Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom)

Ursachen: Was sind die Ursachen von Schilddrüsenkrebs?

Schilddrüsenkrebs ist ein bösartiger Tumor der Schilddrüse, der selten vorkommt: Rund 7.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich daran. Frauen sind deutlich häufiger betroffen. Schilddrüsenkrebs kann in jedem Alter auftreten, kommt aber am häufigsten zwischen dem vierten und fünften Lebensjahrzehnt vor. Die Ursachen von Schilddrüsenkrebs sind weitestgehend unbekannt. Bestimmte Faktoren begünstigen jedoch die Entstehung von Schilddrüsenkarzinomen:

  • Röntgen-Bestrahlungen im Bereich der Schilddrüse in Kindheit und Jugend
  • Schilddrüsenkropf (Struma) über einen längeren Zeitraum
  • Jodmangel, da dieser zur Bildung des Schilddrüsenkropfs führen kann
  • „Kalte Knoten“ in der Schilddrüse, in denen die Hormonproduktion vermindert ist
  • Erblich bedingte Veränderungen der Schilddrüse

Je nachdem, in welchem Gewebe sich der Schilddrüsenkrebs bildet, unterscheidet man verschiedene Formen. Mit einer Häufigkeit von 70 bis 80 Prozent treten differenzierte Karzinome auf, seltener kommen medulläre und undifferenzierte Karzinome vor. Undifferenzierte Karzinome betreffen hauptsächlich die Altersgruppen ab 50 Jahre, während alle anderen Formen von Schilddrüsenkrebs in sämtlichen Altersstufen auftreten. Einige Tumorformen sind genetisch veranlagt beziehungsweise erblich bedingt, vor allem das medulläre Karzinom.

Beschwerden: Wie äußert sich Schilddrüsenkrebs?

Die Symptome von Schilddrüsenkrebs äußern sich meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium – wenn der Tumor bereits so groß ist, dass er auf Luft- und Speiseröhre drückt. Bei Entwicklung eines Kropfs ist der Gang zum Arzt generell ratsam, insbesondere, wenn er sich relativ schnell innerhalb weniger Wochen entwickelt. Auch Vergrößerungen der Lymphknoten am Hals können eindeutige Hinweise auf eine Störung der Schilddrüse sein. Besteht ein Druckgefühl am Hals oder verschlechtert sich die Luftzufuhr, ist ein Arztbesuch ebenfalls dringend ratsam, ebenso wenn Schluckbeschwerden und Hustenreiz entstehen.

Im fortgeschrittenen Stadium von Schilddrüsenkrebs tritt zusätzlich Heiserkeit als Folge einer Stimmbandlähmung auf. Bei familiär bedingtem erhöhtem Schilddrüsenkrebs-Risiko sind regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen sinnvoll. Wird der Tumor in einem sehr frühen Stadium – noch vor dem Auftreten von Symptomen – entdeckt, bestehen sehr gute Heilungschancen.

Diagnose: Wie wird Schilddrüsenkrebs diagnostiziert?

Die Diagnose von Schilddrüsenkrebs beginnt zunächst mit einer Besprechung der Krankengeschichte (Anamnese). Im Anschluss daran tastet der Arzt Hals, Schilddrüse und Lymphknoten ab. Auf diese Weise lassen sich bereits Größe, Konsistenz und eventuelle Knoten in der Schilddrüse erkennen.

Weitere mögliche Untersuchungen beim Verdacht auf Schilddrüsenkrebs sind:

