Zwänge

Ursachen: Was sind die Ursachen von Zwängen?

Zwänge (Zwangsstörungen) sind Ideen, Impulse oder Handlungen, die sich ständig wiederholen. Sie werden als unangenehm empfunden und auch als sinnlos erkannt, können jedoch nicht abgestellt werden. Treten Zwänge regelmäßig über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen auf, handelt es sich um eine Erkrankung. Meistens entwickeln sich Zwangsstörungen bereits in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter.

Die Ursachen von Zwängen konnten bislang noch nicht eindeutig geklärt werden, vieles spricht aber dafür, dass bei der Entstehung von Zwängen mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Dafür kommen sowohl psychische als auch organische Gründe in Frage. So sind bestimmte Hirnareale bei einer Zwangsstörung besonders aktiv und ein bestimmter Botenstoff im Gehirn erniedrigt (Serotonin). Nicht selten zeigen Betroffene begleitend zu den Zwängen andere psychische Erkrankungen oder Symptome, vor allem Depressionen, Panikstörungen und soziale Phobien.

Beschwerden: Wie äußern sich Zwänge?

Gekennzeichnet sind Zwänge vor allem dadurch, dass bestimmte Vorgänge in Form von Gedanken oder als Handlung ständig wiederkehren. Diese Zwänge sind unangenehm, deshalb kommt immer wieder Widerstand auf, der aber nicht von Dauer ist. Es werden drei verschiedene Arten von Zwängen unterschieden:

  • Zwangsgedanken (Zwangsideen): Bestimmte Gedanken kommen immer wieder auf, obwohl sie als sinnlos oder belastend empfunden werden.
  • Zwangsimpulse: Obwohl ein innerer Widerstand besteht, tritt ständig ein Impuls ein, bestimmte Handlungen durchzuführen.
  • Zwangshandlungen: Handlungen, die aufgrund von Zwangsideen und Zwangsimpulsen in ständiger Wiederholung durchgeführt werden müssen und als höchst unangenehm empfunden werden. Die häufigsten Arten von Zwangshandlungen sind Reinigungs- und Waschzwänge sowie Kontrollzwänge.

Diagnose: Wie werden Zwänge diagnostiziert?

Bestehen Zwänge seit mindestens zwei Wochen und treten sie an den meisten Tagen auf, lassen sie sich schon aufgrund der Symptome diagnostizieren. Nach den Diagnosekriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Zwänge dadurch gekennzeichnet, dass zwar ständiger Widerstand gegen sie besteht, dieser aber nur selten und kurzfristig Erfolg hat. Die ständig gleichen Ideen, Impulse oder Handlung werden als sinnlos oder übertrieben erkannt. Außerdem beeinflussen die Zwänge zunehmend den Alltag.

Zur Diagnose einer Zwangsstörung stellt der Arzt dem Betroffenen daher zuerst allgemeine und später speziellere Fragen, zum Beispiel zum Wasch- und Kontrollverhalten, aber auch bezüglich seiner Gedanken und Gefühle. Für eine erste Einschätzung sind bestimmte Fragebögen hilfreich. Auch versucht der Arzt, den genauen Verlauf der Erkrankung herauszufinden – oft ergeben sich so Hinweise auf mögliche Auslöser. In manchen Fällen befragt er zur Einschätzung der Krankheit auch enge Angehörige des Betroffenen.

Besteht Verdacht auf eine andere Erkrankung oder entwickeln sich die Zwänge erst nach dem 50. Lebensjahr, werden eventuell weitere Untersuchungen des Gehirns durchgeführt (z.B. Computertomografie oder Magnet-Resonanz-Tomografie).

Behandlung: Wie können Zwänge behandelt werden?

Liegen organische Ursachen für die Zwänge vor, müssen diese zunächst ursächlich behandelt werden. Zur Behandlung der Zwänge selbst empfehlen sich Medikamente und eine Psychotherapie. Die Therapie erfolgt je nach Schwere der Erkrankung ambulant oder stationär, z.B. auf einer psychosomatischen Station im Krankenhaus oder in einer speziellen Klinik. Besonders die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich bei Menschen mit Zwängen als hilfreiche psychotherapeutische Maßnahme erwiesen.

Als Medikamente bieten sich sogenannte Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) an, wie sie bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. In manchen Fällen können auch andere Antidepressiva (z.B. Clomipramin) hilfreich sein. In schweren Fällen, oder wenn nach etwa zehn bis zwölf Wochen keine Besserung der Symptome eintritt, können auch atypische Neuroleptika helfen.

Prognose: Wie ist die Prognose von Zwängen?

Werden Zwänge nicht behandelt, verstärken sie sich normalerweise und beeinträchtigen den Alltag massiv. Deshalb ist es ratsam, bei den typischen Symptomen einen Arzt aufzusuchen. Wegen der relativ hohen Rückfallquote nach Absetzen der Medikamente empfiehlt sich eine weitere psychotherapeutische Begleitung. Bei acht von zehn Betroffenen bessern sich bei entsprechender Behandlung verschiedene Symptome langfristig, jedoch ist es in vielen Fällen sehr schwierig, die Erkrankung gänzlich zu überwinden.

Vorbeugung: Wie kann man Zwängen vorbeugen?

Da die Ursachen für Zwänge nicht eindeutig geklärt sind, gibt es auch keine allgemeine Vorbeugungsempfehlung. Ein frühzeitiger Therapiebeginn ist die beste Voraussetzung für einen positiven Verlauf der Erkrankung.

Weitere Informationen

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Autor: Karin Wunder, Dr. med. M. Waitz
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Datum der letzten Aktualisierung: April 2020
Aktualisiert durch: Dr. P. Zimmermann
Quellen:
Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de (Abruf: 04/2020)
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): Zwangsstörungen. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 038/017 (Stand: 05/2013)
Möller, H.J. et al.: Duale Reihe – Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart, 2013
Schweizerische Gesellschaft für Zwangsstörungen: www.zwaenge.ch (Abruf: 04/2020)