Berufsunfähigkeitsversicherung: Sinnvoll – ja oder nein?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann sinnvoll sein, um finanziellen Problemen vorzubeugen.

Ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann sinnvoll sein, um finanziellen Problemen vorzubeugen. Wenn Sie aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls dauerhaft nicht mehr in der Lage sind, Ihrem Beruf nachzugehen, reicht die gesetzliche Rente wegen Erwerbsminderung oft nicht aus.

Burnout (Foto: Pixabay.com)
Bei dauerhafter Berufsunfähigkeit durch Krankheit oder Unfall kann eine rechtzeitig abgeschlossene Versicherung sinnvoll sein (Foto: Pixabay.com)

Im Durchschnitt beträgt die Berufsunfähigkeitsrente (BU-Rente) nur 400 Euro monatlich. Für viele Neurentner ist dies zu wenig, um die Kosten zu decken und den bisherigen Lebensstandard zu halten. Eine zusätzliche Absicherung in Form einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung kann dann helfen, die finanziellen Lücken zu schließen.

Doch es gibt große Unterschiede bei Berufsunfähigkeitsversicherungen, vor allem in Bezug auf die enthaltenen Leistungen und zu zahlenden Beiträge. Je nach Versicherung und Tarif betragen diese Unterschiede bis zu 200 Prozent! Da das Angebot mitunter unübersichtlich ist, lassen Sie sich am besten gründlich beraten, bevor Sie eine Versicherung abschließen!

Wo können Sie sich beraten lassen?

Eine entsprechende Beratung zu Berufsunfähigkeitsversicherungen bieten verschiedene Einzelpersonen sowie Gesellschaften und Organisationen an. Bedenken Sie dabei, dass einige von ihnen Verträge mit Versicherungsunternehmen haben und für die erfolgreiche Vermittlung eine Provision erhalten. Nicht immer ist somit eine unabhängige und neutrale Beratung gewährleistet!

Preis-Leistungs-Vergleiche von Berufsunfähigkeitsversicherungen finden Sie unter anderem hier:

  • Versicherungsberater können für ein oder mehrere Versicherungsunternehmen tätig sein und erhalten häufig eine Provision für ihre Vermittlung. Eine kostenpflichtige Beratung bieten behördlich zugelassene Versicherungsberater an, die keine Provision bekommen.
  • Verbraucherzentralen informieren und beraten ebenfalls zu Berufsunfähigkeitsversicherungen. Dieser Service ist meist kostenpflichtig, Sie werden aber in der Regel unabhängig und individuell beraten, welche Versicherung am besten für Sie geeignet ist.
  • Im Internet finden Sie Preis-Leistungs-Vergleiche von Berufsunfähigkeitsversicherungen auf diversen Vergleichsportalen. Sie müssen sich aktiv durch die Angebote klicken, der Service ist allerdings meist kostenlos. Welche Versicherungen in das Portfolio mit aufgenommen werden, hängt häufig von Verträgen und Provisionen des Portalbetreibers mit den Versicherungsgesellschaften ab.

Wann zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt in der Regel, wenn Sie aufgrund einer Krankheit, einem Unfall oder einer Körperverletzung nicht mehr zu mindestens 50 Prozent in Ihrem zuletzt ausgeübten Beruf tätig sein können. Eine Berufsunfähigkeit liegt dann vor, wenn Sie voraussichtlich sechs Monate lang zu mehr als 50 Prozent berufsunfähig sein werden oder wenn dieser Zeitraum schon verstrichen ist.

Ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung die zusätzliche BU-Rente zahlt, hängt von den Bedingungen und dem „Kleingedruckten“ im Versicherungsvertrag ab. Manche Versicherungen prüfen zum Beispiel, ob Sie mit Ihren Kenntnissen und Fähigkeiten sowie Ihrer Berufserfahrung und Ausbildung trotz Ihrer Einschränkung eine andere Tätigkeit ausüben könnten.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Worauf ist beim Abschluss zu achten?

Wenn Sie beabsichtigen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, sollten Sie auf ein paar Dinge achten.

