Prostatavergrößerung (BPH, Benigne Prostatahyperplasie)

Ursachen: Was sind die Ursachen der Prostatavergrößerung?

Die männliche Vorsteherdrüse (Prostata) liegt unter der Harnblase und produziert ein dünnflüssiges milchiges Sekret, das dem Ejakulat beigemischt wird und die Beweglichkeit der Samenzellen fördert. Etwa die Hälfte aller Männer über 60 hat eine vergrößerte Prostata. Die Prostata ist normalerweise kastaniengroß und etwa 20 Gramm schwer. Wenn sie an Größe und Gewicht zunimmt, bezeichnet man das als Prostatahyperplasie. Da diese Wucherung gutartig – also kein Prostatakrebs (Prostatakarzinom) – ist, spricht man auch von einer benignen Prostatahyperplasie (kurz BPH) oder von einem Prostata-Adenom.

Es ist nicht genau klar, warum sich die Prostata im Alter vergrößert. Vermutlich steckt ein hormonelles Problem dahinter: Ein Ungleichgewicht zwischen den männlichen (Testosteron) und weiblichen (Östrogen) Geschlechtshormonen scheint die Vorsteherdrüse wachsen zu lassen.

Beschwerden: Wie äußert sich die Prostatavergrößerung?

Die Beschwerden sind nicht immer davon abhängig, wie stark die Prostata vergrößert ist. Man unterscheidet drei Stadien der Prostatahyperplasie:

Stadium 1:

  • Häufiges Wasserlassen, auch nachts.
  • Der Betroffene muss stark pressen beim Wasserlassen.
  • Der Urin kommt nicht direkt und es ist eventuell nicht mehr möglich, spontan zu urinieren.
  • Der Harnstrahl ist nur schwach.

Stadium 2, zusätzliche Symptome:

  • Ein Teil des Urins bleibt nach dem Wasserlassen in der Blase zurück.
  • Manchmal fließt unwillkürlichen Urin aus der Blase ab.
  • Es kommt häufiger zu Blasenentzündungen (Zystitis) und Harnwegsinfektionen.
  • Es können sich Blasensteine bilden.
  • Der Urin kann blutig verfärbt sein.

Stadium 3:

  • Die Blase ist übervoll und es geht ständig tröpfchenweise Urin ab.
  • Wenn der Urin nicht mehr abfließen kann, kann er sich bis in die Nieren zurück stauen.
  • Die Nierenfunktion kann sich verschlechtern

Diagnose: Wie wird eine Prostatavergrößerung diagnostiziert?

Die Beschwerden beim Wasserlassen führen den Betroffenen meist zum Arzt, in der Regel zu einem Urologen. In einem Gespräch (Anamnese) erkundigt sich der Arzt zunächst nach bestimmten körperlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder einer Herzinsuffizienz. Auch vorangegangenen Operationen oder bestimmte Medikamente können die Blasenfunktion beeinträchtigen.

Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Vorsteherdrüse vom After aus mit dem Finger ertastet (rektal-digitale Untersuchung). Aufgrund ihrer Oberfläche und Beschaffenheit kann er einschätzen, ob es sich um Prostatakrebs (Prostatakarzinom) handeln könnte. Nur wenn etwas dafür spricht, wird mit einer feinen Hohlnadel durch den After eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) aus der Drüse entnommen und mikroskopisch untersucht.

Um zu beurteilen, wie stark die Vorsteherdrüse die Harnröhre einengt und damit den Abfluss von Urin behindert, kann eine Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie) durchgeführt werden. Mittels Ultraschall (Sonografie) schaut sich der Arzt die Prostata an und misst ihre Größe aus. Außerdem untersucht er Nieren und Blase mit Ultraschall und ermittelt, ob und wie viel Urin in der Blase zurückbleibt. Es folgen eine Urin– und eine Blut-Untersuchung. Die Aussagekraft des PSA-Tests ist umstritten. Er eignet sich aber dazu, den Verlauf von Prostatakrebs zu verfolgen.

Behandlung: Wie kann die Prostatavergrößerung behandelt werden?

Ob und wie eine vergrößerte Prostata behandelt wird, hängt in erster Linie davon ab, wie groß sie ist und welche Beschwerden sie verursacht. Sind die Symptome eher gering und wenig einschränkend, wird zunächst abgewartet („watch and wait“). Im frühen Stadium wird die Prostatahyperplasie im Allgemeinen mit Medikamenten behandelt. Es gibt zum einen Arzneimittel, die die Blasenmuskulatur entspannen(α1-Blocker) und zum anderen solche, die die Bildung der männlichen Geschlechtshormone unterdrücken (5α -Reduktasehemmer). Darüber hinaus kommen sogenannte Muskarinrezeptor-Antagonisten und PDE5-Inhibitoren zum Einsatz, um die Symptome der Prostatahyperplasie, wie zum Beispiel den ständigen Harndrang und den unwillkürlichen Urinabgang, zu mildern.

