Pflegekräfte aus Polen – was Sie wissen müssen

Viele Pflegekräfte aus Polen kümmern sich um pflegebedürftige Menschen in Deutschland.

Viele Pflegekräfte aus Polen kümmern sich um pflegebedürftige Menschen in Deutschland. Dies ist grundsätzlich problemlos möglich, denn sowohl Polen als auch Deutschland sind Staaten, die der Europäischen Union (EU) angehören. Hier gelten die Dienstleistungsfreiheit und die Arbeitnehmer-Freizügigkeit, die es ermöglichen, dass polnische Pflegekräfte in Deutschland arbeiten dürfen. Doch es gibt einige Punkte, die Sie beachten müssen, wenn Sie eine polnische Pflegekraft für sich oder einen pflegebedürftigen Angehörigen legal und seriös beschäftigen möchten.

Pflegekräfte aus osteuropäischen Ländern wie Polen sind in Deutschland sehr beliebt – nicht zuletzt, weil die Kosten in der Regel deutlich günstiger sind als für deutsches Pflegepersonal. Doch es ist wichtig, auf einige Dinge zu achten, damit die Beschäftigung auch ordnungsgemäß und gesetzeskonform abläuft. Wenn die Pflegerin oder der Pfleger in Polen einen Gewerbeschein besitzt oder bei einer Firma in Polen fest angestellt ist, kann sie bzw. er in Deutschland legal arbeiten. Es gibt zwei Möglichkeiten, eine polnische Pflegekraft zu beschäftigen: Sie können die Person entweder direkt anstellen oder Sie wenden sich an eine Agentur, die die Vermittlung und die Anstellung der Pflegekraft für Sie übernimmt. Wichtig beim letzten Punkt ist, darauf zu achten, dass es sich um eine seriöse Vermittlungsagentur handelt, denn es gibt auch schwarze Schafe auf dem Markt.

Wie läuft die Vermittlung über eine Agentur ab?

Viele Pflegekräfte aus Polen werden von Agenturen nach Deutschland vermittelt. Diese Agenturen haben sich meist auf Pflegepersonal aus Osteuropa spezialisiert und werben häufig mit einer „24-Stunden-Betreuung“, die neben der Pflege auch die Hilfe im Haushalt mit einbezieht. Die Vermittlungsagentur arbeitet in der Regel mit einer in dem jeweiligen osteuropäischen Land ansässigen Firma zusammen. Diese stellt die Pflegekraft vor Ort ein und schickt sie dann zu der pflegebedürftigen Person nach Deutschland. Wenn Sie mit einer Vermittlungsagentur zusammenarbeiten, schließen Sie meist zwei Verträge ab: einen mit der Vermittlungsagentur und einen weiteren Vertrag mit der Firma in Polen.

Wie erkenne ich eine seriöse Vermittlungsagentur?

Falls Sie beabsichtigen, eine Pflegekraft aus Polen über eine Agentur zu beschäftigen, lassen Sie sich die Leistungen und Kosten genau erläutern. Lesen Sie sich gründlich den Vertrag bzw. die Verträge durch und lassen Sie sie gegebenenfalls durch einen Juristen prüfen. Die Firma in Polen sollte im Vertrag zusichern, dass sie alle geltenden Gesetze eingehalten hat. Außerdem sollte die Firma bei grober Fahrlässigkeit haften. Erkundigen Sie sich auch, ob die Qualität der Vermittlungsagentur getestet wurde. So ergab zum Beispiel eine Studie der Stiftung Warentest unter 13 in Deutschland tätigen Vermittlungsagenturen ein gemischtes Ergebnis in puncto Service, Beratung und rechtliche Aspekte.

Eine gute Vermittlungsagentur zeichnet aus, dass sie Sie gründlich und ausführlich aufklärt und berät und Ihnen überdies für Ihre Fragen zur Verfügung steht. Sie vermittelt Ihnen eine polnische Pflegekraft, die zu den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person passt. Sie müssen sich von der Agentur auf jeden Fall eine sogenannte A1-Bescheinigung zeigen lassen. Dieses Dokument bescheinigt, dass die Sozialversicherungsbeiträge Ihrer polnischen Pflegekraft in deren Heimatland bezahlt wurden. Dies ist wichtig, falls eine Kontrolle auf Schwarzarbeit erfolgen sollte.

