Übergewicht (Adipositas)

Ursachen: Was sind die Ursachen von Übergewicht?

Liegt der Körperfettanteil erheblich über dem Normalmaß, spricht man von Übergewicht (Adipositas). Für Frauen und Männer gelten dabei unterschiedliche Grenzwerte: Bei Frauen besteht eine Adipositas, wenn der Körperfettanteil mehr als 30 Prozent des Körpergewichts ausmacht, bei Männern beträgt dieser Wert 20 Prozent.

Die Adipositas ist eine chronische Krankheit, welche die Lebensqualität stark einschränkt und zu schweren Erkrankungen führen kann. Häufige Ursache von Übergewicht ist eine ungesunde Lebensweise mit Überernährung und mangelnder körperlicher Bewegung. Bewegungsmangel und eine erhöhte Kalorienzufuhr führen zu einer positiven Energiebilanz: Der Körper erhält über die Nahrung mehr Energie, als er verbrauchen kann. Die überschüssige Energie wird dann in den Fettzellen gespeichert und „angesetzt“. Aber auch eine erblich bedingte (genetische) Disposition spielt eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht.

Weitere Ursachen von Adipositas sind verschiedene Erkrankungen, etwa eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose), sowie die Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Antidepressiva, Kortison). Auch Essstörungen, Stress und seelische Probleme können Triebfeder der Adipositas sein. Meist liegt die Ursache in der Kombination verschiedener Faktoren.

In den Industrieländern spielt Übergewicht eine immer größere sozialpolitische und sozialmedizinische Rolle. In Deutschland ist fast jeder zweite Erwachsene übergewichtig, jeder Fünfte dabei so stark fettsüchtig, dass das Risiko für ernsthafte Folgeerkrankungen erhöht und aus medizinischer Sicht eine Gewichtsreduktion dringend notwendig ist. Auch sind immer mehr Kinder und Jugendliche deutlich übergewichtig und leiden an Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Typ 2.

Beschwerden: Wie äußert sich Übergewicht?

Übergewicht äußert sich durch diverse Allgemeinbeschwerden, beispielsweise vermehrtes Schwitzen, körperliches Unwohlsein, geringe körperliche Belastbarkeit, Atembeschwerden, Gelenkprobleme etc. Aufgrund dieser Allgemeinbeschwerden ist die Lebensqualität bei starkem Übergewicht oftmals eingeschränkt. Aus medizinischer Sicht sind vor allem die Folgeerkrankungen der Adipositas gefürchtet, welche auch die Lebenserwartung einschränken.

Übergewicht erhöht das Risiko von:

Diagnose: Wie wird Übergewicht diagnostiziert?

Mit dem Body-Mass-Index, kurz BMI, lässt sich errechnen, ob Normalgewicht, Unter- oder Übergewicht vorliegt. Der BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat (kg/m²). Nach WHO-Richtlinien gilt ein BMI ≥ 25 als Übergewicht und ein BMI ≥ 30 als Adipositas.

Auch das Fettverteilungsmuster gibt Aufschluss über das Gewicht. Eine einfache Schätzung des Bauchfetts anhand des Taillenumfangs hilft bei der Einschätzung, ob Übergewicht vorliegt. Dabei gilt ein Taillenumfang bei Männern ≥ 94cm und bei Frauen ≥ 80cm als Übergewicht. Beträgt der Taillenumfang bei Männern ≥ 102cm und bei Frauen ≥ 88cm, liegt eine Adipositas vor.

Um den Gesundheitszustand besser beurteilen zu können, wird der Arzt unter Umständen weitere Untersuchungen durchführen, wie zum Beispiel Blut-Untersuchungen, eine Blutdruckmessung, Ultraschall-Untersuchungen (Sonografie) von Galle und Leber oder eine Elektrokardiografie (EKG). Bei den Untersuchungen lassen sich mögliche krankhafte Ursachen für das Übergewicht abklären und nachprüfen, ob es schon zu Folgeerkrankungen gekommen ist.

Behandlung: Wie kann Übergewicht behandelt werden?

