Mit Allergien in den Urlaub – worauf Allergiker achten sollten

Ob Heuschnupfen, Tierhaarallergie oder Lebensmittelunverträglichkeit – Allergiker haben es im Alltag oft schwer, den für sie schädlichen Stoffen zu entkommen. Noch schwieriger kann es im Urlaub werden. Zum Glück stellen sich immer mehr Hotels und Restaurants auf diese besondere Klientel ein.

Allergien sind gar nicht so selten und werden immer häufiger: Nach den neuesten Daten der Gesundheitsstudie des Robert-Koch-Instituts (RKI) leiden etwa 25 Millionen Deutsche an einer Allergie. Die häufigste allergische Erkrankung ist der allergische Schnupfen, umgangssprachlich Heuschnupfen, woran etwa jeder fünfte Deutsche leidet, gefolgt von Asthma, Kontaktallergien und Neurodermitis. Manche Nahrungsmittelallergien entspringen direkt dem Heuschnupfen, da bestimmte Eiweiße oder eiweißartige Strukturen in den Blütenstäuben und in den Nahrungsmitteln gleich oder fast identisch sind. Reagiert der Körper auf bestimmte, normalerweise harmlose Substanzen überempfindlich, entsteht eine Kettenreaktion des Immunsystems: Zuerst bildet es Antikörper gegen das Allergen, die an bestimmte Zellen (Mastzellen) binden. Kommt es nun zu einem erneuten Kontakt mit dem Allergen, dockt es an den Antikörper auf der Oberfläche der Mastzelle an, woraufhin die Zelle chemische Stoffe wie Histamin freisetzt. Die Folge sind dann allergische Reaktionen mit Beschwerden wie Niesen, Augenjucken, Husten oder Atembeschwerden.

Allergene kennen und meiden

Über 20.000 unterschiedliche Auslöser von Allergien kennt man heute. Wer genau auf was reagiert – das ist oft schwer herauszufinden. Auch den Allergenen zu entkommen, kann für Betroffene im Alltag eine echte Herausforderung und sehr aufwändig sein: Den Hund der Nachbarn müssen sie weiträumig umgehen, nichts mit Weizen dürfen sie essen, Nickel nicht berühren. Im Supermarkt studieren sie akribisch die Nahrungsmittelangaben. Mist, auch dieses Produkt kann wieder einmal „Spuren von Nüssen“ enthalten. Also zurücklegen. Mit Freunden essen gehen? Auch schwierig. Zu oft kennen Kellner nicht alle Zutaten. Am Ende bestellt der Allergiker Blattsalat ohne alles, da kann hoffentlich nichts schief gehen.

Wer eine Hausstaubmilbenallergie hat, kann dieser kaum bis unmöglich entkommen. Die kleinen Spinnentiere deren Kot die Allergiesymptome auslöst, leben bevorzugt in jeglichen Arten von Polstern, Matratzen, Teppichen oder Vorhängen. Vorsichtsmaßahmen, penible Hygiene und spezielle Allergiker-Bettwäsche können die Symptome aber immerhin lindern.

Bei Heuschnupfen ans Meer oder in die Berge

Anders als Menschen, die auf Hausstaub, bestimmte Nahrungsmittel oder Tierhaare allergisch reagieren und das ganze Jahr über auf der Hut sein müssen, haben es Pollenallergiker ein kleines bisschen einfacher. Sie können zumindest phasenweise dem Pollenflug entkommen – etwa indem sie ihren Urlaub so planen, dass sie in Zeiten der höchsten heimischen Allergenkonzentration in pollenarme Regionen reisen. In welcher Region welche Belastung wie stark ausgeprägt ist, lässt sich im Internet in Pollenflugkalendern nachschauen, für Deutschland zum Beispiel beim Deutschen Wetterdienst oder Allergieinformationsdienst.

Als relativ pollenarm gelten vor allem Regionen am Meer oder in den Bergen: Vor allem an Küsten, an denen der Wind meist aus Richtung des Meeres kommt, ist die Pollenbelastung der Luft wenig ausgeprägt. Somit ist etwa die Atlantikküste rund um Portugal, Spanien und Frankreich für Allergiker ein geeignetes Reiseziel. In Deutschland hat die Insel Helgoland den Ruf, nahezu pollenfrei zu sein.

