Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)

Ursachen: Was sind die Ursachen eines Schwangerschaftsdiabetes?

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) tritt bei etwa vier bis fünf Prozent aller Schwangerschaften auf. Es handelt sich um eine Form der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) in der Schwangerschaft. Die Störung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels tritt erstmalig während der Schwangerschaft auf und verschwindet meist nach Ende der Schwangerschaft.

Schwangerschaftsdiabetes wird durch ein Ungleichgewicht bestimmter Hormone verursacht. Da in der Schwangerschaft vermehrt blutzuckererhöhende Hormone ausgeschüttet werden, ist Insulin als körpereigenes blutzuckersenkendes Hormon zum Ausgleich nötig. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert. Ist diese nicht in der Lage, größere Mengen an Insulin freizusetzen, entwickelt sich ein Schwangerschaftsdiabetes.

Einige Faktoren begünstigen die Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes:

  • Übergewicht (Adipositas)
  • Fälle von Diabetes mellitus in der engeren Familie
  • Ein eigenes höheres Geburtsgewicht als 4.000 Gramm
  • Wiederholte Fehlgeburten
  • Eine vorausgegangene Geburt eines Kindes mit einem höheren Geburtsgewicht als 4.000 Gramm
  • Ein Gestationsdiabetes bei einer vorangegangenen Schwangerschaft

Bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft erhöhen folgende Faktoren das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes:

  • Die Schwangere ist älter als 30 Jahre.
  • Es ist Glukose im Harn nachweisbar (Glucosurie).
  • Die Fruchtwassermenge ist vermehrt (Hydramnion).

Beschwerden: Wie äußert sich ein Schwangerschaftsdiabetes?

Ein Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) verursacht in den meisten Fällen kaum Beschwerden. Die für Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) typischen Symptome Durst, häufiges Wasserlassen und Gewichtsverlust sind bei Schwangerschaftsdiabetes kaum ausgeprägt. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfekte und Präeklampsie beziehungsweise Eklampsie, einer Schwangerschaftskomplikation, bei der Bluthochdruck (Hypertonie) und Krampfanfälle auftreten.

Wird Schwangerschaftsdiabetes nicht behandelt, äußert er sich durch eine starke Zunahme der Fruchtwassermenge (Hydramnion) und ein übermäßiges Größenwachstum des Kindes (Makrosomie).

Diagnose: Wie wird ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert?

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) bereitet häufig keine Beschwerden, sollte aufgrund der Komplikationen aber behandelt werden. Um einen Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig zu erkennen, hat jede Schwangere, bei der noch kein Diabetes mellitus diagnostiziert wurde, zwischen der 25. Schwangerschaftswoche und der 28. Schwangerschaftswoche Anspruch auf ein sogenanntes Screening und bei Bedarf auf einen Glukose-Belastungstest (Glukose-Toleranztest). Bei Verdacht auf einen Gestationsdiabetes, oder wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen, ist es sinnvoll, den Test bereits früher durchzuführen.

Für den Glukose-Belastungstest misst der Arzt zunächst den Nüchtern-Wert der Blutglukose. Die Schwangere erhält dann ein Getränk mit 50 Gramm Glukose. Nach einer Stunde wird ihr Blutzuckerwert bestimmt. Bei einem auffälligen Ergebnis wird erneut ein Glukose-Belastungstest durchgeführt, jedoch mit 75 Gramm Glukose. Nach ein und nach zwei Stunden misst man erneut den Blutzucker. Je nach Ergebnis folgen weitere Untersuchungen.

Behandlung: Wie kann ein Schwangerschaftsdiabetes behandelt werden?

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) wird zunächst mit einer Ernährungsumstellung behandelt. Empfehlenswert sind viele kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten. Eine spezielle Diät bei Schwangerschaftsdiabetes gibt es nicht. Es ist aber ratsam, über die Ernährung mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin, oder mit einer Ernährungsberatung zu sprechen. Zusätzlich empfiehlt sich für die Schwangere ein Bewegungs- und Sportprogramm. Ziel dieser Behandlung ist es, den Blutzuckerspiegel niedrig zu halten und das Gewicht zu normalisieren.

In manchen Fällen von Schwangerschaftsdiabetes gelingt es nicht, mittels Diät und Bewegung zufriedenstellende Blutzuckerwerte zu erreichen. In diesem Fall ist es nötig, Insulin zu spritzen.

Bei Schwangerschaftsdiabetes führt der Frauenarzt in den letzten Schwangerschaftswochen vermehrt Ultraschall-Untersuchungen (Sonografie) durch, um eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Prognose: Wie ist die Prognose von Schwangerschaftsdiabetes?

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) birgt einige Risiken. Wird er jedoch frühzeitig erkannt und behandelt, sind Komplikationen vermeidbar. Bei Schwangerschaftsdiabetes haben Frauen ein erhöhtes Risiko, innerhalb von zehn Jahren nach der Geburt einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) – meist vom Typ 2 – zu entwickeln. Einige Frauen sind davon bereits innerhalb der ersten drei Monate nach der Geburt des Kindes betroffen.

Beim Schwangerschaftsdiabetes ist der Stoffwechsel von Mutter und Kind verändert. Es ist möglich, dass sich schädliche Stoffwechselprodukte anhäufen (Ketone). Außerdem können Entwicklungsstörungen des Kindes auftreten. Das Kind kann verschiedene Auffälligkeiten zeigen. Meist ist es besonders groß (Makrosomie), wodurch Komplikationen während der Geburt möglich sind. Zudem sind Kinder bei Schwangerschaftsdiabetes häufig von Entwicklungsstörungen betroffen: Besonders die Lungen sind unter Umständen nicht ausreichend ausgereift und die Folge ist Atemnot nach der Geburt. Bei unbehandeltem Schwangerschaftsdiabetes ist das Sterberisiko des Kindes vor und nach der Geburt erhöht.

Bei bis zu 20 bis 50 % aller Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes kommt es bei weiteren Schwangerschaften zu einem erneuten Schwangerschaftsdiabetes.

Vorbeugung: Wie kann man einem Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen?

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) lässt sich vorbeugen, indem die Schwangere bestimmte Risikofaktoren vermeidet. So ist es empfehlenswert, auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu achten und gegebenenfalls Übergewicht (Adipositas) zu reduzieren. Um zu vermeiden, dass ein Schwangerschaftsdiabetes unentdeckt bleibt, kann ein Glukose-Belastungstest zwischen der 25. Und 28. Schwangerschaftswoche sinnvoll sein.

Sind nicht zu beeinflussende Risikofaktoren – wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) in der Familie – bekannt, ist es ratsam, möglichst zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft einen Glukose-Belastungstest durchzuführen.

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Weitere Informationen

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Deutsches Diabetes-Zentrums Düsseldorf: www.diabetes.uni-duesseldorf.de
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Autor: Theresa Nikley, Dr. med. M. Waitz
medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG):  www.diabetesde.org (Abruf: 11/2017)
Deutsches Diabetes-Zentrum Düsseldorf: www.diabetes.uni-duesseldorf.de (Abruf: 11/2017)
Evidenzbasierte Leitlinie zu Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) et al.: Gestationsdiabetes mellitus (GDM) (Stand: August 2012)
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Hien, P. et al.: Diabetes 1×1: Diagnostik, Therapie, Verlaufskontrolle. Springer, Heidelberg 2014