Daneben sind auch pflanzliche Produkte erhältlich, die zum Beispiel Brennnessel, Kürbissamen und Sägepalmenfrüchte enthalten. Da es wissenschaftlich nicht ausreichend belegt ist, ob pflanzliche Medikamente tatsächlich wirken, kommen Sie nur bei milden Beschwerden, geringem Leidensdruck und unbehindertem Harnabfluss in Frage. Zusätzlich ist es wichtig, viel zu trinken, regelmäßig Blase und Darm zu entleeren, Alkohol und Kälte zu meiden und sich viel zu bewegen.

Wenn die Prostata größer wird und stärkere Beschwerden verursacht, ist es sinnvoll eine Operation in Erwägung zu ziehen. Standardoperation ist die endoskopische Teilentfernung der Prostata (TUR). Ein kleines Rohr mit Lichtquelle, Optik und Instrumenten wird in die Harnröhre eingeführt. Der Operateur schneidet das Prostatagewebe in kleine Teile und spült es anschließend über die Blase heraus. Neben der TUR stehen weitere operative Verfahren, verschiedene Laserverfahren, die Transurethrale mikrowelleninduzierte Thermotherapie (TUMT), die Nadelablation (TUNA) und andere Methoden zur Behandlung der Prostatavergrößerung zur Verfügung. Welches Verfahren im Einzelfall geeignet ist, hängt vor allem davon ab, wie stark die Prostata vergrößert ist und wie ausgeprägt die Beschwerden sind. Es empfiehlt sich, mit dem Arzt zu besprechen, welcher Eingriff am sinnvollsten ist.

Prognose: Wie ist die Prognose der Prostatavergrößerung?

Ist die Prostata nur leicht vergrößert, bereitet sie meist keine Beschwerden und birgt auch keine besonderen Risiken. Eine große Prostata hingegen drückt oft so sehr auf die Harnröhre, dass der Urin nicht mehr richtig abfließen kann. Die Blase muss dann gegen einen viel stärkeren Druck arbeiten, um sich zu entleeren. Das kann dazu führen, dass sich die Blasenwand verdickt („Balkenblase“) oder Teile der Wand sich ausstülpen (Blasendivertikel). Es kann außerdem zu einer Blasenentzündung (Zystitis), Nierenbecken-Entzündung (Pyelonephritis) und Nierenentzündung kommen. Staut sich der Urin dauerhaft bis in die Niere zurück, da er nicht mehr ungehindert abfließen kann, kann sich die Nierenfunktion verschlechtern. In schweren Fällen kann es zum Nierenversagen kommen.

In den meisten Fällen werden durch die Standardoperation sehr gute Ergebnisse erzielt. Wie jede Operation sind allerdings auch die TUR sowie die Laserverfahren mit Komplikationen behaftet. Wenn versehentlich etwas verletzt wurde, kann es zu Blutungen, Hoden- und Nebenhoden-Entzündungen, Harnröhrenenge und Harninkontinenz kommen. Als weitere mögliche Folge des Eingriffs können Zeugungsunfähigkeit und Impotenz resultieren. Bei der TUR kann es in seltenen Fällen zum sogenannten TUR-Syndrom kommen, das unter anderem mit Übelkeit, Atemnot und Blutdruckanstieg einhergeht.

Vorbeugung: Wie kann man einer Prostatavergrößerung vorbeugen?

Eine Vorbeugung der gutartigen Prostatavergrößerung ist nicht möglich. Jedoch kann und sollte sich jeder Mann ab dem Alter von 45 Jahren im Rahmen der gesetzlichen Früherkennung von Prostatakrebs (Prostatakarzinom) einmal jährlich untersuchen lassen. Bei der rektal-digitalen Austastung kann der Arzt auch eine gutartig vergrößerte Prostata feststellen.

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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Haag, P. et al.: Urologie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU): Therapie des Benignen Prostata-Syndroms (BPS). AMWF-Leitlinien-Register Nr. 043/035 (Stand: 11/ 2014)
Robert Koch-Institut: Prostataerkrankungen. www.rki.de (Abruf: 11/2017)