Fatigue-Syndrom

Ursachen: Was sind die Ursachen des Fatigue-Syndroms?

Als Fatigue-Syndrom bezeichnet man einen allgemeinen und andauernden Erschöpfungszustand, der sich durch „normale“ Erholungsmechanismen nicht beheben lässt und der keinen direkten Grund hat, zum Beispiel harte körperliche Arbeit. Die Ursachen liegen in einer Reihe von Krankheiten oder Mangelerscheinungen, als deren Symptom sich das Fatigue-Syndrom äußert. Besonders häufig tritt es als Begleiterscheinung in der Therapie von Krebs auf, wobei der Tumor selbst, aber auch die Tumor-Behandlung als Auslöser des Fatigue-Syndroms infrage kommen.

Die Deutsche Fatigue Gesellschaft nennt folgende mögliche Ursachen für ein Fatigue-Syndrom:

  • Der Tumor beziehungsweise die Tumorerkrankung selbst
  • Begleiterscheinungen und Folgen der Behandlung von Tumoren
  • Hormonmangel
  • Blutarmut (Anämie), auch als Folge der Tumorbehandlung
  • Depressionen
  • Medikamenteneinnahme
  • Organschäden
  • Schlafstörungen
  • Mangelernährung
  • Chronische Infekte
  • Muskelabbau als Folge mangelnder Beanspruchung des Körpers

Beschwerden: Wie äußert sich das Fatigue-Syndrom?

In der englischen Übersetzung bedeutet das Wort „Fatigue“ Erschöpfung, Ermattung oder Ermüdung. Das Fatigue-Syndrom äußert sich in einer chronischen, über das normale Maß hinausgehenden Müdigkeit. Damit einhergehend treten verschiedene Symptome auf, wie etwa allgemeine Lustlosigkeit, Schwäche und wenig Energie. Schlechter Schlaf, Reizbarkeit und Motivationsverlust sind ebenfalls typische Symptome des Fatigue-Syndroms. Reguläre Arten der Erholung, zum Beispiel Schlaf, führen nicht zu einer Verbesserung der Symptome. Auch körperliche Schonung hat keinen Einfluss auf die Beschwerden.

Diagnose: Wie wird das Fatigue-Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose wird beim Fatigue-Syndrom gemeinsam mit dem Arzt gestellt. Dabei kommt es vor allem auch auf die eigene Einschätzung an. Jeder kann die eigene Müdigkeit selbst einschätzen. Tritt sie überproportional und dauerhaft auf, ist der Gang zum Arzt ratsam. Hier gilt es zunächst, die Beschwerden, beziehungsweise das körperliche Befinden, möglichst genau zu beschreiben. Dabei helfen spezielle Fatigue-Fragebögen. Generell geht man vom Fatigue-Syndrom aus, wenn die nachfolgenden Symptome täglich oder fast täglich in zwei aufeinander folgenden Wochen innerhalb des letzten Monats aufgetreten sind:

  • Schwere Erschöpfung
  • Allgemeine Schlappheit, wenig Energie
  • Erhöhtes Ruhebedürfnis trotz gleich bleibender körperlicher Aktivität

Zusätzlich bestehen bei einem Fatique-Syndrom mehrere der folgenden Symptome:

  • Konzentrationsstörungen
  • Schwierigkeiten, die Antriebslosigkeit zu überwinden
  • Beeinträchtigung des Alltags
  • Emotionale Schwankungen
  • Keine Erholung durch Schlaf
  • Schlafprobleme oder erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Körperliche Anstrengungen führen zu längerem Unwohlsein
  • Gestörtes Kurzzeitgedächtnis

Für eine erfolgreiche Therapie ist es wichtig, die genaue Ursache des Fatigue-Syndroms zu bestimmen. Dies sind oftmals körperliche Erkrankungen, deshalb ist im Zweifelsfall eine Ausschlussdiagnose nötig.

Behandlung: Wie kann das Fatigue-Syndrom behandelt werden?