  • Ultraschall-Untersuchung (Sonografie): Lage und Größe der Schilddrüse sowie Gewebeveränderungen und Knoten lassen sich bei der Ultraschall-Untersuchung erkennen.
  • Blut-Untersuchungen: Die Blutwerte geben unter anderem Aufschluss über die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin), T4 (Thyroxin), Kalzitonin sowie über die Kalziumkonzentration.
  • Röntgen-Aufnahme: Mithilfe einer Röntgen-Aufnahme (und gegebenenfalls weiterer bildgebender Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT)) lässt sich die Ausdehnung des Schilddrüsenkarzinoms gut darstellen; auch zeigt sich auf den Bildern, inwieweit umgebende Bereiche beeinträchtigt sind.
  • Szintigrafie: Bei der Szintigrafie kann die Schilddrüse mittels radioaktiver Jodersatzstoffe, die sich in der Schilddrüse anreichern, bildlich dargestellt werden. Anschließende Aufnahmen geben so Hinweise auf Tumoren und „kalte Knoten“, die nur sehr vermindert Jod aufnehmen und verdächtig auf Schilddrüsenkrebs sind.
  • Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie): Im fortgeschrittenen Stadium von Schilddrüsenkrebs sind häufig die Stimmbänder gelähmt (Heiserkeit). Eine Kehlkopfspiegelung kann sinnvoll sein, um die Ausdehnung des Tumors zu beurteilen.
  • Feinnadelbiopsie: Zur Abklärung von verdächtigen Regionen aus der Schilddrüse eignet sich die Feinnadelbiopsie: Dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Nadel Gewebe und lässt dieses anschließend von einem Gewebespezialisten (Pathologe) mikroskopisch untersuchen.

Behandlung: Wie kann Schilddrüsenkrebs behandelt werden?

Im Mittelpunkt der Therapie von Schilddrüsenkrebs steht die Operation. Häufig wird dabei die gesamte Schilddrüse und eventuell befallene Lymphknoten entfernt. Nur in sehr frühen, eher seltenen Fällen, oder bei einer Tumorgröße von unter einem Zentimeter ist dies nicht unbedingt erforderlich. Da die Schilddrüse für die Produktion der Schilddrüsenhormone verantwortlich ist, entsteht damit eine lebenslange Unterfunktion, die sich durch Hormonersatzmedikamente ausgleichen lässt.

Die Radiojodtherapie soll Schilddrüsenreste nach der Operation entfernen. Injiziertes Radiojod wird dabei von den verbliebenen Teilen der Schilddrüse gespeichert. Die Strahlung des radioaktiven Jods zerstört anschließend das Schilddrüsengewebe – auch eventuell noch vorhandene Krebszellen. Eine herkömmliche Strahlentherapie stoppt die Zellteilung des Gewebes. Sie ist insbesondere dann nötig, wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte, beziehungsweise wenn er zuvor nicht operativ entfernt wurde. Die Chemotherapie spielt bei der Behandlung von Schilddrüsenkrebs eher eine untergeordnete Rolle.

Prognose: Wie ist die Prognose von Schilddrüsenkrebs?

Je früher Schilddrüsenkrebs diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Wird ein Schilddrüsenkarzinom rechtzeitig erkannt, ist die Prognose gut. Als Todesursache ist Schilddrüsenkrebs selten.

Im Anschluss an die Behandlung von Schilddrüsenkrebs ist die Nachsorge wichtig. Da in den meisten Fällen die Schilddrüse operativ entfernt wurde, müssen die Hormonersatz-Medikamente richtig eingestellt werden. Hierzu sind regelmäßige Untersuchungen beim Arzt notwendig.

Vorbeugung: Wie kann man Schilddrüsenkrebs vorbeugen?

Da die genauen Ursachen von Schilddrüsenkrebs bislang nicht eindeutig geklärt sind, gibt es keine einheitliche Vorbeugungsempfehlung. Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und körperlicher Bewegung sowie der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss sind generell empfehlenswert. Zudem ist es ratsam, auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten, täglich etwa zwischen 180 und 200 Mikrogramm. Jodiertes Speisesalz und Seefisch enthalten viel Jod, das die Schilddrüse verwerten kann. Bei Schilddrüsenkrebs in der Familie sind regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen ratsam.


Weitere Informationen


Web-Tipps:

Bundesweites Selbsthilfe-Forum Schilddrüsenkrebs: www.sd-krebs.de
Deutsches Krebsforschungszentrum: www.krebsinformation.de
Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de
Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de


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Datum der letzten Aktualisierung: November 2017
Quellen:
Deutsche Krebsgesellschaft: Schilddrüsenkrebs, Schilddrüsenkarzinom. www.krebsgesellschaft.de (Abruf: 11/2017)
Deutsche Krebshilfe: Krebs der Schilddrüse. www.krebshilfe.de (Abruf: 11/2017)
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Leischner, H.: Basics Onkologie. Urban & Fischer, München 2013
Marischler, C.: Basics Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2017
Robert Koch-Institut: www.rki.de (Abruf: 11/2017)