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Windpocken (Varizellen)
Windpocken (Varizellen) sind eine Krankheit, die durch eine Infektion mit dem Varizella-zoster-Virus verursacht wird. Typisch sind stark juckende Knötchen und Bläschen auf der Haut. Meist tritt die Erkrankung im Kindesalter auf.
Ursachen: Was sind die Ursachen von Windpocken?
Windpocken (Varizellen) entstehen durch eine Infektion mit dem Varizella-zoster-Virus. Es handelt sich um eine sehr ansteckende Krankheit: 90 von 100 Personen bekommen nach Kontakt mit dem Virus Windpocken. Da das Risiko, sich zu infizieren, so hoch ist, und sich das Virus so rasch verbreiten kann, gehören Windpocken vor allem zu den Kinderkrankheiten.
Die Ansteckung mit dem Varizella-zoster-Virus kann zum einen darüber erfolgen, dass bei Erkrankten flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf der Haut aufplatzen und andere Personen in direkten Kontakt mit dieser virushaltigen Flüssigkeit kommen (Schmierkontamination). Zum anderen kann es zur Infektion kommen, indem beim Husten, Niesen, Sprechen oder Atmen kleinste Tröpfchen entstehen, die dann von anderen eingeatmet werden (Tröpfcheninfektion).
Beschwerden: Wie äußern sich Windpocken?
Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen dem Kontakt mit dem Windpocken-Erreger und dem Auftreten der ersten Symptome, beträgt in den meisten Fällen zwei Wochen. In seltenen Fällen zeigen sich Symptome schon nach einer Woche oder erst nach drei Wochen.
Die ersten Anzeichen einer Windpocken-Infektion sind meist Abgeschlagenheit, Glieder- und Kopfschmerzen sowie gelegentlich Fieber. In den meisten Fällen bleibt das Fieber aber unter 39 °C.
Das Hauptsymptom von Windpocken sind stark juckende Hautstellen. Hierbei bilden sich zuerst gerötete Knoten, die sich zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen entwickeln. Diese können austrocknen oder aufplatzen, wonach sich Schorf bildet und die Hautstellle abheilt. Die juckenden Hautstellen treten meistens erst im Gesicht und am Rumpf auf und breiten sich dann über den gesamten Körper aus. Häufig sind auch die Kopfhaut und Schleimhäute betroffen.
Ständiges Kratzen an den Bläschen und dem Schorf führt in einigen Fällen zur Bildung von Narben oder begünstigt zusätzliche bakterielle Infektionen.
Diagnose: Wie werden Windpocken diagnostiziert?
Ärztliche Fachpersonen erkennen Windpocken relativ eindeutig aufgrund der juckenden und flüssigkeitsgefüllten Bläschen. Nur in seltenen Fällen, wenn der Krankheitsverlauf von der Norm abweicht, werden das Blut oder die Bläschenflüssigkeit auf das Varizella-zoster-Virus getestet.
Das Blut kann außerdem auf Antikörper gegen den Windpocken-Erreger getestet werden. Dies ist unter Umständen bei Schwangeren wichtig, wenn diese sich nicht sicher sind, ob sie bereits Windpocken hatten, und mögliche Risiken während und nach der Schwangerschaft ausschließen wollen.
Behandlung: Wie können Windpocken behandelt werden?
Wenn eine Windpocken-Erkrankung mild verläuft, werden vor allem die Symptome behandelt. Eine gute Hautpflege kann lästigen Juckreiz lindern und bakteriellen Infektionen vorbeugen. Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:
- Juckreizlindernde Cremes, Puder und Gele
- Paracetamol gegen Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber (Ibuprofen und Acetylsalicylsäure sind für Kinder nicht geeignet)
- Tägliches Baden oder Duschen
- Es kann helfen, die Fingernägel erkrankter Kinder zu kürzen. So fällt es ihnen meist schwerer, den Schorf aufzukratzen. Dadurch bilden sich unter Umständen weniger Narben.
Bei einem starken Verlauf oder bei Erkrankten mit geschwächtem Immunsystem können Medikamente zur Virenbekämpfung (Virostatika) verabreicht werden.
Prognose: Wie ist die Prognose von Windpocken?
Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren erkranken am häufigsten an Windpocken. Sind sie ansonsten gesund, ist ein komplikationsloser Verlauf zu erwarten. Dieser dauert ungefähr zwei Wochen.
Nach einer überstandenen Windpocken-Infektion kann man nicht erneut daran erkranken. Allerdings bleibt der Erreger symptomlos im Körper und kann bei einer erneuten Aktivierung eine Gürtelrose (Herpes zoster) hervorrufen. Hierbei entsteht ein Hautausschlag, der sehr schmerzhaft sein kann und vor allem bei älteren und immungeschwächten Menschen vorkommt.
Bei älteren Kindern und vor allem Erwachsenen, die sich noch nicht mit dem Varizella-zoster-Virus infiziert haben, ist ein längerer und schwererer Verlauf zu erwarten. Es entstehen dann beispielsweise mehr Bläschen auf der Haut, und es kommt häufiger zu Komplikationen. Mögliche Komplikationen sind etwa eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis).
Windpocken sind vor allem für Neugeborene im Alter zwischen fünf bis zehn Tagen und für Personen mit einem geschwächten oder unterdrückten Immunsystem gefährlich. Die Krankheitsverläufe sind oft schwer und können tödlich enden.
Vorbeugung: Wie kann man Windpocken vorbeugen?
Windpocken-Impfung
Man kann Windpocken mit einer Impfung gegen das Varizella-zoster-Virus vorbeugen. Die ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfiehlt eine erste Windpocken-Impfung für Kinder im Alter von elf Monaten und eine zweite Impfung für 15 Monate alte Kinder. Zwischen den beiden Impfungen sollten mindestens vier bis sechs Wochen liegen.
Außerdem empfiehlt die STIKO, die Windpocken-Impfung bei älteren Kindern und Erwachsenen nachzuholen, wenn diese sich noch nicht mit dem Virus angesteckt haben.
Damit wird möglichen schweren Verläufen bei einer Infektion vorgebeugt. Diese Empfehlung gilt vor allem für:
- Personen mit Kinderwunsch
- Immungeschwächte
- Personen, die planen, ihr Immunsystem zu unterdrücken (zum Beispiel als Vorbereitung für eine Organtransplantation)
- Menschen mit schwerer Neurodermitis
- Personal im Gesundheitswesen
Nebenwirkungen der Impfung sind etwa eine Rötung der Einstichstelle oder ein leichtes Fieber, das aber meist schnell abklingt. In seltenen Fällen erkranken Geimpfte trotzdem an Windpocken. Der Verlauf ist aber in der Regel milder und mit weniger Komplikationen verbunden.
Kontaktvermeidung
Wer an Windpocken erkrankt, für den empfiehlt es sich, umgehend den Kontakt zu nicht zuvor infizierten und nicht geimpften Personen zu vermeiden. Damit beugt man vor, andere mit dem Virus zu infizieren. Erkrankte sind nämlich schon bei den ersten Symptomen von Kopf- und Gliederschmerzen oder Fieber ansteckend. Die Ansteckungsgefahr ist vorüber, sobald keine Knoten oder Bläschen mehr nachkommen und alle betroffenen Hautstellen in Schorf übergegangen sind.
Windpocken zählen zu den meldepflichtigen Krankheiten, daher muss das ärztliche Fachpersonal bereits beim Verdacht auf Windpocken das zuständige Gesundheitsamt informieren. Das Gesundheitsamt meldet sich dann beispielsweise bei den Eltern des Kindes und gibt Hinweise, wie sich die Gefahr für weitere Ansteckungen verringern lässt. Zum Beispiel darf das Kind nicht in den Kindergarten oder die Schule, solange es ansteckend ist.
Weitere Informationen
Autorin: Clara Simacek
Medizinische Qualitätssicherung: Dr. Annukka Aho-Ritter
Datum: August 2024
Quellen:
Robert-Koch-Institut: Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster), RKI-Ratgeber.
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Varizellen.html (Abruf: 08/2024)
Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Windpocken. https://www.gesundheitsinformation.de/windpocken.html (Abruf: 08/2024)
Bundesministeriums für Gesundheit: Krankheiten Windpocken. https://gesund.bund.de/windpocken (Abruf: 08/2024)
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V.: Windpocken (Varizellen). https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/windpocken-varizellen/was-sind-windpocken-varizellen/ (Abruf: 08/2024)