Was macht die polnische Pflegekraft – und was nicht?

Die meisten Pflegekräfte aus Polen sind keine ausgebildeten Alten- oder Krankenpfleger. Deshalb beschränken sich ihre Aufgaben meist auf die Grundpflege des Pflegebedürftigen, wie die Hilfe beim Essen, Waschen sowie An- und Ausziehen. Darüber hinaus kümmern sich die polnischen Pflegekräfte um den Haushalt und erledigen Aufgaben wie Kochen, Putzen und Einkaufen. Medizinische Pflegeaufgaben, wie Verbandswechsel, Wundpflege, Spritzen- oder Medikamentengabe, müssen hingegen von einer examinierten Alten- oder Krankenpflegekraft vorgenommen werden. Deshalb ist es oft sinnvoll, dass die polnische Pflegekraft von einem ambulanten Pflegedienst unterstützt wird.

Bei einer 24-Stunden-Betreuung zieht die polnische Pflegekraft in der Regel bei der pflegebedürftigen Person ein. Hierfür ist es wichtig, dass ein gutes Verhältnis zwischen den beiden besteht. Laut Arbeitsrecht darf die Pflegekraft maximal 48 Stunden pro Woche arbeiten und benötigt mindestens elf Stunden Ruhezeit zwischen ihren Arbeitseinsätzen. Zusätzlich steht ihr ein freier Tag pro Woche zu. In dieser Zeit muss sich jemand anderes um den Pflegebedürftigen kümmern, zum Beispiel ein Angehöriger oder ein mobiler Pflegedienst.

Polnische Pflegekraft – wie hoch sind die Kosten?

Die Kosten für eine Pflegekraft aus einem osteuropäischen Land wie Polen sind deutlich geringer als die Kosten für eine Pflege aus Deutschland. Würde eine 24-Stunden-Betreuung durch deutsches Personal erfolgen, müssten Sie mit Kosten bis zu fast 20.000 Euro pro Monat rechnen – das ist für die meisten Menschen unbezahlbar. Auch für polnische Pflegekräfte gilt der Mindestlohn, er ist aber wesentlich geringer als in Deutschland.

Die Kosten für eine Pflegekraft aus Polen hängen unter anderem von der Qualifikation und den Deutschkenntnissen der Person ab. Die Stiftung Warentest beziffert die Kosten laut einer Untersuchung auf etwa 1.500 bis 3.400 Euro pro Monat. Zusätzlich fallen Kosten für die Unterkunft, die Verpflegung sowie für die An- und Abreise der Pflegekraft an. Die deutsche Pflegekasse beteiligt sich normalerweise nicht an diesen Kosten – falls die Pflegebedürftigkeit jedoch anerkannt ist, kann man das Pflegegeld für die Betreuung durch die polnische Pflegekraft einsetzen. Dies sind, je nach Pflegestufe, zwischen etwa 300 und 900 Euro monatlich. Einen Teil der Kosten kann man außerdem steuerlich absetzen.

Weitere Informationen

Autor: Redaktion medproduction, www.medproduction.de
Medizinische Qualitätssicherung: Dr. med. Martin Waitz
Datum der letzten Aktualisierung: September 2021
Quellen:
Bundesministerium für Gesundheit: Online-Ratgeber Pflege. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-pflege.html (Abruf: September 2021)
FOCUS: Helferinnen aus Osteuropa: Wie finde ich die beste Pflege für meine Eltern? https://www.focus.de/finanzen/versicherungen/pflegeversicherung/ausufernde-pflegekosten-wie-finde-ich-die-beste-pflegerin-fuer-meine-eltern_id_7857558.html (September 2021)
Verbraucherzentrale: Hilfe bei der Pflege zu Hause: Leistungen der Pflegekasse kombinieren. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/pflege-zu-hause/hilfe-bei-der-pflege-zu-hause-leistungen-der-pflegekasse-kombinieren-41653 (September 2021)