Wellnessurlaub in Österreich: Von der Sommerfrische zum Vitalurlaub mit Mehrwert

Galten Pauschalreisen in die Sonne in den 70ern noch als das Urlaubserlebnis schlechthin, geht der Trend heute zu Urlaub mit Mehrwert für Körper, Geist und Seele.

Galten Pauschalreisen in die Sonne in den 70ern noch als das Urlaubserlebnis schlechthin, geht der Trend heute zu Urlaub mit Mehrwert für Körper, Geist und Seele. Eine beliebte Entspannungsregion ist Österreich. Hier gibt es nicht nur eine hohe Dichte an Wellness- bzw. Vital-Hotels jeglicher Art, sondern auch abwechslungsreiche Natur für die verschiedensten sportlichen Aktivitäten.

Der Wecker klingelt immer zu früh, die Kinder trödeln, die Bahn kommt wieder zu spät. Im Job wartet eine stressige Präsentation, abends wollen Kontakte genauso gepflegt werden wie Hobbies, dazu warten Oma und Opa schon länger mal wieder auf einen Besuch. Puh! Wer sehnt sich da nicht nach einer Auszeit!

Die meisten Menschen erhoffen sich vom Urlaub, der schönsten Zeit des Jahres, die ersehnte Auszeit vom oft stressigen Alltag. Und schon immer war dieser Wunsch mit einem Ortswechsel verbunden: Beim Adel der Antike war im Sommer das Übersiedeln vom Quartier in der Stadt auf den Landsitz üblich, zunächst, um dort die Landwirtschaft zu betreuen und auch, um den teils bedenklichen hygienischen Bedingungen der Stadt in den warmen Monaten zu entkommen. „Erholung“ beziehungsweise Abwechslung gab es dann im Winter in der Stadt: Die Landwirtschaft ruhte und man konnte den gesellschaftlichen Ereignissen frönen. Auch im Mittelalter wechselten Adelige vom winterlichen Stadtpalais (Winterschloss) in die Sommerresidenz. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert setzte sich diese Gepflogenheit unter Aristokratie und gehobenem Bürgertum fort – wer es sich leisten konnte, ging in die „Sommerfrische“ und bezog dabei entweder den eigenen Sommersitz oder quartierte sich in Gasthäusern oder Privatquartieren ein. Hier nahm der Tourismus mit Baden an Seen, Wandern oder Bergsteigen sowie einer Vielzahl an lokalen Unterhaltungsangeboten seinen Anfang.

Sinnsuche statt Sonnenbaden

Mit der Eisenbahn wurde es möglich, auch für kürzere Zeiträume den Standort zu wechseln und eine Erholungsreise zu machen. Als „Erfinder“ der ersten im größeren Stil durchgeführten Urlaubsreisen gilt bis heute Thomas Cook, der 1841 die erste Eisenbahnreise für 570 erlebnishungrige Engländer organisierte – Schnittchen, Tee und Blasmusik inklusive. Vorträge über die Übel des Rauchens und Trinkens rundeten das Angebot ab und können heute wohl als Wurzel des Wellness betrachtet werden. Bis heute ist Thomas Cook Namensgeber des zweitgrößten deutschen Reiseveranstalters, er hat den Tourismus für den wohlhabenden Teil der Bevölkerung kommerzialisiert. An seinem Prinzip der Pauschalreise, in der Transport, Unterkunft, Versorgung und Vergnügen für eine Gruppe organisiert sind, hat sich bis heute nicht viel verändert. In den 70er Jahren ist der Pauschaltourismus mit immer erschwinglicheren Flügen zum Massenphänomen geworden.

Am Strand liegen und abends essen gehen galt lange Zeit als Inbegriff der Erholung. Wer sich um gar nichts selber kümmern will, wählt heute All inclusive. Doch vielen reicht das heute nicht mehr aus. Der Urlaub folgt ähnlichen gesellschaftlichen Trends, die sich auch im Alltag breit machen: Sinnstiftend, nachhaltig und erholsam für Körper, Geist und Seele soll auch der Urlaub sein. So ist es nicht verwunderlich, dass die Anzahl an Wellness- bzw. Vital-Urlauben immer weiter steigt – das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts genauso wie des Deutschen Wellnessverbands und der Gesellschaft für Konsumforschung: Bei einer GFK-Umfrage im Juli 2017 unter rund 2.000 Personen ab 14 Jahren wurde unter anderem danach gefragt, welche Urlaubsmodelle ihrer Meinung nach hierzulande im Trend liegen, welche sie persönlich attraktiv finden und für welche Urlaubsarten sie sich in den vergangenen fünf Jahren tatsächlich schon einmal entschieden haben.

Dabei landeten Wellness- bzw. Vital-Urlaube auf Platz 2 – direkt nach All-inclusive-Urlauben.

Einen der fünf Wellness- und Spa-Trends für 2018 sieht der Deutsche Wellness Verband in Mindful Fitness, Healthy Eating und Sustainable Life: Immer mehr Erholungssuchende wollen im Urlaub aktiv sein, den Körper entgiften, ein strahlendes Äußeres wiedererlangen und sich auch mental erholen.

„Sommerfrischen“ in Österreich ist Tradition

Ob Ayurveda in Indien oder Yoga in Thailand, ob Kosmetikanwendungen, Thermal- oder Schlammbäder, ob Bio- oder Slow-Food, Bergsteigen, Slow Jogging oder Mindful Fitness – jede Generation hat ihre eigenen Bedürfnisse und jedes Land und jede Region seine eigenen Reize und Angebote. Wer auch die Natur genießen möchte, ist beispielsweise in Österreich gut aufgehoben – schon im Fin de Siècle fuhr man gerne dorthin. Bekannte österreichische „Sommerfrischen“ waren etwa das Salzkammergut, die Regionen um Semmering und Rax oder das oststeirische Joglland. In der Gründerzeit kamen Badeorte wie Bad Gastein, Bad Fusch oder das sogenannte Steirische Thermenland hinzu, wohingegen der österreichische Alpenraum erst durch die Automobilisierung und den Ausbau von Gebirgsstraßen erschlossen wurde. Der Wienerwald und das Kremstal galten und gelten auch heute noch als Wiener Naherholungsräume. Mit gutem Grund: Die abwechslungsreiche Natur mit Bergen, Tälern, Seen, Flüssen und Wäldern bietet perfekte Bedingungen für eine gelungene Auszeit und den idealen Standort für Wellness- und Vital-Hotels.

 

Weitere Informationen

Autor: Andrea Böttcher 
Datum der letzten Aktualisierung:
 April 2020
Quellen: Deutscher Wellnessverband: Fünf Wellness und Spa-Trends für 2018, https://www.wellnessverband.de/download/pressemeldungen/wellness_spa_trends_2018.pdf?m=1519837963.