Autor: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
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Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie: Vordere Kreuzbandruptur. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 012/005 (Stand: 06/2014)
Baumgartner, R. et al.: Checkliste Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2014
Elsen A. et al.: Orthopädie und Unfallchirurgie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2016/17
Grifka, J. et al.: Knie und Sport. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2009
Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Berlin 2013