Oberschenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur)

Ursachen: Was sind die Ursachen eines Oberschenkelhalsbruchs?

Das körpernahe Ende des Oberschenkelknochens besteht aus einem kurzen Hals, welcher die Kugel des Hüftgelenks trägt. Dieser Schenkelhals ist weniger stabil als der restliche Oberschenkelknochen. Eine Fraktur des Schenkelhalses heißt umgangssprachlich Oberschenkelhalsbruch.

Ein Oberschenkelhalsbruch wird meist durch Gewalteinwirkung auf die Hüfte oder den Oberschenkel verursacht. Junge Menschen haben stabile Knochen – daher sind sie nur selten, zum Beispiel durch Verkehrsunfälle, von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Stabilität der Knochen ab. Daher können ältere Menschen schon durch einen leichten Sturz einen Oberschenkelhalsbruch erleiden. Besonders osteoporotische Veränderungen (Knochenschwund) begünstigen Schenkelhalsfrakturen. Ebenfalls beeinflussen Tumoren die Stabilität der Knochen und können somit die Ursache eines Oberschenkelhalsbruchs sein.

Beschwerden: Wie äußert sich ein Oberschenkelhalsbruch?

Bei einem Oberschenkelhalsbruch spürt der Betroffene Schmerzen im Leistenbereich. Zudem ist die Beweglichkeit der Hüfte eingeschränkt. Man ist in der Regel nicht mehr in der Lage, eigenständig zu gehen oder zu stehen. Des Weiteren ist das vom Oberschenkelhalsbruch betroffene Bein verkürzt und nach außen verdreht. Neben den Schmerzen treten Schwellungen und Blutergüsse (Hämatom) auf.

Diagnose: Wie wird ein Oberschenkelhalsbruch diagnostiziert?

Die Symptome eines Oberschenkelhalsbruchs sind sehr typisch. Einen ersten Verdacht hegt der Arzt häufig schon nach einer Sichtdiagnose. Zudem erkundigt er sich, wie es zu den Schmerzen und der Bewegungseinschränkung gekommen ist. Die Vermutung des Arztes kann jedoch nur durch eine Röntgen-Untersuchung bestätigt werden. Zudem gibt diese Aufschluss über die Art der Fraktur und somit über die weitere Behandlung. In seltenen Fällen wird aus einer Röntgenaufnahme nicht sicher erkennbar, ob ein Oberschenkelhalsbruch die Ursache für die Symptome ist. Dann erfolgen weitere Untersuchungen wie eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder seltener eine Computertomografie (CT).

Ein Oberschenkelhalsbruch wird nach verschiedenen Kriterien klassifiziert. Eine Schenkelhalsfraktur kann medial (in der Mitte des Schenkelhalses) oder lateral (seitlich von der Mittellinie des Schenkelhalses abgewandt) verlaufen. Laterale Oberschenkelhalsbrüche sind weitaus seltener als mediale Brüche. Mediale Schenkelhalsfrakturen unterscheiden sich zusätzlich nach der Neigung des Bruchs zur Horizontalen.

Unterscheidung von medialen Schenkelhalsfrakturen nach Pauwel:

  • Typ I: Neigung unter 30 Grad
  • Typ II: Neigung zwischen 30 und 70 Grad
  • Typ III: über 70 Grad

Für die Behandlung ist eine weitere Unterscheidung wichtig: Stabile und instabile Schenkelhalsbrüche. Bei einem stabilen Oberschenkelhalsbruch kann der Betroffene das Hüftgelenk mit vergleichsweise wenig Schmerzen bewegen. Es handelt sich bei stabilen Oberschenkelhalsbrüchen meist um Schenkelfrakturen nach Pauwel I. Alle anderen Oberschenkelhalsbrüche gelten als instabil.

Behandlung: Wie kann ein Oberschenkelhalsbruch behandelt werden?

Die Behandlung eines Oberschenkelhalsbruchs ist sehr langwierig und richtet sich in erster Linie nach der Art der Fraktur. Bei einem stabilen Oberschenkelhalsbruch ist eine Operation nicht unbedingt nötig, wird aber in der Regel empfohlen. Die konservative (nicht-operative) Therapie umfasst die Schmerzbeseitigung und anschließend Krankengymnastik (Physiotherapie). Einige Zeit nach dem Bruch kann der Betroffene nur mit einer Gehstütze laufen. Innerhalb der ersten drei Monate werden zur Verlaufskontrolle regelmäßige Röntgen-Untersuchungen durchgeführt.