In höheren Lagen wie Mittel- oder Hochgebirge ist die Blütezeit generell deutlich kürzer: Je höher der Ort liegt, desto geringer ist die Pollenkonzentration. Ab einer Höhe von rund 1800 Metern fliegen sogar kaum noch Pollen.

Auch Hausstauballergiker profitieren von einem Urlaub in den Bergen: Die Hausstaubmilbe liebt warme Temperaturen ab 25 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent. In Höhenlagen über 1800 Metern mit kühler und trockener Luft ist sie schlicht nicht überlebensfähig, schon ab 1500 Metern nimmt die Milbenzahl spürbar ab.

Allergikerzimmer und ganze -hotels

Da Allergien so häufig sind, richten sich auch immer mehr Hotels auf die besonderen Bedürfnisse dieser Klientel ein: So gibt es in vielen Hotels heute neben den üblichen Nichtraucherzimmern inzwischen auch Allergikerzimmer, in denen Tiere verboten sind und in denen auf Teppichböden und Vorhänge genauso verzichtet wird wie auf Pflanzen. Selbst spezielle Schutzbezüge für Matratzen und Bettwäsche gehören immer häufiger zum guten Service.

Einen Schritt weitere gehen sogenannte Allergiker-Hotels. Hier verfügt nicht nur die Klimaanlage über Pollenfilter, sondern auch der Staubsauger des Reinigungspersonals. In den gastronomischen Betrieben gibt es allergenarme Speisen und der Service kennt die enthaltenen Zutaten. Auch auf spezielle gluten- oder laktosefreie Diäten stellt man sich ein. Genauere Auskünfte zu Lebensmitteln erhalten Reisende auch schon vorab.

Auf Nummer sicher: Hilfe für den Notfall

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Allergiker vor dem Urlaub ihren Allergologen aufsuchen. Er kann den Patienten individuell beraten und über mögliche Risiken aufklären, einen (internationalen/mehrsprachigen) Allergiepass ausstellen sowie eine Reiseapotheke mit anti-allergischen Mitteln zusammenstellen. Darin enthalten sein sollte auf jeden Fall ein schnell wirkendes Präparat, falls man doch einmal auf einen Stoff extrem reagiert.

Auch auf Reisen sicher speisen

Wichtig zu wissen: Wer sich im Urlaub selbst versorgt, sollte wissen, dass außerhalb der EU nicht in jedem Land eine Kennzeichnungspflicht für die wichtigsten Allergene besteht! Für die Kommunikation im Reiseland hat das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) ein Allergiker-Wörterbuch mit den wichtigsten Nahrungsmitteln in 23 Sprachen herausgegeben. Sie finden es HIER.

 

Weitere Informationen

Hotels für Allergiker

Hausstaubmilben

Reiseapotheke für Allergiker

Autorin: Andrea Böttcher, medproduction GmbH
Datum der letzten Aktualisierung: April 2020

Quellen:

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.: https://www.daab.de/ (Abruf: April 2020)

Deutsche Haut-und Allergiehilfe e.V.: https://www.dha-allergien.de/dha.html (Abruf: April 2020)

Allergieinformationsdienst/Helmholtz Zentrum München: https://www.allergieinformationsdienst.de/ (Abruf: April 2020)

Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden: http://www.allergiezentrum.org/de/ (Abruf: April 2020)

Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden, Allergiker auf Reisen: http://www. allergiezentrum.org/de/allergien/allergiker-auf-reisen (Abruf: April 2020)

Bundeszentrum für Ernährung, Prävention von Allergien und Asthma: https://www.bzfe.de/inhalt/praevention-von-allergien-und-asthma-2014.html (Abruf: April 2020)

European Centre for Allergy Research Foundation, Allergien – Zahlen und Fakten: https://www.ecarf.org/info-portal/allgemeine-allergie-infos/allergien-zahlen-und-fakten/ (Abruf: April 2020)

Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: http://www.pollenstiftung.de/ (Abruf: April 2020)

Gesundheitsinformation.de, Heuschnupfen: https://www.gesundheitsinformation.de/heuschnupfen.2419.de.html (Abruf: April 2020)

Gesundheitsinformation.de, Hausstauballergie: https://www.gesundheitsinformation.de/hausstauballergie.2669.de.html (Abruf: April 2020)