Die Therapie des Fatigue-Syndroms besteht in der Regel aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen. Da die genaue Ursache noch nicht eindeutig geklärt ist, gibt es keine generelle Therapieempfehlung. In erster Linie geht es bei der Behandlung darum, die Lebensqualität zu verbessern. Dazu ist es ratsam, die Therapie individuell abzustimmen, da mögliche Behandlungsformen bei jedem anders wirken. Häufig mindern sich die Beschwerden bei Behandlung der eigentlichen Ursache.

Der häufigste Auslöser des Fatigue-Syndroms ist die Tumorbehandlung. Strahlentherapie und Chemotherapie zerstören nicht nur die Tumor-, sondern auch gesunde Körperzellen. Dies führt zu einem geringen Anteil an weißen Blutkörperchen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut. Es kommt zu Abwehrschwäche und einer Sauerstoff-Unterversorgung des Körpers. Die Symptome des Fatigue-Syndroms – allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Erschöpfung – sind die Folge. Die Blutarmut (Anämie) lässt sich mit der Transfusion von roten Blutkörperchen behandeln. Allerdings birgt diese Behandlung auch die Gefahr von Nebenwirkungen wie Infektionen. In einigen Fällen verschreibt der Arzt Hormone (Erythropoetin), welche die Bildung der roten Blutkörperchen anregen. Diese Behandlung kann jedoch nur parallel zu einer Chemo- oder Strahlentherapie angewendet werden. In vielen Fällen bessern sich die Symptome des Fatigue-Syndroms einige Wochen nach Ende der Tumorbehandlung.

Sind andere organische Ursachen oder Stoffwechsel- und damit Hormonstörungen die Ursache des Fatigue-Syndroms, empfiehlt sich die medikamentöse Behandlung. Sind Medikamente Grund für das Fatigue-Syndrom, ist ein Absetzen ratsam. Weiterhin verbessert körperliche Bewegung die Beschwerden. Eine psychotherapeutische Begleitung ist in jedem Fall sinnvoll, da insbesondere verhaltenstherapeutische Maßnahmen zu einer Verbesserung beitragen. Wichtig ist, sich im Rahmen einer Tumor-Behandlung immer wieder bewusst zu machen, dass das Auftreten des Fatigue-Syndroms keine Verschlechterung des Gesundheitszustands bedeutet, sondern lediglich eine Begleiterscheinung ist.

Prognose: Wie ist die Prognose des Fatigue-Syndroms?

Tritt das Fatigue-Syndrom im Rahmen einer Tumorbehandlung auf, bessern sich die Symptome in der Regel einige Wochen, spätestens einige Monate nach dem Ende der Therapie. Da das Fatigue-Syndrom zum Teil erhebliche Auswirkungen auf den Alltag haben kann, ist es ratsam, die zur Verfügung stehende Energie sinnvoll einzuteilen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, sich der Erschöpfung nicht hinzugeben und den Körper nicht zu sehr zu unterfordern, da er sonst noch mehr abbaut.

Vorbeugung: Wie kann man dem Fatigue-Syndrom vorbeugen?

Da das Fatigue-Syndrom als Begleiterscheinung von Krankheiten, vor allem von Tumoren, auftritt, ist es schwierig, ihm vorzubeugen. Eine gesunde Lebensweise und vor allem körperliche Bewegung wirken sich aber positiv auf den Verlauf aus.

Weitere Informationen

Buch-Tipps:
Diese Bücher können Sie direkt bei Amazon bestellen (Anzeige):

Autor: Karin Wunder, Dr. med. M. Waitz
medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2017
Quellen:
Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom e.V.: www.fatigatio.de (Abruf: 10/2017)
Deutsche Krebshilfe: Fatigue. Chronische Müdigkeit bei Krebs. www.krebshilfe.de (Abruf: 10/2017)
Deutsche Fatigue Gesellschaft e.V.: www.deutsche-fatigue-gesellschaft.de (Abruf: 10/2017)
Dorfmüller, M.: Psychoonkologie. Urban und Fischer, München 2009