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Schilddrüsenvergrößerung (Struma)
Eine Schilddrüsenvergrößerung wird medizinisch als Struma und umgangssprachlich oft als Kropf bezeichnet. Die Schilddrüse kann von wenigen Millimetern bis zu 20 Zentimetern vergrößert sein. Sind Teile der Schilddrüse gleichmäßig vergrößert, sprechen Ärzte von einer diffusen Struma. Wenn sich außerdem Knoten in der Schilddrüse bilden, unterscheidet man weiterhin zwischen ein- und mehrknotigen Strumen.
Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ des Hormonsystems (endokrines System), das wichtige Funktionen im Energiestoffwechsel, beim Wachstum und für das Nervensystem übernimmt. Eine Struma stellt die in Deutschland häufigste Erkrankung des Hormonsystems dar: Fast 30 Prozent der Gesamtbevölkerung haben eine unterschiedlich stark ausgeprägte Schilddrüsenvergrößerung. Bei Männern treten Strumen vier- bis fünfmal häufiger auf als bei Frauen.
Bei einer Schilddrüsenvergrößerung kann eine Überfunktion (Hyperthyreose) oder eine Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse vorliegen. In den meisten Fällen ist jedoch eine normale Funktion der Schilddrüse gewährleistet (Euthyreose).
Ursachen: Was sind die Ursachen einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma)?
Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenvergrößerung ist Jodmangel (sog. Jodmangel-Struma). Jod ist ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin, Thyroxin). Deutschland gehört zu den Jodmangel-Gebieten, das heißt der Jodgehalt der Böden ist zu gering, um einen ausreichend hohen Jodgehalt in Nahrungsmitteln sicherzustellen. Durch den weit verbreiteten Einsatz von jodiertem Speisesalz und der Verwendung von jodierten Futtermitteln in der Tierzucht kann dies zwar mittlerweile zu einem großen Teil kompensiert werden. Jedoch sind vor allem Menschen mit erhöhtem Bedarf, wie zum Beispiel Kinder im Wachstum, Schwangere und Stillende, nach wie vor gefährdet, unter Jodmangel zu leiden. Steht der Schilddrüse nicht genug Jod zur Verfügung, kommt es zur Struma, da durch die Vergrößerung des Organs eine bessere Nutzung des vorhandenen Jods gewährleistet werden soll.
Andere Gründe für eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) können sein:
- Gendefekte, die vor allem in Jodmangel-Gebieten über Generationen weiter vererbt werden
- Schilddrüsenentzündungen, oft ausgelöst durch Autoimmunerkrankungen (z.B. Morbus Basedow)
- Schilddrüsenkrebs, wobei es sich hier mit etwa 7.000 Fällen pro Jahr in Deutschland um eine seltene Krebsart handelt
- Bestimmte Chemikalien, sogenannte „strumigene Substanzen“
Beschwerden: Wie äußert sich eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma)?
Bis zu einer gewissen Größe wird eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) kaum oder gar nicht bemerkt und sie bereitet oft keine Beschwerden. Eine leicht vergrößerte Schilddrüse lässt sich dann nur bei einer Tastuntersuchung durch einen Arzt feststellen. Allenfalls werden nach außen sichtbare Knoten als kosmetisches Problem wahrgenommen.
Ist die Schilddrüsenvergrößerung hingegen ausgeprägter, sind Beschwerden wie Druckgefühle im Hals möglich. Sehr große Strumen können die Luftröhre zusammendrücken und so Atemnot (Dyspnoe) auslösen. Durch Druck auf die Speiseröhre kann es zu Schluckbeschwerden (Dysphagie) kommen. Außerdem ist bei einer Schilddrüsenvergrößerung Heiserkeit möglich, wenn die Struma auf Nerven im Hals drückt.
Diagnose: Wie wird eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) diagnostiziert?
Um eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) zu diagnostizieren, führt der Arzt zunächst eine Tastuntersuchung (Palpation) der Schilddrüse durch. Dabei kann er eine Vergrößerung feststellen, sowie die Struma auf ihre Konsistenz, das Verursachen von Schmerzen sowie auf mögliche Knoten hin untersuchen. Zur weiteren Diagnose der Schilddrüsenvergrößerung liefern sogenannte bildgebende Verfahren wichtige Hinweise auf die Beschaffenheit der Struma:
- Mittels Ultraschall (Sonografie) lassen sich Lage, Form und Größe der Schilddrüse erfassen und eventuelle Knoten darstellen.
- Bei einer Schilddrüsen-Szintigrafie wird die Anreicherung einer vorher verabreichten, sehr schwach radioaktiven Substanz gemessen. Damit lässt sich die Stoffwechsel-Aktivität vorhandener Knoten messen. Je nachdem, ob ein Knoten die Substanz nicht bzw. kaum, wenig oder sehr stark anreichert, spricht man von einem kalten, warmen oder heißen Knoten.
Die Kombination dieser beiden Verfahren erlaubt die Aussage, ob es sich bei einem Knoten um einen bösartigen Tumor (Schilddrüsenkrebs) handelt. Auffällig sind nur kalte Knoten, die im Ultraschall nur schwach reflektieren und noch einige typische Eigenschaften aufweisen, wie Kalkablagerungen, Blutgefäße und unregelmäßige Ränder. Diese bedürfen einer weiteren Abklärung, zum Beispiel durch eine Gewebeentnahme (Biopsie). Außerdem werden sogenannte Tumormarker (z.B. Thyreoglobulin oder Calcitonin) im Blut bestimmt.
