Der Weg zur eigenen Praxis

Ob Berufung oder mangelnde Aufstiegschancen: es gibt viele Gründe, warum Ärzte den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Damit es kein Sprung ins Ungewisse wird, haben wir hier die wichtigsten Informationen für Ärzte zusammengestellt, die ihre Selbstständigkeit planen.

Gründen oder übernehmen – auf den Standort kommt es an

Bei der Gründung einer Praxis stellt sich die Frage nach dem Standort. Nicht jede Lage eignet sich für eine Neugründung, auch wenn entsprechende Immobilien zur Verfügung stehen. Je nach Fachrichtung des Arztes kann der gewählte Standort bereits gesättigt sein, sodass die Erfolgschance für eine neue Praxis gering ist. Bei der Übernahme einer Praxis stellt der Standort eine untergeordnete Rolle dar, schließlich wird eine bestehende Praxis weitergeführt.

Neben der Standortfrage spielen die Kosten eine wichtige Rolle. Die Neugründung einer Praxis kann günstiger als eine Übernahme sein, da bei einer bestehenden Praxis das Vertrauen der Patienten sowie die Bekanntheit der Praxis zu ihrem Wert beitragen. Während die neugegründete Praxis sich erst bewähren muss, hat die bestehende bereits Stammpatienten, die unter Umständen auch dem neuen Arzt erhalten bleiben. Die Entscheidung, ob eine Praxis übernommen oder gegründet wird ist folglich primär eine Kosten- und Standortfrage.

Einzel- oder Gemeinschaftspraxis – eine Frage der Finanzierung?

Die Frage nach einer Einzel- oder Gemeinschaftspraxis hängt von persönlichen Präferenzen und den Kosten ab. In einer Gemeinschaftspraxis kann das Personal von allen Ärzten genutzt werden, wodurch die Kosten für jeden einzelnen Arzt sinken. Sofern die Ärzte auf dieselbe Fachrichtung spezialisiert sind, können ebenfalls teure medizinische Geräte gemeinschaftlich genutzt und Anschaffungskosten reduziert werden. Neben den finanziellen Vorteilen einer gemeinschaftlichen Praxis sind für viele Ärzte der Austausch mit Kollegen sowie die Möglichkeit auf eine zweite Meinung bei schwierigen Diagnosen wichtig. Ebenso sind Urlaubsvertretungen in gemeinschaftlichen Praxen mit mehreren Ärzten der gleichen Fachrichtung einfach einzurichten und für die Patienten angenehmer, als an einen Arzt in einer anderen Praxis verwiesen zu werden. Entschließt sich der Arzt für eine Gemeinschaftspraxis mit Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen, bedeutet das für die Patienten ein breiteres Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten. Allerdings können bei verschiedenen Fachrichtungen nicht alle medizinischen Geräte untereinander genutzt werden, was wiederum höhere individuelle Anschaffungskosten bedeutet.

Eine Einzelpraxis bietet in erster Linie den größten individuellen Gestaltungs- und Planungsfreiraum. Die Einrichtung der Praxis, die Festlegung der Sprech- und Urlaubszeiten sowie die Organisation können selbst festgelegt werden und müssen nicht wie bei einer Gemeinschaftspraxis mit den Kollegen abgestimmt werden. Dem gegenüber stehen der höhere finanzielle Aufwand und die umständlichere Abstimmung mit anderen Praxen bei der Urlaubsvertretung.

Der Businessplan – auch Ärzte müssen ihr Vorhaben überzeugend präsentieren

Die Erstellung eines Businessplans erfüllt zwei wesentliche Funktionen:
– er gibt dem Arzt eine umfassende Übersicht über die eigene Existenzgründung und legt eine Planung fest, wie das Vorhaben finanziert und umgesetzt wird
– er überzeugt potentielle Geldgeber (Banken, Förderungsprogramme)davon, dass die Existenzgründung genau geplant ist und die höchsten Erfolgsaussichten verspricht
Damit der Businessplan für den Arzt hilfreich und die Geldgeber überzeugend ist, sollten Aufbau und Inhalt stimmen:
1. Zusammenfassung
Der Businessplan beginnt mit einer Zusammenfassung, die einen komprimierten Überblick über alle wichtigen Daten des Plans geben sollte. Sie sollte nicht mit einer Einleitung oder gar der Beschreibung der Geschäftsidee verwechselt werden. Ohne viel Erläuterung muss klar werden welche Leistungen die Arztpraxis anbieten soll, welche Schritte im Marketing geplant sind und welches Geschäftsmodell zugrunde gelegt wird.
2. Hauptteil
Er besteht aus einer detaillierten Ausführung zu den in der Zusammenfassung vorgestellten Punkten und sollte daher zuerst geschrieben werden, damit der einleitende Teil möglichst präzise und zielgenau das Vorhaben umschreibt.

Die Praxis ist erfolgreich finanziert – jetzt müssen die Unternehmensziele erreicht werden

Nachdem der Businessplan erstellt und die Geldgeber überzeugt wurden, fängt die Umsetzung der Unternehmensziele an. Wurden die Ziele für das Jahr erreicht? Wie entwickelt sich die Konkurrenz? Funktioniert die Marketing-Strategie? Sofern Abweichungen auftreten, Ziele nicht erreicht werden bzw. sich die Marktsituation ändert, muss der Businessplan entsprechend ergänzt werden. Dafür sollten die Abweichungen genau analysiert werden, damit die Ziele neu ausgerichtet werden können und der Erfolg der Praxis langfristig gesichert wird.

Weiterführende Informationen

Autor: Torge Ropers
Datum: September 2015
Quellen:
Deutsches Ärzteblatt: http://www.aerzteblatt.de/archiv/115623/Der-Arzt-als-Existenzgruender-Businessplan-das-muss-rein (Abruf: September 2015)
Kassenärztliche Bundesvereinigung, Praxis und Familie: http://praxis-und-familie.kbv.de/?page_id=23 (Abruf: September 2015)