Auswahl der Krankenkasse: Darauf sollten Sie achten

In Deutschland sind etwa 73 Millionen Menschen in einer gesetzlichen Krankenkasse (GKV) versichert. Das entspricht rund 90 Prozent der Bevölkerung. Gab es im Jahr 1970 noch sage und schreibe 1.815 Krankenkassen, sind es heute nur noch 105. Doch auch diese etwas über einhundert Krankenkassen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Beiträge und Leistungen – die Auswahl, bei welcher Krankenkasse Sie sich versichern, muss daher gut überlegt sein. Oder soll es doch eine private Krankenversicherung (PKV) sein? Hier erfahren Sie die Unterscheide und worauf Sie achten müssen bei der Auswahl der richtigen Krankenversicherung.

Gesetzlich oder privat versichern?

Die Beiträge zur Krankenversicherung steigen grundsätzlich, sowohl in den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) als auch in den privaten Krankenversicherungen (PKV). Der Hauptgrund dafür ist, dass sich die Behandlungskosten im Gesundheitssystem Jahr für Jahr erhöhen. Sehr viele Krankenkassen haben ihren Beitragssatz in diesem Jahr unverändert gelassen, einige haben Zusatzbeiträge erhoben. Falls Sie von einer teuren Krankenkasse in eine günstigere wechseln, können Sie mehrere Hundert Euro pro Jahr sparen. Wenn Sie wissen wollen, wie hoch Ihre Beiträge in den einzelnen Krankenkassen sind, können Sie im Internet Testergebnisse einsehen oder einen Vergleichsrechner benutzen, der Ihnen die Kosten Ihrer Versicherung ausrechnet. Doch die Höhe der Beiträge ist nicht das einzige Kriterium, das Sie bei der Auswahl Ihrer Krankenversicherung berücksichtigen sollten. Vielmehr kommt es auf den Service und die Leistungen an. In diesem Punkt unterscheiden sich gesetzliche und private Krankenversicherungen oft deutlich voneinander, aber auch innerhalb der Krankenversicherungen gibt es Unterschiede.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen GKV und PKV

Gesetzliche und private Krankenversicherungen unterscheiden sich in einige Punkten. Wenn Sie überlegen, ob Sie sich gesetzlich oder privat versichern möchten, sollten Sie auf diese wesentlichen Unterschiede achten:

  • Die gesetzliche Krankenversicherung nimmt jede Person auf, es sei denn, sie ist bereits privat versichert. Private Krankenversicherungen entscheiden unter anderem anhand des Gesundheitszustands, Alters, Einkommens und Berufs einer Person, ob sie sie in die Versicherung aufnehmen. Es kann also gut sein, dass Sie gar nicht in eine private Krankenversicherung reinkommen.
  • Die Entscheidung für eine PKV muss wohlüberlegt sein, denn wer die gesetzliche Krankenkasse einmal verlassen hat, kommt nicht so leicht wieder hinein. Ab dem 55. Geburtstag ist eine Rückkehr in die GKV bis auf wenige Ausnahmen ausgeschlossen.
  • Bei der GKV sind die Leistungen zu über 90 Prozent gesetzlich vorgeschrieben und somit bei allen Krankenkassen gleich. Allerdings kann der Gesetzgeber diese Leistungen ändern. Bei der PKV vereinbaren Versicherung und Versicherter die Art und den Umfang der Leistungen. Diese gelten dann ein Leben lang.
  • Patienten, die gesetzlich versichert sind, zeigen ihre Versichertenkarte beim Arztbesuch vor. Ihre Behandlung und die verordneten Medikamente werden dann ohne Rechnung über die Versichertenkarte mit der Krankenkasse abgerechnet. Die Patienten bezahlen nur die gesetzlichen Zuzahlungen oder solche ärztlichen Leistungen, die nicht in ihrer Versicherung enthalten sind (sog. Individuelle Gesundheitsleistungen, IGeL). Privat Versicherte hingegen erhalten von den Ärztinnen und Ärzten oder in der Apotheke Rechnungen, die sie bezahlen müssen. Diese Rechnungen reichen sie bei ihrer PKV ein und erhalten das Geld dann von ihrer Versicherung zurück – bis zu der Höhe, wie sie in ihrem Vertrag vorgesehen ist.
  • Der Versichertenbeitrag in der GKV richtet sich nach dem Einkommen bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze. Wer mehr verdient, zahlt höhere Beiträge und wer weniger verdient, zahlt auch weniger. Familienmitglieder, die kein eigenes Einkommen haben, sind beitragsfrei mitversichert. In der PKV hingegen richtet sich der Beitrag nach den vereinbarten Leistungen sowie nach bestimmten Kriterien wie dem Gesundheitszustand und dem Alter bei Abschluss der Versicherung. Verdient der Privatversicherte weniger, sinkt allerdings sein Beitrag nicht – dies kann ein finanzielles Problem darstellen. Auch sind Familienmitglieder in der PKV nicht mitversichert.
  • Der Krankenkassen-Beitrag der GKV steigt, wenn der allgemeine Beitragssatz gesetzlich angehoben wird. Außerdem kann jede Kasse ihren Zusatzbeitrag erhöhen. Wer viel Geld verdient, zahlt zudem einen höheren Krankenkassen-Beitrag, weil die Beitragsbemessungsgrenze jährlich angehoben wird. In der PKV steigt der Beitrag, wenn die Versicherungsleistungen nachweislich mehr als zehn Prozent höher sind als ursprünglich kalkuliert.

Unterschiede innerhalb der GKV und PKV

Neben den Unterschieden zwischen GKV und PKV gibt es auch innerhalb der einzelnen Krankenversicherungen Punkte, die Sie bei der Auswahl beachten sollten. So unterscheiden sich neben der Höhe der Beiträge vor allem der Service und die Leistungen. Viele Krankenkassen übernehmen Extraleistungen, zum Beispiel Zuschüsse für Entspannungs- und Gesundheitskurse, Osteopathie, Homöopathie, Reiseimpfungen oder die professionelle Zahnreinigung (PZR). Wichtig ist zudem, dass die Krankenversicherung gut erreichbar ist und zum Beispiel bei Fragen zur Übernahme von Behandlungskosten schnell und zuvorkommend reagiert. Bei privaten Krankenversicherungen sollten Sie darauf achten, dass das Honorar für die ärztlichen Leistungen bis zum 3,5-fachen Höchstsatz übernommen werden und dass Sie freie Arzt- und Klinikwahl haben. Schauen Sie zudem, dass nicht nur die Kosten für körperliche Beschwerden bezahlt werden, sondern auch für psychische Erkrankungen.

Weitere Informationen

Autor: Redaktion medproduction.de
Medizinische Qualitätssicherung: Dr. med. Martin Waitz
Datum der letzten Aktualisierung: August 2021
Quellen:
GKV Spitzenverband: https://www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/kv_grundprinzipien/alle_gesetzlichen_krankenkassen/alle_gesetzlichen_krankenkassen.jsp (Abruf: August 2021)
Handelsblatt: GKV-Rating: Das sind die besten Krankenkassen. https://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/versicherung/versicherungen-gkv-rating-das-sind-die-besten-krankenkassen/25218044.html (Abruf: August 2021)
Stiftung Warentest: Die beste gesetzliche Krankenkasse für Sie. https://www.test.de/Krankenkassenvergleich-1801418-0/ (Abruf: August 2021)
Verband der Privaten Krankenversicherung: https://www.pkv.de/ (Abruf: August 2021)