Ein bösartiger Tumor liegt allerdings nur in ca. 4 von 100 solcher Verdachtsfälle vor. Wird Schilddrüsenkrebs festgestellt, können weitere bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie (CT), Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) oder auch Positronen-Emissions-Tomografie (PET) zur detaillierten Abklärung genutzt werden. Eine sogenannte Knochenszintigrafie des Skeletts gibt Aufschluss über eventuell vorhandene Metastasen.
Ergänzend zu den bildgebenden Verfahren zur Diagnose einer Schilddrüsenvergrößerung lässt sich durch eine Blutuntersuchung die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut bestimmen. Der TSH-Wert (Thyreoidea-Stimulierendes Hormon) erlaubt eine Aussage zur Schilddrüsen-Funktion. Ebenso lassen sich die direkt von der Schilddrüse gebildeten Hormone fT3 (Trijodthyronin) und fT4 (Thyroxin) im Blut messen.
Behandlung: Wie kann eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) behandelt werden?
Da eine Schilddrüsenvergrößerung in den meisten Fällen durch Jodmangel verursacht wird und die Schilddrüsen-Funktion normal ist, erfolgt die Behandlung meist in Form von Jodid in Tablettenform. Daraufhin bildet sich die Struma zurück. Zur Unterstützung ist in einigen Fällen die zusätzliche Gabe des Schilddrüsenhormons Thyroxin (L-Thyroxin) sinnvoll.
Während der Behandlung der Schilddrüsenvergrößerung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig. Hierbei tastet der Arzt die Schilddrüse ab, untersucht sie mittels Ultraschall und stellt Fragen nach dem Allgemeinbefinden.
Ist eine Struma so groß, dass sie auf die benachbarten Halsorgane (wie Luftröhre oder Speiseröhre) oder Nerven und Blutgefäße drückt und diese stark beeinträchtigt, kann eine Operation nötig sein. Hierbei wird die Schilddrüse teilweise (z.B. ein Schilddrüsen-Lappen) oder vollständig entfernt. Kommt eine Operation aus verschiedenen Gründen nicht in Frage, ist unter bestimmen Umständen auch eine Behandlung der Schilddrüse mit radioaktiv markiertem Radiojod (Radiojod-Therapie) möglich. Letztere kann ebenso ergänzend zu einer Operation erfolgen, wenn ein bösartiger Tumor entfernt wurde.
Prognose: Wie ist die Prognose bei einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma)?
Da es sich bei einer Struma in den meisten Fällen lediglich um eine Vergrößerung der Schilddrüse aufgrund von Jodmangel oder einer Störung des Hormonhaushalts handelt, ist die Prognose gut. Die Ursachen der Schilddrüsenvergrößerung sind in den meisten Fällen mit Medikamenten gut behandelbar.
Ist die Ursache der Schilddrüsenvergrößerung hingegen eine Schilddrüsenentzündung oder Schilddrüsenkrebs, hängt die Prognose von der Art, dem Stadium und der Behandlung der jeweiligen Erkrankung ab.
Vorbeugung: Wie kann man einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma) vorbeugen?
Das wichtigste Mittel zur Vorbeugung von Schilddrüsen-Veränderungen wie einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma) ist, auf eine ausreichende Jod-Zufuhr zu achten.
So beugen Sie einer Schilddrüsenvergrößerung durch Jodmangel vor:
- Verwenden Sie jodiertes Speisesalz und kaufen Sie Lebensmittel, die dieses enthalten!
- Verzehren Sie ein- bis zwei-mal pro Woche Seefisch!
- Verzehren Sie täglich Milchprodukte!
- Wenn Sie schwanger sind: Bedenken Sie rechtzeitig, dass sich Ihr Jodbedarf von 200 µg auf 230 µg täglich erhöht. Bereits in der 12. Schwangerschaftswoche nimmt die Schilddrüse des Kindes ihre Funktion auf und benötigt dafür Jod. Ein Mangel kann zu ernsten Entwicklungsstörungen und Fehlgeburten führen.
- Wenn Sie stillen: Beachten Sie Ihren erhöhten Jodbedarf von 260 µg pro Tag. Ein Jodmangel bei Ihnen kann zu einem Jodmangel bei Ihrem Kind führen.
Wenn Sie schwanger sind und/oder stillen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um zu klären, ob eine zusätzliche Gabe von Jod in Form von Nahrungsergänzungsmitteln für Sie sinnvoll ist.
Weitere Informationen
Buch-Tipps:
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Autor: Dr. Katja Brennan, Diplom-Biologin
Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Arbeitskreis Jodmangel e.V.: http://jodmangel.de/ausreichende-jodversorgung/empfehlungen/ (Abruf: 11/2017)
Bundesinstitut für Risikobewertung: www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_jodversorgung_und_zur_jodmangelvorsorge-128626.html (Abruf: 11/2017)
Bundesverband Deutscher Internisten: www.internisten-im-netz.de/de_index_1.html (Abruf: 11/2017)
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V.: www.degum.de/aktuelles/presse-medien/pressemitteilungen/im-detail/news/ultraschall-erkennt-krebserkrankung-sicher.htmlml (Abruf: 11/2017)
Deutsche Krebsgesellschaft: /www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/schilddruesenkrebs/diagnose.html (Abruf: 11/2017)
Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de/fileadmin/Inhalte/Downloads/PDFs/Blaue_Ratgeber/009_0044.pdf (Abruf: 11/2017)
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Universitätsklinik Ulm: www.uniklinik-ulm.de/struktur/zentren/cccu/home/fuer-patienten-und-angehoerige/krebsbehandlung/krebs-spezifisch/schilddruesenkarzinom.html (Abruf: 11/2017)