  • Rechtzeitiger Abschluss: Die Berufsunfähigkeitsversicherung muss abgeschlossen werden, solange Sie gesund und berufsfähig sind. Liegt bei Ihnen bereits eine Berufsunfähigkeit oder eine schwere, fortschreitende Erkrankung vor, wird eine Versicherung Sie nicht mehr aufnehmen.
  • Laufzeit: Die Laufzeit des Vertrags sollte bestenfalls so lange gehen, bis Sie Ihre reguläre Altersrente beziehen (also zum 67. Lebensjahr).
  • Die richtige Höhe der Rente: Rechnen Sie durch, wieviel Geld Sie monatlich benötigen, um Ihre Ausgaben zu decken (z.B. Miete, Lebensmittel, Altersvorsorge etc.). Ein guter Richtwert sind 80 Prozent Ihres Netto-Verdiensts.
  • Ausschluss von Erkrankungen: Achten Sie im Vertrag auf den Ausschluss oder Einschränkungen von bestimmten Erkrankungen oder körperlichen sowie psychischen Problemen. Dies gilt insbesondere für seelische Leiden: So erhalten laut einer Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer Menschen, die aktuell oder früher eine Psychotherapie machen bzw. gemacht haben, häufig keine oder nur eine eingeschränkte Berufsunfähigkeitsversicherung. Manche Versicherungsunternehmen verlangen einen hohen Prämien-Aufschlag als Voraussetzung, dass bestimmte Erkrankungen mitversichert sind. Wägen Sie ab, ob sich dies für Sie lohnt. Bedenken Sie: Psychische Krankheiten sind derzeit die häufigste Ursache für eine Erwerbsunfähigkeit und jede dritte Frührente wird wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund einer solchen Erkrankung gezahlt!
  • Die Versicherungsleistung ist nicht auf ein Land beschränkt. Im Vertrag sollte stehen, dass die Versicherungsleistung weltweit gilt. Falls Sie ins Ausland auswandern sollten und erwerbsunfähig werden, wird Ihre private Berufsunfähigkeitsversicherung trotzdem zahlen.

Beantworten Sie die Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß!

Vor dem Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung müssen Sie einen Antrag ausfüllen und Gesundheitsfragen beantworten, also vor allem, ob und welche Vorerkrankungen Sie haben. Beantworten Sie diese Fragen auf jeden Fall wahrheitsgemäß und vollständig! Andernfalls kann das Versicherungsunternehmen später vom Vertrag zurücktreten. Je nach Klausel im Vertrag, hätten Sie dann im schlechtesten Fall viele Jahre für Ihre Versicherung gezahlt, bekommen das Geld aber nicht zurück. Oder Sie werden berufsunfähig und Ihr Versicherer wird Ihre private BU-Rente nicht zahlen.

Schauen Sie aber, dass das Versicherungsunternehmen darauf verzichtet, den Vertrag zu kündigen oder die Beiträge anzuheben, falls sich später herausstellt, dass Sie ohne Ihr Verschulden Vorerkrankungen nicht angegeben oder versehentlich falsche Angaben zu Ihrer Krankheitsgeschichte gemacht haben.

Übrigens: Die Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen beurteilen die Antworten auf die Gesundheitsfragen unterschiedlich! Hierzu wurden Tests durchgeführt, bei der Personen Anträge bei verschiedenen Versicherungsunternehmen mit identischen Angaben eingereicht haben. Heraus kam, dass sie bei einigen Versicherungsunternehmen abgelehnt wurden, bei anderen einen Risikozuschlag erhielten und bei wiederum anderen Versicherungsgesellschaften einen regulären Vertrag bekamen. Fazit: Vergleichen lohnt sich!

Weitere Informationen

Autor: Redaktion medproduction

Medizinische Qualitätssicherung: Dr. med. Martin Waitz

Datum: Juni 2023

Quellen:

Deutsches Ärzteblatt (DÄ): Berufsunfähigkeitsversicherung: Menschen mit psychischen Vorerkrankungen benachteiligt. https://www.aerzteblatt.de/archiv/67395/Berufsunfaehigkeitsversicherung-Menschen-mit-psychischen-Vorerkrankungen-benachteiligt (Abruf: Juni 2023)

Finanzen.de: Berufsunfähigkeitsversicherung. https://www.finanzen.de/berufsunfaehigkeitsversicherung (Abruf: Juni 2023)

Verbraucherzentrale: Berufsunfähigkeit: Wie Sie sich gegen Verlust des Einkommens absichern. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/weitere-versicherungen/berufsunfaehigkeit-wie-sie-sich-gegen-verlust-des-einkommens-absichern-13931 (Abruf: Juni 2023)