Ein instabiler Oberschenkelhalsbruch kann nur operativ behandelt werden. Der Arzt operiert entweder hüftkopferhaltend oder hüftkopfersetzend, das heißt mit einer Hüftkopf-Prothese. Die Wahl der Operationsmethode hängt von der Art des Oberschenkelhalsbruchs, vom Alter, Mobilität und eventuellen Vorerkrankungen des Betroffenen sowie der Funktionsfähigkeit seines Hüftgelenkkopfs ab.

Eine hüftkopferhaltene Operation wird notfallmäßig direkt nach der Diagnose durchgeführt. Der Oberschenkelhalsbruch wird mit Hilfe von Schrauben, Nägeln oder Platten gefestigt. Nach der Operation wird das Bein drei Monate lang nicht belastet. Kommt eine dynamische Hüftschraube (DHS) zum Einsatz, wird die sofortige Belastung empfohlen. Eine hüftkopferhaltene Operation wird in der Regel bei jüngeren sowie älteren Menschen mit guter Knochenqualität und ohne Arthrose (Gelenkverschleiß) durchgeführt.

Eine hüftkopfersetzende Operation erfolgt nicht notfallmäßig, sondern an einem festgelegten Termin. Das Hüftgelenk wird entweder mit einer Totalendoprothese (TEP) oder einer Hemiarthroplastik künstlich ersetzt. Diese Verfahren kommen besonders bei älteren Menschen zum Einsatz. Das Bein kann im Anschluss direkt wieder belastet werden. Unabhängig von der Operationsmethode ist nach der Abheilung des Oberschenkelhalsbruchs eine physiotherapeutische Behandlung ratsam.

Prognose: Wie ist die Prognose eines Oberschenkelhalsbruchs?

Die Prognose eines Oberschenkelhalsbruchs hängt stark von der Art der Faktur, dem Alter, der Mobilität und eventuellen Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Rheuma sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen des Betroffenen ab.

Nach Garden erfolgt eine prognoseorientierte Einteilung von Oberschenkelhalsbrüchen. Garden I steht für eine gute Prognose – der Schenkelhals ist nicht komplett durchgebrochen, eine Heilung ohne Komplikationen ist sehr wahrscheinlich. Bei einem Oberschenkelhalsbruch nach Garden IV ist der Schenkelhals komplett abgetrennt vom restlichen Oberschenkelknochen und die Gefäßversorgung wurde unterbrochen. Unter diesen Umständen kann es zu einer Hüftkopfnekrose kommen, der Hüftkopf stirbt ab.

Ein konservativ, also nicht operierter Oberschenkelhalsbruch birgt die Gefahr, nach einer gewissen Zeit abzurutschen, sodass eine Operation nicht vermieden werden kann. Bei einer Operation des Oberschenkelhalsbruchs kann es neben den üblichen Operationsrisiken (wie Blutergüssen (Hämatom) oder Blutverlust) zu Fehlkorrekturen kommen. Kommt eine Prothese zum Einsatz, besteht das Risiko, dass der Betroffene auf diese allergisch reagiert. Darüber hinaus kann eine Prothese im Laufe der Zeit ihre Funktionsfähigkeit verlieren.

Nach einem hüftkopfersetzenden operierten Oberschenkelhalsbruch sowie einer Operation mittels einer dynamischen Hüftschraube ist der Betroffene direkt nach der Operation wieder belastbar. Somit entfallen eine längere Bettlägerigkeit und damit verbundene Komplikationen wie eine Thrombose (Blutgerinnsel).

Vorbeugung: Wie kann man einem Oberschenkelhalsbruch vorbeugen?

Ein Oberschenkelhalsbruch wird durch eine starke Gewalteinwirkung verursacht. Daher ist es ratsam, dass besonders ältere Menschen darauf achten, nicht zu stürzen. Zudem ist es sinnvoll, mögliche Grunderkrankungen, die zu einer erhöhten Sturzgefahr führen (wie zum Beispiel Osteoporose (Knochenschwund), Schwindel), zu behandeln. Eine ausgewogene, kalziumreiche Ernährung und körperliche Bewegung stärken den Knochen und beugen Frakturen vor.

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Weitere Informationen

Autor: Theresa Nikley, Dr. med. M. Waitz
medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Haas N.P., Krettek Ch.: Tscherne Unfallchirurgie Hüfte und Oberschenkel. Springer, Heidelberg 2012
Imhoff, A.B.: Checkliste Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2014
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU): Oberschenkelhalsfraktur des Erwachsenen. (Stand: 10/2009)
Niethard, F.U.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014