Diagnose „Diabetes“ – Welche Diabetes-Typen gibt es?

Sie oder Ihr Kind haben die Diagnose „Diabetes“ erhalten. Was bedeutet das genau? Diabetes mellitus – umgangssprachlich besser bekannt als „Zuckerkrankheit“ – bedeutet übersetzt soviel wie „Honigsüßer Durchfluss“. Diese Bezeichnung lässt uns eher ans Schlaraffenland denken als an eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen. Sie beschreibt das Hauptsymptom: die Ausscheidung von Zucker im Urin. Grund dafür ist, dass bei Diabetes mellitus der Blutzucker-Spiegel aufgrund verschiedener Ursachen chronisch erhöht ist (Hyperglykämie).

In der Antike wurde die Diagnose durch eine Geschmacksprobe des Urins gestellt, da der Harn einen zuckersüßlichen Geschmack aufweist. Dieses Diagnoseverfahren ist zum Glück überholt. Um einen Diabetes festzustellen, ziehen die Ärzte heutzutage verschiedene Verfahren heran: Messung des Zuckergehalts im Blut, Zuckerbelastungstest (Oraler Glukose-Toleranz-Test), Untersuchung des Urins oder ein Antikörper-Test.

Sicherlich hören Sie immer noch Bezeichnungen wie „Jugenddiabetes“ für den Typ-1-Diabetes oder „Altersdiabetes“ für den Typ-2-Diabetes. Diese sind jedoch veraltet und entsprechen nicht mehr dem Stand der Wissenschaft. Inzwischen teilen Mediziner die Erkrankung je nach Ursache in vier Kategorien ein; die beiden Haupttypen sind Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes.

Typ-1-Diabetes (Diabetes mellitus Typ 1, insulinabhängiger Diabetes)

Typ-1-Diabetes tritt meistens schon im Kindes- und Jugendalter auf und wurde daher früher auch als „Juveniler Diabetes” oder „Jugenddiabetes” bezeichnet. Dem Typ-1-Diabetes liegt ein absoluter Mangel an Insulin, einem in der Bauchspeicheldrüse produzierten Hormon, das den Blutzucker-Spiegel senkt, zugrunde. Ursache kann eine so genannte Autoimmunerkrankung sein, bei der die Insulin-produzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden.

Diabetes mellitus Typ 1 macht sich meist sehr plötzlich bemerkbar: Typische Anzeichen sind chronische Müdigkeit, allgemeine Abgeschlagenheit und Gewichtsabnahme sowie krankhaft gesteigerter Durst, erhöhter Harndrang und vermehrtes Wasserlassen. Die Diagnose erfolgt in erster Linie durch Blut- und Urin-Untersuchungen. Grundlage der Diabetes-Therapie ist eine umfassende Patientenschulung. Typ-1-Diabetiker müssen mehrmals am Tag ihren Blutzucker messen, auf ihre Ernährung achten und sind in jedem Fall auf Insulin angewiesen (Insulin-Pflicht).

Typ-2-Diabetes (Diabetes mellitus Typ 2)

Typ-2-Diabetes tritt meistens im fortgeschrittenen Alter auf und wurde daher früher auch als „Altersdiabetes” bezeichnet. Doch erkranken schließlich immer mehr Jugendliche und sogar Kinder an Diabetes mellitus Typ 2. Dem Typ-2-Diabetes liegt meist eine so genannte Insulin-Resistenz zugrunde, was bedeutet, dass das Insulin nicht an den Zellen wirken kann.

Zu den Ursachen des Typ-2-Diabetes zählt neben einer erblichen (genetischen) Veranlagung vor allem eine ungesunde Lebensweise: Die Mehrzahl der Typ-2-Diabetiker ist übergewichtig, und die Fettsucht (Adipositas), bedingt durch mangelnde Bewegung, fett- und zuckerreiche Ernährung sowie Fettstoffwechsel-Störungen, gilt als größter Risikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2. Die Symptome entwickeln sich meist langsam und schleichend: Die typischen Anzeichen wie chronische Müdigkeit, allgemeine Abgeschlagenheit, gesteigerter Durst und vermehrtes Wasserlassen sind bei Typ-2-Diabetes nicht so ausgeprägt wie bei Diabetes mellitus Typ 1.

Diabetes mellitus kann zu schweren Folgeschäden wie Durchblutungsstörungen, Augenschäden, Nierenerkrankungen und Fußproblemen führen. Grundlage der Therapie des Typ-2-Diabetes ist, wie beim Typ-1-Diabetes, eine umfassende Patientenschulung. Diabetiker müssen mehrmals am Tag ihren Blutzucker messen und auf ihre Ernährung achten.

Typ-2-Diabetiker können ihre Krankheit häufig durch eine Veränderung der Ernährung und eine gesündere Lebensweise mit viel Bewegung und Gewichtsnormalisierung in den Griff bekommen. Falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, müssen sie zusätzlich blutzuckersenkende Tabletten einnehmen (orale Antidiabetika) oder Insulin spritzen.

Weitere Diabetes-Typen

Neben diesen beiden Haupttypen gibt es den Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Dies ist eine Diabetes-Form, die während der Schwangerschaft auftritt und unmittelbar nach der Geburt wieder so plötzlich verschwindet wie sie gekommen ist. Risikofaktoren sind Übergewicht, erbliche Vorbelastung sowie ein Alter der Schwangeren über 30 Jahre.

Diabetes durch hormonelle Störungen, durch Chemikalien (Drogen, Gifte), durch Infektionen, durch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder aufgrund genetischer Defekte sind weitere, seltene Diabetes-Typen.

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Weitere Informationen

Autor: Dr. med. M. Waitz
medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum: April 2010
Letzte Aktualisierung: Januar 2015
Aktualisiert durch: Simon Korn, Biologe
Quellen:
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):  www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de (Abruf: 01/2015)
Deutsche Diabetes-Forschungsgesellschaft e.V. Düsseldorf:
www.diabetes-heute.uni-duesseldorf.de (Abruf: 01/ 2015)
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2015
Kerner, W. et al.: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. Diabetologie 2008; 3 Suppl 2: S157-S161
Nationale Versorgungsleitlinien Diabetes mellitus: www.versorgungsleitlinien.de (Abruf: 01/ 2015)
Schmeisl, G.W.: Schulungsbuch für Diabetiker. Urban & Fischer, München 2011
Wiegand, S.: Diabetes mellitus Typ 2 bei Kindern und Jugendlichen – Entstehung, Diagnostik und Therapie. Zeitschrift “Ernährung – Wissenschaft und Praxis”. 2007; 3: 124-131