Bei starkem Übergewicht empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen. Wichtig für die Behandlung der Adipositas ist ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt bezüglich Lebensstil, Ernährungs- und Bewegungsverhalten, möglichen Erkrankungen, Medikamenten etc. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft empfiehlt eine medizinische Behandlung ab einem BMI ≥ 30. Zudem sollte Übergewicht bei einem BMI zwischen 25 und 29 behandelt werden, wenn zusätzlich übergewichtsbedingte Krankheiten (zum Beispiel Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)) auftreten, sich bestehende Erkrankungen durch das Übergewicht verstärken, die übergewichtige Person einen hohen psychosozialen Leidensdruck erlebt und der Taillenumfang als adipös eingestuft wird.

Ziele der Behandlung von Übergewicht sind die langfristige Erhöhung der Lebensqualität und Lebenserwartung sowie die Senkung des Erkrankungsrisikos durch dauerhafte Gewichtsstabilität. Der Erfolg einer Therapie setzt hohe Mitarbeit und Motivation der übergewichtigen Person voraus. Die Therapie besteht aus drei Komponenten:

  • Ernährungstherapie (Ernährungsberatung mit dem Ziel einer langfristigen Ernährungsumstellung und Kalorienreduktion)
  • Bewegungstherapie (regelmäßige körperliche Bewegung und Sport)
  • Verhaltenstherapie (vor allem bei seelisch bedingten Essstörungen als Ursache des Übergewichts)

Wenn diese Behandlung nicht ausreicht, um das Übergewicht zu reduzieren, kann der Arzt zusätzlich Medikamente verschreiben. In sehr schweren Fällen kann eine Operation bei Übergewicht (zum Beispiel Magenband-OP) die letzte Möglichkeit sein, abzunehmen. Wenn eine Erkrankung Ursache des Übergewichts ist, etwa eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose), muss diese entsprechend behandelt werden.

Prognose: Wie ist die Prognose bei Übergewicht?

Übergewicht erhöht das Risiko von schweren Folgeerkrankungen erheblich und verringert die Lebenserwartung sowie die Lebensqualität. Es ist daher wichtig, dauerhaft abzunehmen. Wer sein Körpergewicht bei Adipositas deutlich senken kann, profitiert zudem von

  • Einem verringerten Risiko, an Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zu erkranken
  • Einem geringeren Risiko, an einer Krebserkrankung zu versterben
  • Verbesserten Blutfett-Werten (vor allem Cholesterin)
  • Niedrigeren Blutzucker-Werten
  • Einem sinkenden Bluthochdruck (Hypertonie)

Bei Adipositas ist es ratsam, unter professioneller Anleitung abzunehmen (Arzt, Ernährungsberatung), denn eine zu schnelle und radikale Gewichtsreduktion ist nicht gesund. So kann beispielsweise die Knochendichte abnehmen (Osteoporose) oder es bilden sich Gallensteine (Cholelithiasis).

Vorbeugung: Wie kann man Übergewicht vorbeugen?

Übergewicht lässt sich vorbeugen, indem man darauf achtet, dass die Energiebilanz ausgeglichen bleibt. Das bedeutet, dass man nur so viel an Energie (Kalorien) zu sich nimmt, wie der Körper verbraucht. Zum einen ist es ratsam, auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit frischem Obst, Gemüse und Vollkornprodukten zu achten. Zuviel Fett und Zucker sowie Alkohol sollte man meiden. Außerdem empfehlen sich mehrere kleine, über den Tag verteilte anstatt drei großer, üppiger Mahlzeiten. Zum anderen ist körperliche Aktivität wichtig, um den Stoffwechsel anzukurbeln und den Grundumsatz zu steigern. Bei starkem Übergewicht ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursachen abzuklären und um unter professioneller Anleitung gesund abzunehmen.

Weitere Informationen

Web-Tipp:
Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V.: www.adipositas-gesellschaft.de

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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Herold, G.: Herold Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Leitlinie der Deutschen Adipositas-Gesellschaft et al.: Prävention und Therapie der Adipositas. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 050/001 (Stand: 04/2014)
Statistisches Bundesamt Deutschland: www.destatis.de (Abruf: 11/2017)