Toxoplasmose

Ursachen: Was sind die Ursachen von Toxoplasmose?

Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die von Tier zu Mensch übertragen wird. Erreger der Toxoplasmose ist Toxoplasma gondii. Es handelt sich um einen Einzeller, der als Parasit in den Zellen von Säugetieren und Vögeln lebt. Toxoplasmen sind überall verbreitet. Sie nutzen besonders Katzen als Wirt, in denen sie sich sexuell vermehren. Doch kann sich auch der Mensch als Zwischenwirt mit Toxoplasmen infizieren. Hier durchläuft der Einzeller verschiedene Lebensstadien, in denen er sich asexuell teilt und auf diese Weise vermehrt.

Beim Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch (vor allem von Schwein, Schaf, Wildtieren und Geflügel) ist eine Toxoplasmen-Infektion möglich (orale Aufnahme). Häufige Infektionsquellen sind außerdem Katzenkot und Erde (Schmutz- und Schmierinfektionen), selten Wasser. Mit Katzenkot verseuchte Erde kann monatelang infektiös sein. Zunächst wird der Toxoplasmose-Erreger von Zellen des Immunsystems (Abwehrkräfte) aufgenommen und über das Blut im Körper verteilt (Parasitämie). Später lebt Toxoplasma gondii als Ruheform in Zysten, die in allen Organen zu finden sind, bevorzugt aber in Gehirn, Auge, Leber und Muskulatur. Zwar bekämpft das Abwehrsystem die Toxoplasmen und bildet Antikörper gegen sie. Doch können die Erreger in den Zysten von den Abwehrzellen unerkannt bleiben.

Infiziert sich eine Schwangere erstmalig mit Toxoplasma gondii, so können die Erreger über Mutterkuchen (Plazenta) und Nabelschnur auf das ungeborene Kind übertragen werden (diaplazentale Übertragung). Eine Übertragung der Toxoplasmose über die Muttermilch ist jedoch nicht möglich.

Beschwerden: Wie äußert sich Toxoplasmose?

Toxoplasmose ist weltweit verbreitet. Etwa die Hälfte der Deutschen ist mit Toxoplasmen infiziert. In ungefähr 90 Prozent der Fälle jedoch bleibt die Infektion unbemerkt (chronisch latente Infektion) und verursacht keine Beschwerden. In den anderen Fällen treten meist Fieber, Nachtschweiß und Muskelschmerzen auf. Die Symptome ähneln denen einer Grippe (Influenza). Auffällig sind Lymphknoten-Schwellungen, besonders am Hals. Auch sind eine Lungenentzündung (Pneumonie) und eine Leberentzündung (Hepatitis) durch die Infektion mit Toxoplasma gondii möglich.

Ist das Immunsystem (Abwehrkräfte) geschwächt, können vormals ruhende Toxoplasmen reaktiviert werden. So können besonders HIV-Infizierte bei der Toxoplasmose eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) sowie Schäden an Leber, Lunge, Nebenniere und andren Organen entwickeln. Unbehandelt ist die Toxoplasmose bei Personen mit geschwächten Abwehrkräften lebensgefährlich.

Bei manchen Toxoplasmose-Infektionen treten Augenentzündungen auf (Iridozyklitis, Retinochoroiditis). Sie betreffen meist Neugeborene, die sich im Mutterleib mit dem Erreger infiziert haben. Symptome sind Augenschmerzen, Sehstörungen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit.

Wird eine mit Toxoplasmen infizierte Frau schwanger, so ist das Ungeborene durch die Antikörper der Mutter (Immunglobulin G, IgG) geschützt. Dagegen kann die erstmalige Infektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft zur Früh- und selten auch zur Totgeburt führen. Die Art der Symptome hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt sich die Schwangere mit Toxoplasma gondii infiziert hat. So können ein Wasserkopf (Hydrozephalus), Verkalkungen im Gehirn, Augenentzündungen (Retinochoroiditis) und Vergrößerungen von Leber- und Milz vorkommen (konnatale Toxoplasmose).

Auch ist es möglich, dass sich erst Wochen bis Monate nach der Geburt Symptome bemerkbar machen (latente konnatale Toxoplasmose). Unter anderem können Augenentzündungen auftreten, die zur Erblindung führen. Es besteht eine erhöhte Neigung zu Krämpfen, und die geistige Entwicklung kann verzögert sein. Für die konnatale, also bereits vor der Geburt erworbene Toxoplasmose besteht eine Meldepflicht.

Diagnose: Wie wird Toxoplasmose diagnostiziert?

