COVID-19: Ist eine Übertragung von Coronaviren durch die Atemluft möglich?

Das neuartige Coronavirus und die dadurch verursachte Erkrankung COVID-19 verbreiten sich bekanntlich über Tröpfcheninfektion. Aber was ist mit der Atemluft von Erkrankten und den darin enthaltenen kleineren Tröpfchen? Ist eine Ansteckung bei einer flüchtigen Begegnung, wie beim Joggen, gegeben?

Beim Husten und Niesen, aber auch bei lautem Sprechen und feuchter Aussprache bilden sich größere Speicheltropfen, die bei infizierten Personen sehr viele Viruspartikel enthalten. Die Atemluft dagegen ist ein Aerosol, das heißt ein Gemisch aus Luft und deutlich kleineren, schwebenden Tröpfchen.

Bislang keine Hinweise auf eine Ansteckung mit Coronaviren über die Atemluft bei kurzem Kontakt

In Experimenten wurde virales Erbgut, die RNA, in der Atemluft von Corona-Erkrankten gefunden. Der Nachweis erfolgte mit einem sogenannten PCR-Test, der das Erbgut des Virus anzeigt und sehr empfindlich auf kleinste Mengen reagiert. Der Test sagt aber nichts darüber aus, ob die gefundene Virus-RNA noch infektiös ist und in ausreichender Menge vorliegt, um andere Personen anzustecken. Das Robert Koch-Institut (RKI) sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehen auf Basis der jetzigen Studienlage davon aus, dass es im normalen gesellschaftlichen Umgang nicht zu einer Übertragung des Coronavirus SARS-CoV-2 über Aerosole kommt.

Welche Rolle spielen die Dauer des Einatmens und die Umgebung?

In einem der Experimente, die die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der WHO stützen, sammelten Forscher die Atemluft von mit Coronaviren infizierten Personen für 30 Minuten und konnten dann virale RNA in dieser Luft nachweisen. Ein flüchtiger Kontakt beim Joggen im Park mit anderen Passanten ist mit dieser Versuchszeit, die einen längeren Kontakt mit Atemluft von Erkrankten simuliert, nicht zu vergleichen.

Auch die Bedingungen, auf die die Coronaviren im Aerosol treffen, spielen eine wichtige Rolle. In warmer Luft trocknen die winzigen Tröpfchen schnell ein. Durch Luftbewegung im Freien verringert sich zudem die Konzentration der Coronaviren in der Luft. Ähnliches gilt für die Situation im Supermarkt, in der raumlufttechnische Anlagen für eine hohe Umwälzung der Luft sorgen, wie der Virologe Prof. Christian Drosten jüngst in seinem Podcast erklärte.

Zur Vorsicht vor COVID-19 empfehlen Experten das Tragen eines Mundschutzes

Um eine Ansteckung mit Coronaviren zu vermeiden, empfehlen immer mehr Experten das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes – trotz aller Unsicherheiten und fehlender Belege zum Thema Aerosol-Ansteckung. Dies gilt insbesondere in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen, zum Beispiel Supermärkten, Einkaufszentren und öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Robert Koch-Institut weist darauf hin, dass durch Masken oder textile Barrieren vor Mund und Nase Tröpfchen abgefangen können, die beim Husten, Niesen oder Sprechen entstehen. Dadurch verringert sich das Risiko, dass der Träger andere Personen mit Coronaviren ansteckt (Fremdschutz). Es gibt hingegen keine hinreichenden Belege dafür, dass man sich durch das Tragen einer solchen Maske selbst vor einer COVID-19-Infektion schützen kann. Die effektivsten Maßnahmen bleiben hier eine gute Händehygiene, das Einhalten der Husten- und Nies-Etikette und das Abstandhalten von mindestens 1,5 Metern zu seinen Mitmenschen.

 

Weitere Informationen 

Autor: Dr. Constanze Kuckuck, medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum: April 2020
Quellen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Infektionsschutz.de, Hygiene beim Husten & Niesen, Einfache Hygieneregeln beim Husten und Niesen schützen andere vor Ansteckung. Abruf 04/2020 (www.infektionsschutz.de/hygienetipps/hygiene-beim-husten-und-niesen/)
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC): Using face masks in the community – Reducing COVID-19 transmission from potentially asymptomatic or pre-symptomatic people through the use of face masks, Technical report. Stand 08/04/2020 (Abruf 04/2020) (www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/using-face-masks-community-reducing-covid-19-transmission)
Leung, N.H.L. et al.: Respiratory virus shedding in exhaled breath and efficacy of face masks. Nature Medicine, Online Publikation, 03/04/2020.
NDR Info, Coronoavirus-Update, Die Podcast-Folgen als Skript, Folge 28, Auch die Atemluft spielt eine Rolle. Stand 06/04/2020 (Abruf 04/2020) (www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript162.pdf)
Robert Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2. Stand: 07/04/2020 (Abruf 04/2020) (www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html)
Robert Koch-Institut: SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19), 1. Übertragungswege. Stand: 03/04/2020 (Abruf 04/2020) (www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText1)
World Health Organization (WHO): Coronavirus disease 2019 (COVID-19), Situation report – 66. Stand: 26/03/2020 (Abruf 04/2020) (www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/situation-reports/20200326-sitrep-66-covid-19.pdf?sfvrsn=9e5b8b48_2)
World Health Organization (WHO): Coronavirus disease (COVID-19) advice for the public: When and how to use masks (Abruf 04/2020) (www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/advice-for-public/when-and-how-to-use-masks)