Nach einer Infektion mit Toxoplasmose sind Antikörper gegen die Toxoplasmen nachweisbar (Immunglobuline). Bei frühen Infektionen finden sich IgM-Antikörper, später dann IgG-Antikörper als Langzeitschutz. Es gibt verschiedene Methoden, um Antikörper gegen Toxoplasmen im Blut nachzuweisen, zum Beispiel indirekte Immunfluoreszenz oder ELISA. Dazu wird Blut abgenommen und im Labor untersucht. Neben den spezifischen Antikörpern können auch teilweise veränderte weiße Blutkörperchen (atypische Lymphozyten im Blutausstrich) nachgewiesen werden. Bei Augeninfektionen sind IgA-Antikörper im Augenkammerwasser vorhanden.

In Gewebeproben (Biopsien) und in der Nervenflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) lassen sich die verschiedenen Lebensformen von Toxoplasma gondii auch direkt nachweisen. Außerdem kann in den Proben (auch in Fruchtwasser und Nabelschnurblut) die Erbinformation (DNA) der Erreger aufgespürt werden (PCR). Zellkultur und Tierversuche sind ebenfalls möglich, um eine Toxoplasmose zu belegen.

Behandlung: Wie kann Toxoplasmose behandelt werden?

Die Toxoplasmose kann besonders gut behandelt werden, wenn bestimmte Stadien (Tachyzoiten) der Erreger in den Körperzellen vorkommen. Ruhestadien in Toxoplasmose-Zysten (Bradyzoiten) sind nicht behandelbar und bleiben ein Leben lang bestehen.

Eine unkomplizierte Toxoplasmose bedarf bei gesunden Menschen mit intaktem Immunsystem in der Regel keiner medizinischen Behandlung. Treten infolge der Toxoplasmose Symptome auf, kommen antiparasitär wirkende Substanzen und Antibiotika zum Einsatz, etwa die Wirkstoffe Spiramycin, Pyrimethamin, Sulfadiazin, Clindamycin und teilweise Atovaquone. Sie greifen in den Stoffwechsel des Erregers ein und schädigen ihn so. Behandelt werden damit Schwangerschafts-Toxoplasmosen, Toxoplasmosen bei Neugeborenen, Schädigungen der Augen durch Toxoplasmen und Infektionen, die bei abwehrgeschwächten Personen auftreten.

Prognose: Wie ist die Prognose von Toxoplasmose?

In der Regel ist eine Infektion mit Toxoplasma gondii harmlos. Entwickeln abwehrgeschwächte Personen (etwa HIV-Infizierte) eine Toxoplasmose, ist die Infektion jedoch meist schwerwiegender und kann sogar lebensbedrohlich werden. Eine sofortige Therapie ist erforderlich.

Die Infektion von Ungeborenen mit Toxoplasma gondii verläuft in vielen Fällen ohne Symptome. Ansonsten hängt die Prognose davon ab, in welchem Entwicklungsabschnitt sich der Fötus infiziert hat. In späteren Monaten der Schwangerschaft sind die Schädigungen des Ungeborenen meist weniger schwerwiegend als in den ersten Schwangerschaftswochen.

Vorbeugung: Wie kann man Toxoplasmose vorbeugen?

Katzenbesitzer können eine Infektion mit Toxoplasma gondii meist nicht vermeiden. Hauskatzen, die nicht mit rohem Fleisch gefüttert werden, sind seltener infiziert als wildlebende Katzen. Schwangere sollten, wenn möglich, die Reinigung des Katzenklos anderen Personen überlassen.

Dauerformen des Erregers Toxoplasma gondii können im Erdboden lange Zeit lebensfähig bleiben. Nach der Gartenarbeit und dem Besuch von Spielplätzen ist es deshalb ratsam, die Hände gründlich mit Seife zu reinigen, ebenso vor jedem Essen. Auch rohes Fleisch kann Toxoplasmen enthalten. Bei der Zubereitung (Tiefgefrieren unter minus 21 Grad, Erhitzen, Pökeln, Räuchern) sterben die Erreger ab. Rohes Gemüse und Früchte sollten vorm Verzehr gründlich abgewaschen werden.

Eine Erstinfektion mit Toxoplasma gondii während der Schwangerschaft kann beim ungeborenen Kind zu Schäden führen. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich auf Toxoplasmose-Antikörper untersuchen lassen, um zu klären, ob sie gegen den Erreger geschützt sind. Liegt keine Immunität vor, sind regelmäßige Untersuchungen während der Schwangerschaft ratsam.

Weitere Informationen

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Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig, Dr. med. M. Waitz
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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Herold, G.: Herold Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Lafferty, K.D. : Can the common brain parasite, Toxoplasma gondii, influence human culture? Proc. R. Soc.B; 273(1602):2749-55
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017
Robert Koch-Institut: Toxoplasmose. www.rki.de (Abruf: 11/2017)